Werbung
Werbung
Werbung

Wilhelm Kaufmann im Wiener Dom-und Diözesanmuseum.

Einen Insidertipp, so könnte man Wilhelm Kaufmann nennen. Und einen Vollblutmaler. Und einen aus der verlorenen Generation. Der Generation jener Maler, die durch den Ersten Weltkrieg einen ersten Rückschlag erlebten, sich in der Zwischenkriegszeit mit katastrophalen Bedingungen mehr oder minder abfinden mussten und die ein zweites Mal unter Krieg und Diktatur zu leiden hatten. Nach all dem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts dann noch einen so genannten Durchbruch zu schaffen, gelang kaum einem. So viel Kampf sieht man vielen Arbeiten aus dieser verlorenen Generation an.

Ganz anderes erlebt man das bei Kaufmann. Sein Farbrausch übersteht alle Wirren und bündelt sich zu lebendigen Ansichten zwischen der Wiener Heimat und dem mediterranen Raum.

Der 1895 geborene Wilhelm Kaufmann ist ein großes und früh-reifes Talent. Bereits mit 16 Jahren studiert er an der Akademie, der Krieg entführt ihn aber an die Front. Nach dem Ende des Krieges lebt er als freischaffender Künstler und ist Mitglied der führenden Künstlervereinigungen wie der Faistauergruppe und dem Hagenbund. In der faschistischen Zeit ist er mit Berufsverbot belegt und verdingt sich als Hilfsarbeiter in einer Zahnradfabrik.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt er wichtige Aufträge und verdiente Auszeichnungen. Als er 1975 stirbt, geht mit ihm auch die Tradition der expressionistischen Malerei der ersten Generation zu Ende.

Die Berichte stimmen wohl, Kaufmann habe nie ohne Bleistift das Haus verlassen, um immer und überall für eine wichtige optische Notiz bereit zu sein. Die dabei geforderte Spontaneität überträgt er dann auch auf seine Leinwände. Er verwendet den Pinsel, zumeist mit breit geführten Strichen, wie einen Bleistift. Die Mächtigkeit der Farbe hält jedes einzelne seiner Bilder zusammen, Details sind verkümmert, zu abstrakten Kürzeln zusammengezogen, umso klarer und authentischer präsentiert sich der Gesamteindruck. Wenn zum Beispiel die Stadtansichten nicht von der Statik der Gebäude erzählen. Eher spürt man die heiße Luft vibrieren oder Gerüche steigen einem in die Nase, obwohl man sich gar nicht wirklich in jenem Hafen oder diesem Park aufhält.

Diese spontane Malweise legt auch das künstlerische Temperament offen, Kaufmanns Bilder wirken daher nicht wie wohl sortierte Sonntangsreden, sondern viel eher wie anregende Gespräche unter Gleichgesinnten. Er richtet damit immer eine unmittelbare Einladung an die Betrachter, mit seinen Bildern auf Reisen zu gehen und die unbekannten, noch mehr aber die bekannten Schauplätze seiner Bilder zu erkunden.

Wilhelm Kaufmann

Farbträume des Südens,

Wiener Impressionen

Erzbischöfliches Dom-und Diözesanmuseum, Stephanspl. 6, 1010 Wien

Bis 1. 4. Di-Sa 10-17 Uhr

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung