Zur Kritik am Liturgie-Papier

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Zu meiner Kolumne mit der Kritik an der jüngsten vatikanischen Liturgie-Instruktion (Furche Nr. 20/04) wurde mir mehrfach entgegengehalten, ich hätte darin nichts über Missstände und Missbräuche der Liturgie geschrieben. Unter Missbrauch der Liturgie verstehe ich aber deren bewusst falschen Gebrauch bzw. deren bewusste Verwendung zu schlechten Zwecken. Ich kann daher den pauschalen Missbrauchsvorwurf gegen alle, die von den Normen der Instruktion abweichen, nicht akzeptieren.

Zweifellos geht so manches schief und verfehlt sein Ziel, was als Brückenschlag zwischen überlieferten Formen und dem heutigen Denken und Empfinden gedacht ist. Ebenso zweifellos gerät immer wieder die Sorgfalt für den Inhalt des Weiterzugebenden gegenüber der Bemühung um eine ansprechende Form der Weitergabe ins Hintertreffen. Und dass Christinnen und Christen ein Recht darauf haben, den Gottesdienst der Kirche mit dessen Wesensbestandteilen feiern zu können, ist selbstverständlich.

Seltsamerweise verliert die Instruktion jedoch kein Wort darüber, dass dieses Recht längst durch die Verknappung an Vorstehern der Eucharistie de facto immer mehr eingeschränkt wird. Es ist absehbar, dass "Selbsthilfe"-Maßnahmen der Gemeinden in dem Maß zunehmen werden wie die Autorität der Kirchenleitung aufgrund ihres Umgangs mit diesem Thema abnehmen wird.

Wirklicher Missbrauch von Liturgie ist ein zeitloses Thema. Selbstdarstellung derer, die eigentlich Diener sein sollten, Eitelkeiten und lächerliche Vorrechtebehauptung hat es ebenso immer gegeben wie schlampige Vorbereitung oder alibimäßigen Vollzug. Massivsten Missbrauch von Gottesdienst, nämlich Gotteslästerung, nennt die Bibel aber einen Kultbetrieb, der sich von der "Sorge für das Recht" und der "Hilfe für die Unterdrückten" abkoppelt. Siehe Jesaja 1,10-17.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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