"Forschung in den Alltag bringen"

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Mit dem neuen Steirischen Forschungsrat setzt die steirische Wissenschaftspolitik einen weiteren Meilenstein, der schon jetzt nationale und internationale Beachtung erfährt.

Braucht Forschung die Politik - und braucht Politik die Forschung? Auf diese Frage hat die steirische Wissenschafts-Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder eine eindeutige Antwort: "Forschung darf sich nicht selbst genügen, aber braucht den Freiraum, Ergebnisse nicht vorweg nehmen zu müssen - und die steirische Forschungspolitik versteht sich primär als Vernetzer: zwischen Unternehmen und Unternehmen, zwischen Wirtschaft und Wissenschaft/Forschung und nicht zuletzt zwischen Meinungsbildnern und Politik." Die Vernetzer-Arbeit reicht dabei von der projektorientierten Zusammenführung von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik in Netzwerken bis hin zur Clusterbildung.

"Nicht zurücklehnen"

Diese steirische Kooperation ist in der österreichischen Forschungslandschaft einmalig - "was keinesfalls heißt", so Edlinger-Ploder, "dass wir uns damit zurücklehnen können, sondern diese beachtete Einmaligkeit ist gerade Ansporn, hiernoch mehr Ressourcen zu konzentrieren." In diesem Sinn ist der im Frühling dieses Jahres beschlossene "Steirische Forschungsrat" ein weiterer entscheidender Meilenstein. Der Rat soll eine beratende Funktion für "Zukunftsfragen" übernehmen, die über einzelne politische Themen und Sektoren, insbesondere auch über den unmittelbaren Bereich der Wissenschafts-und Forschungsförderung hinausreichen, um dem Land eine starke Position in der zukünftigen Weltwirtschaft zu sichern und eine gedeihliche und sozial verträgliche Entwicklung im Rahmen einer globalisierten Welt voranzutreiben.

Der Rat ist unabhängig und weisungsfrei. Alle anderen Forschungsbereiche in der Steiermark sind eingeladen, sich mit der Expertise des Rates aktiv auseinanderzusetzen und im Sinne größtmöglicher Synergien die Strategien gemeinsam zu verfolgen.

Der Rat soll dabei "keine Strategie schreiben, das müssen wir schon selber machen", aber eben diese Strategie bewerten und "kontrollieren, ob sich die Politik an ihre Sonntagsreden hält, sagt Edlinger-Ploder. Weitere Aufgabe des Forschungsrates sei die Abstimmung der steirischen Haltung zur nationalen Forschungspolitik. Als finanzielles Instrument für Rats-Empfehlungen soll der Zukunftsfonds des Landes dienen.

Das achtköpfige Team des Forschungsrates besteht aus der Chefin von Infineon Technologies Austria, Monika Kircher-Kohl, dem Vizepräsidenten der AVL List GmbH, Karl Wojik, dem Deutschen Claus Weyrich, Vorstandsmitglied der Siemens AG, dem Sappi-Vorstand Wolfgang Pfarl sowie der Vorsitzenden des Österreichischen Rats für Forschung und Technologiefragen, Knut Consemüller. Die Rektorenkonferenz wird Wolfgang A. Hermann, den Präsidenten der TU München, in den Forschungsrat entsenden. Landesrätin Edlinger-Ploder nominierte die frühere Vizerektorin der Grazer Med-Uni und Leiterin des Büros für Internationale Forschung und Technologiekooperation bei der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) Sabine Herlitschka sowie Doris Florian vom Brüsseler European Institute for Reference and Measurements.

Zukunftsdiskussion starten

Die acht Mitglieder des steirischen Forschungsrates sollen bei ihrer konstituierenden Sitzung zwei weitere Mitglieder kooptieren, sagte Edlinger-Ploder, wobei man noch weitere Frauen bzw. eine Person aus dem Bereich der Geisteswissenschaften "ins Boot holen" könnte, so die für Forschung zuständige Landesrätin.

Dem Rat würden dann in weiterer Folge die Strategiepapiere der Fachhochschulen, des Joanneum Research, der Universitäten und des Landes Steiermark vorgelegt. Diese würden dann nach eingehender Bewertung ihre Empfehlungen aussprechen.

Die Empfehlungen des Steirischen Forschungsrates richten sich an die Landesregierung, an die mit der Finanzierung von Forschung, Technologie, Innovation sowie damit verbundenen Aspekten der Förderung der Humanressourcen befassten Organe und Gesellschaften, die im Hoheitsbereich oder Eigentum des Landes stehen, einschließlich des Zukunftsfonds. Die Äußerungen des steirischen Forschungsrates stellen darüber hinaus Beiträge zu einem Diskussionsprozess über die Zukunft der Steiermark dar, zu dessen Fortführung und Entwicklung auch andere Institutionen und Akteure - aus anderen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Bereichen, ob auf der Ebene des Landes, des Staates oder Europas - eingeladen sind.

Generell ein Hauptanliegen für ihre Arbeit im Ressort für Wissenschaft und Forschung ist Edlinger-Ploder, "von Alpbach (den Technologiegesprächen, Anm.) in den Alltag zu kommen". Die Steiermark habe eine gute Tradition in der Wissenschaftsförderung, im Bundesländervergleich stehe sie gut da: Sie verfügt mit 3,67 Prozent über die höchste Forschungsquote aller Länder, von den 20 forschungsintensivsten Unternehmen sind fünf in der Steiermark angesiedelt. Die Wirtschaft stellt mit 70 Prozent außerdem den Löwenanteil an den Forschungsausgaben, 30 Prozent kommen von der öffentlichen Hand. Dennoch wäre der Aufschrei viel größer, würde sie in Graz einen Kindergarten sperren, als ein Forschungsinstitut.

"Symbole" für Forschung

Wichtig sind Edlinger-Ploder auch "Symbole" für die Forschung: So will sie die alljährlich im Jänner veranstalteten Mariazeller Technologie-und Ethikgespräche auf eine neue Basis stellen, 2007 sollen sie sich dem Thema "Mobilität" widmen. Ebenfalls 2007 soll der Pfingstdialog "Geist und Gegenwart" im südsteirischen Seggauberg fortgesetzt werden (Thema 2007: "Das Unbehagen in Europa"). Außerdem schreibt das Land heuer erstmals einen Preis für Wissenschafts-Publizistik aus, der nach Inge Morath benannt ist. Vergeben werden drei jeweils mit 5.000 Euro dotierte Preise, eine internationale Auszeichnung, eine für Print-und eine für elektronische Medien.

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