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Katholische Arbeiterjugend

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In diesen Tagen stattet der Nachfolger Kardinal Cardijns, Generalkaplan der internationalen KAJ, Kanonikus Marcel Uylenbroeck, Österreich einen Besuch ah. Aus diesem Anlaß mag es angezeigt erscheinen, sich mit dem gegenwärtigen Stand und dem künftigen Weg der Katholischen Arbeiterjugend Österreichs zu beschäftigen; zumal die Position der Katholischen Arbeiterjugend wie überhaupt die organisatorische Form der Katholischen Jugend im Rahmen der verschiedenen Diözesansynoden sowie auch in internen Überlegungen der Katholischen Jugend neu überdacht werden sollen.

In diesen Wochen sind es 22 Jahre, daß die Katholische Arbeiterjugend — in späterer Folge auch die Katholische Arbeiterbewegung — in einer Wliener Vorstadt-Arbeiiterpf'airre die Geburtsstunde in Österreich erlebte. Die KAJ, die sich in den ersten Jahren nach ihrer Gründung mit einem Feuer wahrer Begeisterung in 'sämtlichen Bundesländern, verbreitete und in der Folge ein nicht wegzudenkender Faktor im kirchlichen Leben und im Apostolat unter der Arbeiterschaft wurde, erlebt derzeit nach Ansicht kritischer Beobachter eine schon seit einigen Jalhren spürbare Krise. Während Freunde, Verantwortliche und Priester der KAJ diese Phase durch verstärkte Anpassung an die heutigen Gegebenheiten, durch eine stärkere Besinnung auf die geistigen Grundlagen und die wesentlichen Aufgaben der KAJ sowie durch eine intensivere Bildung von Leitern, Aktivisten und Arbeiterseelsorgern meistern wollen, sehen beispielsweise die Anhänger einer ungegliederten, einheitlichen Pfarrjugend ihre Stunde gekommen und plädieren für eine Auflassung der barufsständischen Gliederungen (Arbeiter-, Land- und studierende Jugend).

Das Lebenswerk Cardijns

Den Anstoß für die Gründung der heute weltweiten KAJ gab zu Beginn unseres Jahrhunderts ein belgischer Priester namens Josef Cardijn. Als Sohn eines Arbeiters lernte er schon in früher Jugend die Not und das Elend der Arbeiterjugand kennen. Er sah auch, daß sich die Arbeiterschaft immer weiter von der Kirche entfernte. Ganz langsam gewann er einige wenige junge Arbeiterinnen und Arbeiter. Jahrelang mühte er sich in einem Brüsseler Arbeiterbezirk ohne Anerkennung oder sichtbaren Erfolg. Bei den Gegnern der Kirche erntete , er Mißtrauen und Ablehnung, Mitbrüder und kirchliche Vorgesetzte hielten ihn für verrückt, sein Vorhaben für undurchführbar. Nach und nach gelang es dennoch, in vielen Teilen Belgiens Gruppen ins Leben zu rufen. 1920

■ erschien die erste Zeitung der KAJ, 1925 wurde Cardijn — damals schon

, für die KAJ Belgiens freigestellt — , erstmals von Papst Pius XI. emp- : fangen. „Endlich jemand, der von der Masse spricht. Sie sind der

■ erste, der mir die Arbeiter bringen i will", sagte der Papst. „Sagen Sie

Ihren Leitern und Mitgliedern: Ihre Bewegung ist meine Bewegung.“

Die KAJ ist heute in mehr als 100 Ländern aller Kontinente tätig, in zahlreichen internationalen Organisationen durch ständige Beobachter vertreten (UNO, UNESCO, ILO usw.) und hat viele im öffentlichen Leben führende Persönlichkeiten — der Präsident des Internationalen Bundes Christlicher Gewerkschaften kommt z. B. aus der KAJ — faervor- gebracht. Soweit zur Geschichte der Bewegung. Ergänzend wäre noch zu sagen, daß sich — sozusagen als Fortsetzung der KAJ — in den meisten Ländern, so auch in Österreich nach 1955, eine Katholische Arbeiterbewegung (KAB) entwickelt hat.

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