Wann der Herrgott wü

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1993 wollte er nur mit Einschränkungen. Auch sein Mitarbeiter in der Wetterredaktion, ein gewisser Herr Petrus, wollte nicht so recht: dem frühesten Austrieb seit überhaupt, folgte ein mäßiger Sommer. Mancherorts war's zu trocken, dafür öffnete im September der Himmel seine Schleusen. Damit war die Hoffnung auf einen großen Jahrgang endgültig gestorben. In der Schlussabrechnung gab es 2 bis 3 (von 5 Sternen) für die Weißen, für die Roten gar 4 bis 5. Was es zu überprüfen galt.

200 Flaschen, zum größten Teil vom besagten Jahrgang, standen im Rahmen des Lektorenmeetings an der Weinakademie am Prüfstand. Endabrechnung neu im Jahre 2004: naja! Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass alle großen Namen mit von der Partie waren und die Weine unter perfekten Bedingungen reifen durften. Lustig der steirische Einstieg, ein Schilcher von Lazarus: lichtbraunes Rosé, frische Nase, Ribisel am Gaumen und eine Mördersäure. Immer noch sehr lebendig präsentierten sich die Muskateller von Sattler und Otto Riegelnegg: ausreichend Säure, die Sorte markant präsent, sehr sauber im Duft. Von den Veltlinerwinzern wurde F.X. seinem Megaruf am ehesten gerecht: ein nicht näher deklarierter Grüner (keine Angabe von Lage, Gradation etc.), fährt intensiv in die Nase, Duft nach frische Erbsen, am Gaumen nuancenreich mit dem klassischen Pfefferl im finish. Der Bründlmayer'sche Veltliner roch süßlich und schmeckte recht attraktiv: mineralisch, nach Eibischteig, aber zugleich auch ziemlich dünn und säurebetont. Richtig gesungen hat der Riesling von Prager: warme Nase, Orangenblüten und nur ein Hauch von Petrol, fest am Gaumen, sehr lang. Das Gegenstück in Rot kam von Lentsch aus Donnerskirchen: ein Pinot noir mit strahlender Himbeernase, reich und dabei feingliedrig, nur ein Hauch Bitterl am Gaumen. Erwartungsgemäß die beste Konstitution zeigten die Süßweine. Darunter ein 84er Bouvier vom Rosenhof/Vinzenz Haider: zwar schon ziemlich flüchtig in der Nase, aber tiefe, kräftige Honigfrucht, gute Balance. Fazit: Vorurteil bestätigt, kleine Jahrgänge taugen nur bedingt zur Überlagerung. Wenn schon, dann Süßwein horten!

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