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Heimischer Weinbau und sein Qualiiäissireben
Der österreichische Weinbau ist im Begriff, sich durch seinen Reichtum an Qualitätssorten Weltgeltung zu verschaffen. Und dies trotz seiner wirtschaftlichen Notlage.
Wer einmal durch die Wachau, durch das Kamptal oder über die „Weinstraße“, durch das Südbahn-Weinbaugebiet gekommen ist, wer die lockenden Weinrieden rund um Wien durchwandert hat oder über die „Brünner Straße“ nach Poysdorf und dem verträumten Falkenstein gefahren ist, der kann die Bedeutung des Weinbaues besonders in Niederösterreich, wo sogar ein Landesviertel nach dem Wein benannt ist, ermessen. Im Burgen-1 a n d ist es besonders das Gebiet um den Neusiedler See, welches in seiner Eigenart entzückt und dem dortigen Weinbau seine besondere Note verleiht. Auch der Weinbau der grünen Steiermark weiß die goldenen Sonnenstrahlen im eigenen Lande einzufangen. Die Vorrangstellung Niederösterreichs, wo mehr als 500.000 Menschen allein von den Erträgnissen des Weinbaues leben, bleibt dabei unbestritten.
Eine reiche Qualitätsschau
Niederösterreich verfügt über rund 53.000 Weinbaubetriebe in zum Teil sehr unterschiedlichen Lagen. Dementsprechend gibt es hier, wie überhaupt in Oesterreich, fein differenzierte Weinsorten. Da wächst für jeden Geschmack ein „gutes Glas“. Dennoch kann ton einer niederösterreichischen Standardsorte gesprochen
werden. Es ist dies der „Grüne Veltliner“, ein blumiger Wein, der zu den besten Tafelqualitäten zählt und reichlich produziert wird. Ein Qualitätswein erster Sorte ist der „Zierfandler“: Mild, alkoholreich, mit einem zarten Sortenbukett. Er ist wie auch der etwas härtere „Rot-gipfler“ ein Spezialwein des Südbahngebietes in Gumpoldskirchen und Baden. Bei den Spitzensorten dieser Gegend muß noch der würzig milde „Neuburger“ erwähnt werden. Als feiner Tafelwein ist der zartbukettierte „Grüne Syl-vaner“ zu nennen und als „König der Weine“ der „Rheinriesling“. Dieser bezieht seinen typischen Rieslinggeschmack, seine duftige, kräftige Blume aus steinigen Bergrieden, wie sie sich hauptsächlich in Niederösterreich finden. Er ist fruchtig in der Säure und weist gerade den richtigen bekömmlichen Alkoholgehalt auf.
Während man im niederösterreichischen Weinbaugebiet noch häufig den „Roten Veltliner“, seltener den aromatischen „Muskat“, den „Riesling Sylvaner“ (Müller-Thurgau) und an Rotweinen den „Blauen Portugieser“ (Retz, Haugsdorf, Vöslau), „Blaufränkisch“ (Südbahn), teilweise auch den „Burgunder blau“ antrifft, wartet das Burgenland gerade mit dem starkschmeckenden aromatischen „Muskat Ot-tonel“, dem gewürzartigen „Furmint“ und „Passatutti“ (Muskat Gutedel) auf. Freilich
sind hier auch die in Niederösterreich heimischen Sorten vertreten, doch können sie mit Ausnahme des „Welschrieslings“ (Rust, Oggau, Donnerskirchen, Mörbisch u. a.) im Burgenland nicht als typisch bezeichnet werden. Die häufigste Rotweinsorte ist „Blaufränkisch“.
Typisch für die Steiermark ist ein Wein von ganz hellroter Farbe und mit angenehmer Säure: Der „Schillerwein“ oder „Schilcher“. Neben anderen, bereits erwähnten Sorten spielt noch der aromatische Weißwein „Morillon“ eine besondere lokale Rolle. Ueber die örtliche Bedeutung kommt auch der milde, feinaromatische, würzige „Weiße Burgunder“ nicht hinaus.
Die vorangehende Aufzählung ist zwar nicht vollständig, doch beweist sie schon hinlänglich die Behauptung von der großen Auswahl an österreichischen Weinen. Dabei tritt jede der genannten Sorten, wenn auch manchmal eine gewisse Bodenständigkeit vorhanden ist, in verschiedenen Gegenden in unterschiedlichen Varianten auf. Zuweilen wird sogar der Grundtypus nur schwer feststellbar sein. So kommt es, daß nicht nur die Güte der Sorte an sich, sondern auch die Lage der betreffenden Riede die „Marke“ ausmacht. Beispiele dafür sind der Badner und Gumpoldskirchner Rotgipfler, der Gainfarner Rote Oberkii ebner, der Röschitzer und Hohenwarther Grüne Veltliner, der Kremser Rheinriesling, der Sooser Muskateller und viele andere. Im Weinbaugebiet von Wien herrschen überhaupt die Lagebezeichnungen vor. Es gibt hier zum Beispiel den „Alsegger“, den „Grin-zinger“, den „Kahlenberger“, den „Nußberger“, den „Ottakringer“ oder „Sieveringer“.
Heimischer Weinbau als volkswirtschaftlicher Faktor
Den Weintrinker, in Wien heißt er zutreffender „Weinbeißer“, interessiert zwar in erster Linie der Wohlgeschmack des Weines; volkswirtschaftliche Ueberlegungen werden sich zumeist in der Ueberprüfung der eigenen Kaufkraft erschöpfen. Doch soll in diesem Zusammenhang die volkswirtschaftliche Bedeutung des Weinbaues in Oesterreich wenigstens gestreift werden.
Die rund 66.000 Weinbaubetrieb e in Oesterreich verfügen im Durchschnitt jeweils nur über eine Kulturfläche von etwa einem halben Hektar. Versagt man längere Zeit hindurch diesen Betrieben kostendeckende Preise oder eine entsprechende Unterstützung, so müssen sie zweifellos ebenso zugunde gehen wie bei einer zu hohen
Steuerbelastung. Und zwar deshalb, weil die kleinen Betriebsflächen ein Ausweichen auf einen anderen landwirtschaftlichen Betriebszweig zur Weitererhaltung der Existenz nicht ermöglichen. Theoretisch müßte jeder Weinhauer durch ausreichende Rücklagen den Krisenfällen vorbeugen. Leider sind dazu nur ganz wenige
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