Wie Fliegen im Bernstein haben einige seiner Gedichte die Zeiten überdauert, weil sie von Franz Schubert vertont wurden: Als Ladislaus Pyrker von Felsö-Eör am 2. Dezember 1847 in Wien starb, stand das Finde einer Epoche bevor. In Wien und in seiner ungarischen Heimat kündigte sich die Be-volution an, die sogar den Kaiserthron ins Wanken brachte. Pyrker, der hochrangige Kirchenfürst und fleißige Dichter, hatte soeben sein 50jähri-ges Priesterjubiläum und seinen 75. Geburtstag gefeiert. Er war maßgeblich beteiligt an der Gründung der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften in
Auch die Volkslieder sind von ir-gendwem gedichtet worden. Nur wissen wir meist nicht, wer es war. Aber ob bekannter und unbekannter Verfasser, alle gehören einer fernen Vergangenheit an. Heute werden vielleicht noch populäre Lieder gedichtet. Aber richtige Volkslieder?In Wien gibt es den Karl Hodina. Der hat sich in jungen Jahren dem Jazz verschrieben und dann das alte Wienerlied entdeckt. Das wirklich gute, gefühlvolle, lebensweise, aber nie kitschige. Das hat er - meist mit einem Partner - öffentlich, in Gasthäusern, gesungen. Dazu einige neue komponiert und gedichtet. Und die sind
Es beginnt, wie bei vielen Debüt-Romanen, damit, daß der junge Autor auf sein kurzes Leben zurückblickt, von Mutter, Großvater und Schule erzählt. Aber bei Daniel Kehlmann spürt man bald, daß alles anders kommt und überraschende Wendungen bevorstehen. Vom Blitztod der Adoptivmutter bis - nein, das Ende, das furiose Finale soll nicht verraten werden. Das Buch ist eine Mehrstufen-Rakete. Neue Zündungen geben immer wieder neue Schubkraft. Zwischen dem Entschluß, Theologie zu studieren (ohne geradezu von Glaubens-Inbrunst getrieben zu sein) und der Entscheidung, doch nicht Priester zu
Die Schätze der Moskauer Museen finden durch die Beutekunst-Debatte immer mehr Aufmerksamkeit. Während man die Eremitage in St. Petersburg problemlos dem Zarenerbe zuschlagen kann, machten sich um den Moskauer Kunstbesitz vor allem bürgerliche Mäzene verdient. In der Sowjetzeit wurde dies verschleiert.Die wirtschaftliche Blüte, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, brachte Kaufleute hervor, die sich stark von den primitiven Händlern des alten Rußland unterschieden. Eine Welle von Patriotismus und Sla-vismus, der sich nach dem verlorenen Krimkrieg (1853 - 56) entwickelte,
Dazu kommt, daß Karlsruh für mich die interessanteste Stadt von der Welt geworden ist. Es gibt keine schönere Gegend, keine schHat dieser Josef K. tatsächlich nichts Böses getan? Von wegen! Mit jeder Seite entlarvt der Dichter mehr und mehr die Selbstgerechtigkeit und Hybris dieses Menschen. In Wahrheit hat Josef K. größte Schuld auf sich geladen, denn in fluchwürdigem Trotz schreibt er weiterhin „Brennessel”, obwohl das Gesetz „Brennnessel” gebietet, was alle anderen Menschen sorgfältig beachten. Natürlich wird dem Frevler der Prozess gemacht.Und nun nimmt dieser unselige
Geschichte
Immer noch kann man in Öster-. reich Reste einer einst intensiven Bismarck-Verehrung entdecken. Der preußische Ministerpräsident hatte mit dem Krieg von 1866 alle Hoffnung auf ein gesamtdeutsches Reich zerschlagen und die Deutschösterreicher auf ihre Aufgaben in Südost-Europa verwiesen. In einem umfangreichen Sammelband zum Thema der Reichsgründung von 1871 in der deutschsprachigen Literatur, herausgegeben von Germanisten der Universitäten Wien und Klagenfurt, geht Johann Sonnleithner diesem merkwürdigen Phänomen nach: deutschösterreichische Autoren hatten den Krieg von 1866 als
Auf dem Hauptplatz von Zagreb steht wieder das Reiterdenkmal jenes Ranus Jelaclc,” dessen Kampf für Habsburgs Thron anno 1848 in Wien so schnell vergessen wurde. Das bekam Franz Joseph zu spüren, als er am 14. Oktober 1895 das Kroatische Nationaltheater eröffnete. Damals spielte man die Oper „Nikola Zubic Zrinski” von Ivan Zajc, die Tragödie vom Opfertod in der Festung Szegetvär bei der Abwehr der Türken. Als jetzt, auf den Tag genau, das hundertjährige Bestehen des Fel-ler-und-Hellmer-Baues gefeiert wurde, stand ein anderer Öpfertod auf dem Programm: „Mila Gojsalica” von
Des 300. Todestages von Henry Purcell wird überall gedacht, die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik waren daher zu einer besonderen Anstrengung verpflichtet. Sie deuteten in Oper und Konzert das Umfeld des „Orpheus Britanni-cus” an. Zu Beginn war John Blows „Ode auf den Tod von Henry Purcell” erklungen. Der Freund und Lehrer hat Purcell um 13 Jahre überlebt. Seine „Masque” von „Venus und Adonis” weist viele Ähnlichkeiten mit Purcells „Dido und Aeneas” auf. Die Verschmelzung beider Werke zu einem Abend, wie sie dem Dirigenten Rene Jacobs gelang, macht das deutlich,
Alessandro Scarlatti (1660-1725), Lehrer von Quantz und Hasse und seinem Sohn Domenico, hat schon Händel beeindruckt. Von seinen 115 Opern sind 40 erhalten, eine wurde zu Beginn der „Festwochen der Alten Musik” in Innsbruck uraufgeführt. „Mitridate Eupatore” kommt ohne Barock-Schnörkel und Götter aus, sondern hält sich an die „Elektra”-Sage. Nur daß Mitridates (Orest) der Muttermord erspart bleibt, als er rächend an den Hof des ermordeten Vaters zurückkehrt. Den Dolchstoß gegen die Königin führt seine junge Gemahlin und bewahrt ihn so vor den Erynnien. Ein Liebesdienst
Warum Alois Brandstetter seine Bücher Romane nennt, ist nicht ganz verständlich. Es sind große Polemiken, man könnte fast sagen: Bußpredigten. Er räson-niert aus konservativer Sicht gegen den Zeitgeist. Der Altgermanist stützt sich auf profunde Kenntnisse des Mittelalters, die ihn natürlich nicht dazu verleiten, dieses als „gute alte Zeit” zu verklären. Und doch bringt der Vergleich von Gestern und Heute manche Klärung für die Gegenwart. Brandstetter sucht sich gern altüberlieferte Denkmäler aus, um von da aus vom Hundersten ins Tausendste zu schweifen: ein Kloster, eine
Das Bild prägt sich ein: Ein Ballett in Weiß schwebt über die dunkle Wasserfläche unter nächtlichem Himmel und hellem Mond. Beim „Fest in Hellbrunn” muß, wenn das Wetter mitspielt, nach Einbruch der Dunkelheit ein Ballett auftreten, bevor ein Feuerwerk den Abschluß markiert. Das hat sich in 25 Jahren unter verschiedenen Intendanten nicht geändert. Nach Gerhard Tötschinger ist es nun Peter Busse, der Ballett-Fachmann, der Herbert von Karajan viele Jahre hindurch als Assistent diente. Etwas mehr Geld hat man ihm bewilligt, Sponsoren versteht er anzusprechen. Während drinnen auf dem
Dominik Tatarka, slowakischer Dichter, starb 1989, als die anderen Hoffnung faßten - auch auf ein normales literarisches Leben. Er war hoch angesehen, konnte aber wenig gelesen werden („Du bist ein verbotener Dichter, aber nicht nur durch das Verbieten wurdest du zu einem Lieblingsdichter der nicht Verbotenen...”). Der Wieser-Verlag, der den Band „Allein gegen die Nacht” herausbrachte, weist darauf hin, daß noch etliche Texte nicht einmal auf Slowakisch veröffentlicht sind.Dort liest man jetzt lieber Bestseller aus dem Westen. Tatarka hat die Verschlüsselung zur Literatursprache
Eduard Macku hatte Gründe, zur Kröffnung der 35.Operetten-Festspiele in Bad Ischl den Triumphmarsch von Franz Lehär zu dirigieren. Am Abend leitete er beim „Grafen von Luxemburg” nur noch die Ouvertüre, dann übergab er den Taktstock sei-nefn Schüler Walter Erla. Eduard Macku hat soeben seinen 94. Geburtstag gefeiert, er kann sich nun zufriedenzurückziehen. Jahrzehntelang hat man die Operette tot gesagt, er hat durchgehalten, den Glauben an die Lebensfähigkeit der leichten Muse ebenso bewahrt, wie die Feinheiten von Rhythmus und Rubato, die Dosierung von Süße und Schmalz, vor
Werke, in denen die Apokalypse Klang geworden ist und die dennoch durch eben diesen Klang das Licht der Hoffnung noch im Untergang leuchten lassen”, hatte Intendant Michael Hampe für das Programm der Dresdner Musikfestspiele versprochen, die er zum zweiten Mal verantwortete. „Apokalypse” klang zunächst nicht einladend. Immerhin hatten die Dresdner schon das Gedenken an die Zerstörung ihrer Stadt im Februar und an das Kriegsende im Mai vor 50 Jahren hinter sich.Aber eine Auslastung von über 80 Prozent für die 63 angebotenen Veranstaltungen ist ja keineswegs enttäuschend. Nicht jedes
Der Hofkapellmeister Joseph Haydn hat am Fürstenhof der Esterhazy in Eisenstadt im Rang eines gehobenen Kammerdieners seine Dienste begonnen. Heute ist er vermutlich weltweit bekannter als die gesamte Fürsten-Dynastie. Auch sein Vorgänger Gregor Joseph Werner und sein Nachfolger Johann Nepo-muk Hummel haben geachtete Plätze in der Kulturgeschichte. Und selbst Zoltan Kodälys „Tänze aus Galänta” sind heute vielleicht mehr Leuten geläufig als der vollständige Name des Fürstengeschlechts: Esterhazy von Galanta.Das war der Stammsitz der Esterhazy in der Nähe von Preßburg, der
In Moskau soll der einbalsamierte Lenin endlich beerdigt oder verbrannt werden. Ohne ihn ist aber sein Mausoleum funktionslos. Ob der wütende Appell einiger Künstler helfen wird - eine Initiative hat sich die Bettung des Lenin-Mausoleums zum Ziel gesetzt — bleibt abzuwarten. Russische Denkmalpfleger haben sich nicht nur um „eines der wichtigsten Gesamtkunstwerke der Weltzivilisation” zu kümmern.Aber vielleicht kann der Wortführer der Protestierer, Direktor Peter Noever vom Museum für angewandte Kunst, dem Mausoleum ein Plätzchen an seiner „MAK-Riviera” bieten? Es würde die
Aus der geplanten großen Tournee der Dresdener Philharmonie 50 Jahre nach der Zerstörung ihrer Stadt wurde nichts. Statt andere betroffene Städte zwischen St. Petersburg und Coventry zu besuchen, führte die Spar-Variante das Orchester in Länder, wo heute noch und wieder Krieg ist: nach Kroatien und Israel. Verbundenheit im Leiden, gegenseitiges Verständnis sollte durch Musik ausgedrückt werden. Das Dresdner Orchester, das zweite neben der an der Dresdner Oper tätigen Staatskapelle, spielte Beethoven und in Zagreb auch Brahms. Dirigent war Michel Plasson, Klaviersolist Francois-Rene
Ilse Pollack, eine Romanistin, hat von 1976 bis 1984 als Lektorin in Portugal gelebt und, vermöge ihrer Sprachkenntnisse, Zugang zu einfachen Menschen gefunden. Ihnen gibt sie eine Stimme, indem sie ihre Schicksale erzählen läßt. Was wissen wir schon von Portugal, erst recht von den Fischern und kleinen Händlern. Der Titel „Fado” soll wohl eine Brücke zum Leser schlagen, der schon dort war und sicher diesen gefühlvollen Volksgesang kennengelernt hat. Der ist allerdings städtisch, während die Figuren, die uns sehr plastisch vorgestellt werden, meist vom Lande stammen. Portugal war
Der Spatzenfärber stellt aus Spatzen Kanarienvögel her. Die Farbe hält zwar nur bis zur nächsten Mauser, und singen kann der Vogel auch nicht, aber: „die Spatzenfärber kommen den selben Weg nicht zweimal vorbei”. So schließt das Buch von Victor Wiege, dem es nicht an derselben gesungen wurde, daß er einmal so heißen und so plaudern würde. Ein gefärbter Orientale, der irgendwo im sowjetischen-persischen Grenzgebiet zur Welt und mit seinem Namen Manzur Madavi nach Wien kam, wo er seit 30 Jahren lebt und sich vom hungernden Medizinstudenten zum angesehenen Filmemacher entwickelt
Der Titel der Ausstellung ist ein kulturpolitisches Signal: „Ungarn und Europa im Spiegel der Apponyi -Sammlung". Zum 150. Geburtstag des Diplomaten und Riliophilen Graf Sändor Apponyi (1844-1925) zeigt die Szechenyi-Nationalbibliothek in der Königsburg von Ruda den Querschnitt jener Sammlung, die der Graf ihr vermacht hat. Wie die Nationalgalerie war die Nationalbibliothek ursprünglich ein Teil des Nationalmuseums, dessen reiche Restände vor allem durch Stiftungen patriotischer Magnaten zustande kamen. Für die heutige ungarische Kulturpolitik ist die Ausstellung ein Releg für die
1967 kam im Prager Weinber-fe-Theater Pavel Kohouts tück „August, August, August" heraus: Der Traum des Clowns, einmal die weißen Li-Dizzaner vorzuführen, wird Deinahe wahr, aber zuletzt doch brutal abgewürgt. So wie es 1968 im August die Sowjetmacht in Prag machte. War das Stück 1969 im Wiener Akademietheater eine aktuelle Anklage, ist es heute wieder ein zeitloses Gleichnis auf die Kraft der Phantasie und ihren ewigen Kampf mit den Mächtigen. Die schlichte Einfalt des Clowns, die Einfachheit der Situationen, die an ein altes Puppenspiel erinnern, geben dem Text seine Lebensdauer und
Als inoffizielle Uraufführung wurde in Wien - vor Sofia — der neue bulgarische Film „Die Saison der Kanarienvögel” gezeigt, der gegen das Vergessen des kommunistischen Terrors ankämpft. Der Regisseur, der 38jährige Evge-ni Michailov zeigt am Schicksal einer Frau und ihres Sohnes, wie wenig Zeit den Menschen für ihr wirkliches Leben blieb.Die Vergewaltigung durch den Funktionärssohn führt zu erzwungener Heirat Lilis mit dem Ungeliebten. Als sie seinen Sohn zur Welt gebracht hat, verschwindet sie infolge falscher Anschuldigungen im Arbeitslager. Eine kurze Phase der Geborgenheit
Michel Plasson, häufiger Gast am Pult der Wiener Staatsoper, kann sich auch mit seinem Orchester von Toulouse sehen und hören lassen. Es gilt heute als das beste in Frankreich außerhalb von Paris. Viele Schallplatten belegen es. Und jüngst war es eine Aufführung von Richard Wagners „Parsifal" in der alten Getreide-Markthalle von Toulouse, mit ihrer erstaunlichen Akustik, bei der das Orchester die solide Klang-Grundlage für ein gutes internationales Sänger-Ensemble und eine reizvolle Inszenierung von Jean-Pierre Ponelle gab. Ponelle sieht in Parsifal „die einzige Oper aus
Die ungarische Hymne beginnt seit 140 Jahren mit dem Wort „Gott". Bei der kürzlich erfolgten Wiedereröffnung der Budapester Staatsoper nach mehr als dreijähriger Erneuerung sang der Chor auf der Bühne, die Spitzen von Partei, Staat, Diplomatie, die Künstler-Prominenz aller Sparten und sonstige Ehrengäste blieben stumm.Dennoch war dieses Fest mehr als eine Demonstration nationaler Einheit. Es gewann beinahe eine sakralen Charakter, als am Schluß der „Psalmus Hungaricus" von Zoltän Kodäly szenisch aufgeführt wurde: der Chor in alten Bauerngewändern über die Bühne verteilt, in
Neue Fakten über das Attentat von Sarajevo, das fast 70 Jahre her ist? Milo Dor, österreichischer Schriftsteller serbisch-altösterreichischer Herkunft, hat Dokumente und Akten beider Seiten studiert und seine Wahrheit aufgeschrieben — die Wahrheit des Schriftstellers, der vielleicht am ehesten das komplizierte und widerspruchsvolle Thema in den Griff bekommen kann.Während die Wogen des Chauvinismus schäumen, sucht der Untersuchungsrichter Dr. Leo Pfeffer nach der Wahrheit: ein Mann, der sich einem übernationalen Osterreich verpflichtet fühlt und einem Recht, das jedem Menschen
In der regionalen Presse gab es Huldigungen, Erinnerungen an denkwürdige Ausstellungen, an „ein Stück altösterreichischer Kultur und Lebensart", die er an den Oberrhein gebracht habe. Aber am besten kann man das Werk von Ernst Petrasch würdigen, wenn man ganz allein und in aller Ruhe durch die Räume des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe wandert, wo der gebürtige Wiener 32 Jahre lang, davon 14 Jahre als Direktor gewirkt hat.Die einst großherzoglichen Sammlungen reichen von der Antike bis zum Jugendstil, haben berühmte Schwerpunkte in den Keramiken und Fayencen und in der
Unter den vielen Plakaten, die in Budapest für vielerlei werben, fällt dem Gast ein hier ungewöhnliches auf: es zeigt eine ausgestreckte Hand, über der ein Kelch schwebt, und zeigt „Sammlungen kirchlicher Kunstschätze" an, die im Kunstgewerbemuseum ausgestellt sind. Das ist ein groß angelegter Versuch, den kirchlichen Kunstbesitz in Ungarn zu versammeln und einem interessierten Publikum darzustellen.Natürlich kann es sich nur um eine Auswahl aus den beweglichen Kunstschätzen handeln, die sonst meist in kirchlichen Museen und Schatzkammern geborgen sind. Aber es handelt sich um
Eine Welle kritischer Vergangenheits-Bewältigung geht zur Zeit über Ungarn hinweg. Vor allem die Stalin-Zeit nach der endgültigen Machtergreifung der Kommunisten im Jahre 1948 wird analysiert. Erinnerungen an Fehler, Mißgriffe, Brutalitäten im Zuge der Machtübernahme durch eine radikale Minderheit werden wach. Aber für einen großen Teil des Volkes sind das heute schon historische Ereignisse, an denen sie keinen Anteil hatten.Mit ungläubigem Staunen mögen sie vernehmen, was einmal möglich war, wovor aber auch gewarnt werden soll. Zwei Filme sollen als Beispiel stehen für den Mut
Johann Nepomuk Hummel hat sich in den Diensten des Fürsten Nikolaus II. Estherhäzy in Eisenstadt (1804-1811) nicht besonders ausgezeichnet, aber immerhin ist er als Komponist wie als Klaviervirtuose berühmt geworden.Zum 200. Geburtstag wurde im Eisenstädter Schloß eine Ausstellung installiert, von der nur Eingeweihte wissen. Teuer gedruckte, aber rare Plakate verschweigen die Öffnungszeiten. Im selben Schloß gab's auch ein Festkonzert mit dem Pianisten Hans Kann und Solisten der Wiener Philharmoniker.Im Schloß amtiert auch die „Kulturabteilung des Amtes der Burgenländischen
Diesmal waren unter den Historikern, die sich in Krems an der Donau versammelten, besonders viele Ordensleute: aus Klosterneuburg, Lilienfeld, Göttweig, Geras, Salzburg, Maria Laach und vielen anderen Klöstern. Das Institut für mittelalterliche Realienkunde hatte zu einem Kongreß über „Klösterliche Sachkultur des Spätmittelalters“ eingeladen.Abseits von der Geschichte der Dynastien und der Kriege, aber auch nicht direkt auf die Geistesgeschichte ausgerichtet, wird in dem Kremser Institut die Geschichte des Alltags erforscht. Die Klöster haben nicht nur religiöse Ausstrahlung, sie
Nur wenige der rund zwanzig Spielfilme, die pro Jahr in Ungarn hergestellt werden, können sich auf dem Weltmarkt durchsetzen. Bei den übrigen mangelt es nicht an Qualität. Aber sie kommen kaum an bei einem Publikum, das die ungarischen Verhältnisse, die Probleme des heutigen Lebens, die sozialen Verhältnisse nicht kennt. Daher ist es umso verdienstvoller, daß der Staat Filme für eine Minderheit subven-tioniert, die sich überdies oft recht kritisch mit dem heutigen Ungarn auseinandersetzen.
Zum 15. Mal wurden durch die Wiener Universität die Herder-Preise der Hamburger Stiftung F. V. S. vergeben. Es werden jedesmal in feierlichem Rahmen sieben Persönlichkeiten aus Ost- und Südosteuropa ausgezeichnet, also gibt es bereits über hundert Preisträger. Dazu kommen ebenso viele junge Künstler und Wissenschafter, die ein Jahr in Wien studieren konnten, denn jeder Preisträger darfeinen Stipendiaten mitbringen. Er muß sich allerdings verpflichten, sein Können später wieder seiner Heimat zur Verfügung zu stellen. Aber treffen können einander die Preisträger und Stipendiaten
Die „Woche des neuen Schaffens“, mit der der tschechische Komponistenverband alljährlich neue Werke seiner Mitglieder vorstellt, fand diesmal gleichsam in aller Stüle statt. Wohl waren die Mitglieder zahlreich versammelt der Saal im Haus der Künstler gut besetzt. Aber die ausländischen Beobachter, die man sonst gern einlud, waren spärlich - vor allem die aus westlichen Ländern. Es war, als hätten einige Verantwortliche gespürt, daß die Ernte des Jahres 1977, die ja zu einem großen Teil dem Jubiläum der Oktoberrevolution gewidmet war, nicht allzu präsentabel ausfallen würde.
Die zeitgenössische tschechische Literatur wird heute vorwiegend von Autoren repräsentiert, die in ihrer Heimat nicht anerkannt werden. Von den „begnadigten“ wie Jiri Sotola und Bohumil Hrabal hat man in den letzten Jahren wenig gehört. Daß manche, die nie umstritten waren oder inzwischen herangewachsen sind, von westlichen Verlagen ignoriert werden, weil sie kein werbewirksames „politisches“ Schicksal haben, mag ungerecht sein. Sie werden jedenfalls im Westen nicht bekannt und in der CSSR kaum diskutiert. Die Autoren, die sich mit dem aktuellen Schicksal ihres Volkes auseinandersetzen, leben entweder zu Hause (und dürfen dort nicht publizieren) oder in der Emigration. Gemeinsam ist ihnen, daß sie von ihren eigentlichen Lesern getrennt sind. Aber auf ihrem dichterischen Niveau sind ihre Gedanken auch anderswo verständlich und nachfühlbar.
Zum 14. Mal wurden von der Wiener Universität die Gottfried-von-Her- der-Preise der Hamburger Stiftung F. V. S. überreicht. Die Art der Vergabe durch ein unabhängiges Kuratorium aus Fachleuten mehrerer Länder, die Überreichung im neutralen Österreich: das hat sich bewährt. 1964 wollte der Hamburger Mäzen Alfred Toepfer eine Geste der Versöhnung machen, eine Brücke schlagen zu sieben Ländern, die besonders unter dem deutschen Angriffskrieg gelitten hatten. Er ging damit der Bonner Diplomatie um Jahre voran. Heute gibt es zwar normale diplomatische Beziehungen, aber es zeigt sich, daß der Brückenschlag immer wieder aufs neue vollzogen werden muß. Denn immer noch wissen wir erschreckend wenig über das kulturelle, das wissenschaftliche Leben in Südosteuropa. Wie viele Künstler es in Bulgarien, in Rumänien geben mag, die Anerkennung, Ermutigung in der Welt verdient hätten und die doch kaum über die Grenzen ihres Landes hinaus finden. Wie viele Gelehrte ein Leben damit verbracht haben, unter oft unzulänglichen materiellen Voraussetzungen, in entsagungsvoller Kleinarbeit die Grundlagen unserer Kultur aufzuhellen - wer weiß das schon in Mitteleuropa?
Man hält in der CSSR viel von Jubiläen, von runden Geburts- und Gedenktagen. Die Retrospektive ist fester Bestandteil nicht nur des Kultur-, sondern des öffentlichen Lebens überhaupt. Das Programm des Musikfestivals „Prager Frühling“ war wie alle Jahre von solch pietätvollen Faktoren mitgeprägt. Man gedenkt Mozarts 220. Geburtstages mit einem Zyklus seiner Opern im Tyl-Theater, demselben Haus, wo der Meister selbst seinen „Figaro“ und die Uraufführung des „Don Giovanni“ erlebt hat. „Cosi fan tutte“, „Figaros Hochzeit“, „Entführung aus dem Serail“ und „Don