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... sich's einfach gut gehen lassen

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Über enge Straßen gelangt man oft zu den besten Buschenschanken. Jause und Ausblick über die südsteirischen Weinberge lohnen freilich jede Mühe.

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Über enge Straßen gelangt man oft zu den besten Buschenschanken. Jause und Ausblick über die südsteirischen Weinberge lohnen freilich jede Mühe.

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Mitte der achtziger Jahre unseres Jahrhunderts erlebte das . Image der steirischen Weine einen ungeahnten und kaum vergleichbaren Höhenflug. Vor allem gilt dies für die Tropfen aus der Süd-steiermark und den weststeirischen Schilcher. Bis dahin waren die Weine überwiegend süßlich (mittels Auf-zuckerung) und bukettreich - etwa der Gelbe Muskateller - angebaut worden; nun schwamm man mit auf der trockenen, leichten, fruchtigen Welle, die Winzer präsentierten teilweise ausgezeichnete Qualitäten und waren fast über Nacht „in".

Mit den Weinen entdeckte man auch die Beize der steirischen Landschaft und die Buschenschanken. Hier sitzt man jenseits von Trubel auf der 'Terrasse oder in einer gemütlichen Stube, bestellt ein Glas (oder eine Flasche) „Steirische Klassik", dazu eine Brettljause und läßt sich's gut gehen ... Aus der Ferne vernimmt man ein sanftes Klappern vom Wahrzeichen des steirischen Weinlandes: dem Klapotez, einer Art Windrad, meist aus dem Holz von Kirschenoder Zwetschkenbäumen gefertigt. Der Name wurde vom slawischen „Klapati" abgeleitet, was soviel wie Klappern bedeutet. Durch das Schlagen der Klöppel sollen die Vögel aus den Weingärten vertrieben werden; böse Zungen meinen allerdings, daß die Gefiederten daran erinnert werden, daß die Trauben bald reif sind.

Beliebt in der warmen Jahreszeit ist neben der „Mischung" (Wein und Mineralwasser) der „Steirische Mischsatz", dessen verschiedene Sorten gemeinsam in einem Weingarten stehen - ähnlich dem Wiener „Gemischten Satz". Der Jahrgang 1995 ist übrigens einer der feinsten der letzten Jahre in der Steiermark.

Was dem Wiener der Heurige ist dem Steirer der Buschenschank. Wie in Wien erkennt man auch in der Südsteiermark einen geöffneten Buschenschank am „ausgesteckten" Buschen, einem Laub- oder Reisiggebinde, das als Erkennungszeichen am Giebel oder am Tor der jeweiligen Schenke angebracht wird.

Die interessanten Buschenschanken befinden sich meist nicht im Ort selbst und auch nicht direkt an den bekannten Weinstraßen, sondern in den Kätastralgemeinden, einzeln, manchmal nur 100 Meter, oft mehrere Kilometer entfernt, mitten in den hauseigenen Weingärten.

In der Südsteiermark sind' die Straßen abseits der Bundesstraßen oft schmal, kurvig und zum Teil steil. Aber wenn man schließlich die richtige Adresse (Achtung auf die Vornamen!) gefunden, kein „glückliches" Huhn und keine Katze überfahren hat, lohnen Wein, Jause und Ausblick alle Mühe.

Die ursprüngliche Jause der Landarbeiter (Most und Brot) hat sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt. Heute besteht die Brettljause aus Geselchtem, „Brüstl" (gebratene Schweins brüstt Speck, Hauswürsteln, oft als „Kübelwürste" in Verhackert eingelegt, Leberwurst, Schnitt- und Frisch -käse, und wird mit Scheiben von gekochten Eiern, Paprikaschoten, Gur-kerln, Paradeiserachteln und frisch geriebenem Kren garniert. Außerdem gibt es Schweins- oder Hendlsulz, Käferbohnensalat mit Kernöl und Zwie-beln oder Bettich, Bauernbrot und köstliche Mehlspeisen aus Germteig, wie Buchteln, Schnecken, Strauben, Stanglkrapfen. In den traditionellen Buschenschanken wird im Haus geschlachtet, und alle Speisen sind selbstgemacht.

Batsam ist es, vor dem geplanten Besuch anzurufen, ob und wann ein Buschenschank geöffnet hat. Noch ein Tip: einige Buschenschanken verkaufen auch Produkte aus eigener Landwirtschaft wie Kernöl, Honig, Fruchtsäfte, Eier, Würste, Schnäpse ...

Hier nun einige Lieblingsadressen:

■ Uli und Dieter Firmenich (Steinberghof)

8461 Berghausen 62

Telefon 0 34 53/24 35

■ Christian und Sylvia Kramer (Weingut Albert)

Gauitsch 19,8442 Kitzeck 'Telefon 0 34 56/22 39

■ Wolfgang und Maria Maitz (Bebenburg)

Batsch a. d. Weinstraße 45, 8461 Ehrenhausen

Telefon 0 34 53/21 53

■ Gitta und Klaus Rupp (Biobuschen-schank)

Obegg 11,8471 Spielfeld Telefon 0 34 53/40 17

■ Peter Skoff

Kranachberg 50, 8462 Gamlitz 'Telefon 034 54/61 04-0

■ Maria und Johannes Söll Steinbach 63a, 8462 Gamlitz Telefon 034 54/66 67

Der Autor ist

Gastrosoph und „ lYeinholumnist " der Tageszeitung „Die Presse".

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