Der Spargel arbeitet gewaltig daran, sich als fixe Größe im alljährlichen Festtagsreigen zu etablieren.
Und damit auch heuer wieder nichts schief geht mit der Liaison der beiden Liebenden, taten sich ÖWM und Gault Millau zusammen, um Gemüse und Rebstock gefühlvoll unter die Haube zu bringen. Der Spargel ist ja de facto eine geschmacklich bipolare Stange: Tatsächlich finden wir im begehrten Köpfchen Nuss-aromen, buttrige Noten, Chlorophyll, die Stange hingegen zeigt sich langfasrig (wenn schlecht geschält) und immer mit einem feinen Bitterl ausgestattet. Die Brücke zwischen diesen beiden Noten schlägt ganz gekonnt ein kräftig würziger Grüner Veltliner, harmonisch, reich und rassig. Immer stärker als Genusspartner etabliert hat sich die vielköpfige Burgundergruppe. Wir denken da primär an den Weißburgunder, der gemeinsam mit dem Grünen wahrscheinlich die genüssliche Speerspitze im Spargelfeld bildet. Chardonnay/Morillon heimischer oder internationaler Prägung steht ebenfalls an vorderster Front, wenn es um ein perfektes Paar von Wein und Speise geht. Der Ruländer/Grauburgunder schmiegt sich auffallend feurig, kräftig an die üppigen Soßen, die mit dem Spargel so einherschweben. So ein saftig-straffer Bund weißer oder grüner Spargel wäre auch die ideale Gelegenheit, um im Keller nachzuschauen, wo denn gewisse Schätze - des Öfteren aus der Thermenregion - vergraben sind: Neuburger, Zierfandler, Roter Veltliner oder der lazarusmäßig neuauferstandene Gemischte Satz. Alles nur weiß? Tannin oder Gerbstoff, also die Basis für gut lagerfähigen, großen Rotwein kommt mit einigen Speisen ganz gut aus. Kreuzt allerdings die starke Bitternote die Klingen mit zartem Gemüse, tscheppert es gewaltig. Die heimischen Winzer bieten trotzdem genügend Alternativen, die ohne Gerbstoffwatschen auskommem: leichtfüßigen Pinot noir etwa oder fruchtfrohen Zweigelt. Wohl bekomm’s!
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