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Weinort an der Donau

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Vor den Toren der Bundeshauptstadt, in lieblicher Hügellandschaft, liegt Klosterneuburg, die altehrwürdige Babenberger-Stadt an der Donau, die Residenz des heiligen Landespatrons Markgraf Leopold III. Durch klimatisch und bodenmäßig beziehungsweise lagemäßig günstigste Verhältnisse sind hier die Voraussetzungen für einen ausgezeichneten Weinbau geschaffen. Früh schon — im 14. Jahrhundert — finden sich Weinbau und Weinhandel in Klosterneuburg. Zum Schutz der Produktion und zur Regelung der Absatzverhältnisse wurden schon frühzeitig Verordnungen erlassen, so im Jahre 1352 eine Festsetzung des Taglohnes für Weingartenarbeit. Nach dem Privileg von 1370 durfte in die Stadt fremder Wein nicht eingeführt werden, wahrscheinlich waren Absatzschwierigkeiten durch Uberproduktion die Ursache. Eine sehr wichtige Bestimmung aus dem Jahre 1528 gestattet zwar das Pressen“ und Einkellern der Maische im Gebiet der Stadt, jedoch sind Verkauf und Ausschank des Gewächses im kleinen mit wenigen Ausnahmen verboten; die Abgabe mußte in Gebinden nach auswärts erfolgen. Wie bedeutend die Ausfuhr von Wein, dieses so wichtigen Warengutes war, erfahren wir aus den Passauer Mautrechnungen um 1400, wo wiederholt mehrere Klosterneuburger Bürger genannt werden.

Aber auch der Ausschank in den Buschenschenken setzte sich durch, heißt es doch im Weidlinger Banntaiding: „Und wer zum Weine geht, der soll seinen Wein mit Frieden trinken.“

Geistlicher, bürgerlicher und bäuerlicher Besitz an Weinbergen schufen hier eine bedeutsame Produktionsstätte, die durch ihre günstige Verkehrslage an der Donau auch günstige Verfrachtungsmöglichkeiten bot.

Das Augustinerchorherrenstift, das seit seiner Gründung der Rebkultur stets besonders verbunden war, hat sich um Weinbau und Weinwirtschaft größte Verdienste erworben. Die mächtigen Gänge des dreigeschossigen Kellers, die alte, aus dem Jahre 1593 stammende Baumpresse und das bekannte 1704 erbaute 1000-Eimer-Faß sind sprechende Zeugen für die Bedeutung der stiftlichen Weinwirtschaft.

Im Jahre 1860 war es das Chorherrenstift, das die Gründung der ersten österreichischen Weinbauschule ermöglichte.

Wie begehrt die Weinberge an der Donau waren, zeigt sich in den Besitzverhältnissen, wo noch der Landesfürst, andere österreichische und bayrische Klöster, Adelige, Klosterneuburger und Wiener Bürger, ja auch böhmische Grundherren Weingärten in Klosterneuburg besaßen.

Schon im 18. Jahrhundert und ganz besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Reblausinvasion erleidet der Weinbau in Klosterneuburg empfindliche Rückschläge und werden die Weingartenflächen radikal dezimiert.

Erst um 1900, als das Veredeln auf amerikanischer, reblausresistenter Unterlage erprobt und eingeführt wurde, nahm cier Weinbau wieder einen, allerdings bescheidenen, Aufschwung.

Durch den ersten Weltkrieg wieder schwer getroffen, erfolgt in den Nachkriegsjahren durch die wirtschaftliche Depression nur ein langsamer Wiederaufbau der heimischen Rebkulturen, welche Bemühungen durch den zweiten Weltkrieg abermals zunichte gemacht wurden.

Der jüngste Klosterneuburger Weinbau mit seinen Orten Weidling, Kritzendorf und Höflein zeigt nun wieder vollste Lebenskraft, was insbesondere in dem Ausbau des Buschenschankes fundiert ist.

Klosterneuburg ist Weißweingebiet und betreibt modernen Weinbau nach den Geboten der Zeit. Der Qualitätsgedanke ist für die Neuanlagen bestimmend und sind heute Burgunder weiß, Rheinriesling, Ruländer, Traminer, Muskat Ottonel beim „Heurigen“ ebenso zu finden wie die bewährten Sorten Veltliner grün, Müller Thurgau, Neuburger und andere. Einzelne Rotweinlagen sind mit St. Laurent, Blaufränkisch und Portugieser blau bestockt.

Der Absatz der Weine erfolgt im kleineren Betrieb hauptsächlich im Buschenschank, und nur einige größere private Betriebe sowie Chorherrenstift und Bundeslehranstalt verkaufen ihr Produkt auch als Flaschenware.

Das Chorherrenstift Klosterneuburg ist zu einem der größten und modernsten Weinbaubetriebe Österreichs geworden, dessen Weine überall Beachtung und Anerkennung finden.

Aus der Privatweinbauschule des Jahres 1860 hat sich die heutige Höhere Bundes-lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau entwickelt, ein Institut von tragender Bedeutung für die österreichische Weinwirtschaft und von, internationaler Geltung. Durch Versuchs- und Forschungsarbeiten hat sie wesentliche Beiträge zur Neugestaltung des österreichischen Weinbaues geleistet und an der fortschrittlichen Entwicklung der Weinerzeugung und Pflege führend mitgewirkt.

Die Lehranstalt vermittelt in vier Studienjahren ein höheres Fachwissen auf den Gebieten des Weinbaues und der Kellerwirtschaft sowie des Obstbaues und der Obstverwertung, sowohl zum Zweck einer selbständigen Berufsausübung als auch für fachtechnische Angestellte. Nach einer abschließenden kurzfristigen Ausbildung werden Absolventen zu Fachkräften für den Lehr- und Förderungsdienst im Wein- und Obstbau herangebildet.

Nach fünfjähriger leitender Tätigkeit können Absolventen die Berechtigung zur Führung der Standesbezeichnung „Ingenieur“ erhalten.

Wenn der Name Klosterneuburgs durch die Arbeiten der Höheren Lehr- und Versuchsanstalt in alle Kontinente getragen wird, so sichert die ausgezeichnete Qualität der Weine die Erhaltung des vorzüglichen Rufes von Klostemeuburg als eine der ältesten Weinbaustätten Österreichs.

Zur Verfügung gestellt vom Kulturreferat der Stadtgemeinde Klosterneuburg.

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