7090512-1994_27_02.jpg
Digital In Arbeit

Ein Recyclingprodukt kämpft um seine Anerkennung

19451960198020002020

Als Verpackung beliebt, als Produkt ein schlechtes Image. Wie Altkunststoff verwertet wird und was daraus entsteht, wissen nur wenige. Im stillen entwickelt sich ein vielversprechender Markt.

19451960198020002020

Als Verpackung beliebt, als Produkt ein schlechtes Image. Wie Altkunststoff verwertet wird und was daraus entsteht, wissen nur wenige. Im stillen entwickelt sich ein vielversprechender Markt.

Werbung
Werbung
Werbung

Zugegeben, die wiederverwertete Verpackung ist nicht immer leicht zu erkennen. Wer denkt etwa beim Anblick der Fassade des Wiener Raimundtheaters schon an Styropor? Durch ein besonderes Verfahren kann aus einem ehemaligen Transportschutz-Material ein hochwertiges Recyclingprodukt gewonnen werden.

Die Osterreichische Kunststoff Kreislauf GmbH, kurz ÖKK, sorgt für die Wiederverwertung der in Osterreich gesammelten Kunststoffverpackungen: Fast 40 Recyclingbetriebe machen aus alten Pla-stiksackerln, Joghurtbechern oder Folien Rohmaterial für neue Kunststoffprodukte. Die Produktpalette kann sich dabei durchaus sehen lassen. So findet das schon erwähnte Altstyropor (chemisch gesehen: Polystyrol) vor allem in der Bauwirtschaft immer häufiger Verwendung. Neben Fassaden und Gesimsen werden Dämmplatten, Estriche und Schallwände erzeugt. Die Technologie ist mittlerweile soweit fortgeschritten, daß aus Styropor wieder Styropor, aus Joghurtbechern wieder Joghurtbecher entstehen und sich so der Kreis schließt.

Der Markt boomt derart, daß allmählich die Ressourcen knapp werden. So klagen die Styropor-Verwerter über zuwenig Material aus der Sammelschiene und sind teilweise gezwungen, Altstyropor im nahen Ausland zu besorgen. ÖKK-Ge-schäftsführer Dr. Robert Ralint-Erös kennt das Problem: Einerseits gebe es noch immer nicht genug gelbe Sammeltonnen - „die ARGEV zögert aus Kostengründen mit der Ausweitung des Holsystems" - und andererseits wisse die Bevölkerung nur unzureichend über Kunststoff-Recycling Bescheid. Ein Mißstand, den die OKK mit gezielten PR-Maßnah-men beseitigen will.

Zunächst will die ÖKK dem „negativen Meinungsprofil" entgegensteuern. Schon der Name „Kunst" -Stoff sei irreführend, so Erös, denn er suggeriere beim Konsumenten Unverwertbarkeit und damit Umweltfeindlichkeit. Doch genau das Gegenteil sei der Fall: allein in diesem Jahr würden ungefähr 80.000 Tonnen an Altkunststoffen aus dem Markt zurückgeholt, wovon etwa 60 Prozent wiederverwertet und der Rest zwischengelagert wird.

Die Verwertung erfolgt entweder stofflich oder durch die Verarbeitung zu Rohstoff oder thermisch durch Verbrennung zu Energiegewinnung.

Durch den EU-Beitritt könnte die Recycling-Euphorie allerdings empfindlich gebremst werden. Der Grund sind die niedrigen Verwerterquoten vor allem in Deutschland, wo laut Gesetz nur 80 Prozent des gesammelten Kunststoffs wiederverwertet werden muß, in Österreich aber das gesamte Sammelgut.

„Ich rechne mit einer Novellierung der Verpackungsverordnung" ist sich Erös aufgrund des regen Kunststofftransfers. sicher, „man wird mit den Quoten runtergehen müssen." Schon jetzt liege die Gesetzeslatte in Österreich ja viel zu hoch und könne - wie die Erfahrung zeigt - nicht eingehalten werden.

Letztendlich sei es aber ohnehin der Konsument, der durch den Kauf recycOlierter Produkte den Markt mitbestimmt und den Kunststoff im Kreislauf hält.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung