Es war während der Regierungszeit Katharina II., als russische Gesandte und Botschafter in den westlichen Ländern auf allerhöchsten Auftrag begannen, Gemälde und andere Kunstschätze zu erstehen und sie unverzüglich an den Zarenhof nach Petersburg zum Aufbau einer kaiserlichen Kunstsammlung, eben der Eremitage, zu senden. Die erste größere „Sendung“ traf 1765 in Petersburg ein. Als sieben Jahre später in Kronstadt, der Inselfestung vor Petersburg, die „Lastotschka“ (auf deutsch: die „Schwalbe“) vor Anker ging, wurden aus ihren Laderäumen 17 riesige Holzkisten, die mit
EINE FISCHERHÜTTE, EIN PAAR BÄUME und ein wackeliger Holzsteg, das ist der „Hafen“ von Tripidi, von dem aus wir in einem mit einem Außenbordmotor betriebenen Boot zur letzten Etappe unserer Reise, zum „Hagion Oros“, zum Heiligen Berg Athos, aufbrechen. Spiegelglatt und azurblau ist die See. Jeden von uns überkommt ein ungewisses Gefühl: Was wird uns diese Reise bringen? Werden wir dort die erwartete tief religiöse, weltentrückte Atmosphäre vorfinden, die uns in eine andere, bisher unbekannte Welt einführen wird, oder werden wir nur ein paar Heuchlern begegnen oder den letzten
Der an Überraschungen gewohnte Zeitgenosse wird von seiner Zeitung doch verwundert aufgeblickt haben, als er von der Anwesenheit des mit Acht und Bann belegten einstigen Ministerpräsidenten Bulganin beim traditionellen Silvesterempfang im Kreml las. Seit Lenin war es nicht mehr vorgekommen, daß eine gestürzte Größe wieder in den Kreis der Sowjetprominenz Zugang finden konnte. Daß sich die Zeiten und Methoden geändert haben, davon zeugt nicht nur diese Sensation auf auf dem Parkett der diplomatischen Bühne, nein, wir bemerken eine Umwälzung, die alle Bereiche des Lebens der
Seit Anfang Dezember 1962 ist das Leitmotiv der sowjetischen Presse die Frage der Kunst. Und wenn zunächst eine Vielzahl von Meinungen herauszulesen war, kristallisierten sich in den folgenden Wochen zwei dominierende Richtungen heraus — die der freien und die der gelenkten Kunst. Zweifellos waren dabei die Äußerungen Chruschtschows, die er beim I such der Moskauer Ausstellung machte, ausschlaggebend.Daß Chruschtschow bei dem Besuch der Moskauer Ausstellung der modernen Kunst sich zu diesem Thema skeptisch geäußert hatte, ist ihm nicht zu verargen. Nur wenige bringen es fertig, zu
Man ist schon irgendwie im Westen darauf eingestellt, jede Versammlung des obersten Parteigremiums, jede größere Rede Chruschtschows als Sensation zu werten, ob sie sich nun mit Sputniks, dem Tauwetter, Wirtschaft-fragen oder Desavouierungen der Vergangenheit oder noch lebender Parteigenossen beschäftigt. Nun, nach Chruschtschows fünfstündiger Rede vom 19. November und der darauffolgenden Diskussion und der noch nicht veröffentlichten Schlußrede Chruschtschows vom 23. November hat man sich im Westen mehr oder weniger darauf geeinigt, daß man im Pienum des ZK hauptsächlich nur
Eine Moskauer Studentin wurde mir einmal von ihrer Kollegin als „chocho-tunja“, als eine Person, die gerne lacht, vorgestellt. Und da entsann ich mich an manche „Berichte“ aus dem Osten, nach denen die Russen angeblich das Lachen verlernt haben. Vor mir stand jedenfalls ein lachendes, fröhliches, junges Ding, welches mit Neugier und mit dem den jungen Menschen der ganzen Welt eigentümlichen Lachen um des Lachens willen mich und die Welt betrachtete.Das Lachen ist wohl der treueste Begleiter des Sowjetbürgers durch alle Peripetien des Sowjetlebens. Man lacht dort über Witze, deren
Die Prawda, auf deutsch „die Wahrheit“, die älteste, größte und wohl einflußreichste Zeitung der Sowjetunion, erschien zum erstenmal am 5. Mai 1912 (22. April, nach dem alten russischen Kalender) in St. Petersburg, der alten Hauptstadt des Zarenreiches. Diese von allem Anfang an aufrührerische, revolutionäre Zeitung erschien völlig legal, wurde also trotz ihres Inhalts von den damaligen Behörden bis zu einem gewissen Grad geduldet. Obwohl sie in der Folge bis 1914 achtmal verboten, wurde, erschien sie doch prompt immer wieder unter einem etwas geänderten Namen, wie etwa
Es wurde in der Weltöffentlichkeit nur am Rande vermerkt, daß vom 16. bis 19. April 1962 im Kreml der Komsomol (d. i. Kommunisticeskij Sojur Molodezi, Kommunistischer Jugendverband) seinen XIV. Kongreß abhielt. Von den insgesamt 3878 teilnehmenden Delegierten waren 1237 Arbeiter der Industrie, des Verkehrs und des Bauwesens, 730 Delegierte kamen aus der Landwirtschaft, die restlichen waren Studenten. 90 Prozent aller Delegierten jedoch können Hochschulstudien bzw. Mittelschulreifeprüfung nachweisen. Diese Delegierten vertraten 19,5 Millionen junge Menschen von 61 in der Sowjetunion
hängen. Allerdings ist der Senator, der 1948 von den von der regulären Parteiorganisarion abgesplitterten südlichen Demokraten zum Präsidentschaftskandidaten nominiert worden war, in seiner Untersuchung so einseitig, daß selbst seine südlichen Parteifreunde ihn kritisieren.Wohl von Sorge um den Ausgang der Herbstwahlen getrieben, versuchte Präsident Kennedy mit kühner Strategie, die republikanisch-süddemokratische Allianz durch Aufrollung der republikanischen Flanke zu zerstören. Et übernahm sich aber und mußte eine Niederlage einstecken.Er schlug nämlich dem Kongreß vor, ein
Wie in Paris, London oder New York gibt es auch in Moskau unzählige Ausländer. Will man aber als Ausländer über die Ausländer in Moskau, also über die NichtSowjetbürger, Sprechen, so muß man eine gewisse Vorsicht walten lassen. Es gibt nämlich viele Sowjetbürger, die man auf den ersten Blick leicht für Ausländer halten kann, die sich aber schließlich als Angehörige einer der etwa 150 Nationen der Sowjetunion entpuppen und in Moskau zu tun haben oder hier wohnen. Diese Sowjetbürger wollen wir also ausklammern, denn ihre Problematik ist ganz anders geartet. Wir wollen uns hier mit
Wer in den letzten Wochen aufmerksam den Verlauf des XXII. Parteikongresses der Kommunistischen Partei in Moskau verfolgte, dem drängte sich unwillkürlich der Vergleich mit dem berühmten Januskopf auf. Das eine Gesicht bleibt vorderhand dem Westen verborgen. Das andere, uns zugewandte, schneidet Grimassen über die die Gefahr einer Kettenreaktion in sich bergende Entstalinisierung, die über Nacht als schlecht, irrig und verbrecherisch erklärte, was gestern noch gut, fortschrittlich und patriotisch war. Es speit Haß und Verachtung über den kleinen Bruder Albanien, dem aber der
In Moskau kann ein ganz gewöhnlicher Kinobesuch von besonderer Bedeutung sein. So erging es wenigstens mir. Es war weniger der gerade laufende Film „Die Ballade vom Soldaten”, der meine Aufmerksamkeit erregte, es war vielmehr das eigenartige Innere des Vorführraumes, ein schmaler, hoher Saal. Bloß die rückwärtigen Sitzreihen waren erhöht. Ich saß oben und fühlte mich wie auf einer Tribüne. Erst auf der Straße merkte ich: Ich hatte mich in einer ehemaligen Kirche befunden, mein Sitzplatz war dort, wo früher der Altar war. Dieses Erlebnis hinterließ in mir das bittere Gefühl,
DER GEFALLENE ENGEL ODER MOSKAU X997. Von Erik von Kuehne11- Leddihn. Herder-Bücherei. Herder-Verlag, Freiburg im Breisgau, X96I. 208 Seiten.- Preis 17.30 S.
Peredelkino ist ein Vorort von Moskau. Bekanntlich ist dort eine Dichterkolonie untergebracht. Dort leben und schaffen die Größen der zeitgenössischen sowjetischen Literatur, dort lebte und starb auch der Dichter Pasternak. Etwas kritisch wurde Peredelkino einmal von Scholochov, dem Autor des „Stillen Don“, ins grelle Licht der Öffentlichkeit gezogen, und zwar, als der geistreiche Dichter in einer am XX. Parteitag gehaltenen Rede den Bewohnern von herrlichen Staatsvillen riet, sich mehr für das wirkliche Leben zu interessieren und die Welt nicht nur aus ihrem Schlupfwinkel (lies:
Moskau stand im Frühling 1961 im Zeichen Jurij Gagarins. Dann wurden Schulreformen angekündigt, welche in ihrem Ausmaß die Fachwelt aufhorchen ließen, kurz darauf wurde die sowjetische Öffentlichkeit auf ein kommendes neues Parteiprogramm vorbereitet, dessen Entwurf am 30. Juli 1961 veröffentlicht wurde. Ein paar Tage später vernahm auch der in abgelegenen Gebieten lebende Sowjetbürger aus der Zeitung die Kunde, daß seit 6. August 1961, 9 Uhr Moskauer Zeit, „Wostok II“ den Erdball umkreise. Und daß es dem Major Titow, der das Raumschiff lenkt, gut gehe. Der ganzen Welt wurde
Zwischen der Friedenstaube unc dem Villenviertel, in dem sich übrigens auch die Villa von Nikita Sergejewitsch Chruschtschow befindet, stehl eine einsame kleine Kirche gegenübei der Lomonossow-Universität auf den Lenin-Bergen. Diese kleine Kirchs arbeitet, das heißt, sie dient ihrem ursprünglichen Zweck — als Gotteshaus. Also sie ist kein Museum, kein Schuppen, keine Wohnung, keine Ruine. Sie ist eine Kirche. Sie ist sogar eine sehr schöne Kirche. Sie ist wahrscheinlich der letzte Rest der alten Zeiten auf den Lenin-Bergen, hoch über Moskau. Wir — die österreichische