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Wie war das doch noch mit dem Wetter, so vor einem Jahr? Menschen ohne Klimaanlage im Auto werden sich noch ziemlich genau an die saunaähnlichen Zustände in ihrem Vehikel erinnern. Knapp nach Ostern war es schon ziemlich warm, dann grimmig warm und immer wärmer, ganze 4 Monate lang. Was dem Menschen nur bedingt gefallen hat, war auch für die Trauben keine echtes Vergnügen. Da drosch entweder der Hagel seine Schneisen in die Weingärten oder das Wasser reichte nicht für alle Rebstöcke. Ganz im Gegensatz zum heurigen Jahrgang, stand es nämlich auch mit dem Wasservorrat, der sog. Winterfeuchte, nicht zum Besten. Besonders Junganlagen litten schwer unter Wassermangel, soferne man sie nicht bewässern konnte. Was oft mehr als schwierig war, wurde doch mancherorts sogar das Trinkwasser rationiert. Mitte August - das hat es in Österreich noch nie gegeben - wurde schon auf Teufel komm raus gelesen. Knapp bevor man sich auf die roten Trauben stürzen wollte (das zumindest hatte das Jahr 2000 gelehrt - wer damals zu spät dran war, hatte sonnenverbrannte Rosinen in der Butte. Sicher keine Basis für große Rotweine), fiel das Thermometer anständig. Die Reife ging danach - durchaus erwünscht - etwas zögerlicher voran. So konnten im September wahre Wundertrauben eingefahren werden. Die ersten roten Fassproben des 2003ers zeigen auch echtes Format: extrem dicht und dunkel in der Farbe, dazu Tonnen von Tannin - aber von der reifen, körnigen Sorte. Kraft, Extrakt, Fleisch, dem 2000er eindeutig überlegen. Beim Weißen ergibt sich hingegen ein uneinheitliches Bild. Die Wachauer Steinfedern sind beispielsweise ziemlich rar gesät, simple Brot-und-Butter- Welschrieslinge bringen es leicht auf 12 Vol.% und mehr. Wenn schon Kraft und Körper, dann wäre halt als Gegengewicht balancierende Säure gefragt. Auf die trifft man wesentlich öfter als erwartet. Vor allem dann, wen der Winzer früh genug mit der Lese zuschlug. Wenn nicht, dann anschnallen für Schwergewichte, welche der Holzpyjama (Barrique und Co.) gar trefflich kleiden wird. Was uns noch überrascht hat: die Aromasorten zeigen ein ganz starkes Profil. Für Freunde edelsüßer Gewächse heißt es heuer passen: herbstliches Kaiserwetter und Edelfäule Botrytis cinerea - das schließt sich eo ipso aus.

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