Im Kreislauf von Zerstörung und Anbau

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Der Bericht des Internationalen Drogenkriminalitätsbüros UNODC listet eine beachtliche Zahl von Erfolgen auf, die sich schon nach kurzer Zeit als relative Niederlagen entpuppen.

So haben die Beamten mit Hilfe der afghanischen Sicherheitskräfte 2011 über 3810 Hektar Mohn ausgerissen oder zerstört. Das sind immerhin um 65 Prozent mehr als im Jahr davor.

Die Zahl der Haushalte, die vom Opiumanbau leben, ist von 248.000 auf 191.500 gesunken. Das klingt zwar beeindruckend, doch andere Zahlen kehren den Effekt um. Die Gesamtanbaufläche von Opium ist demnach um etwa 10.000 Hektar gestiegen. Die Produktion von mutmaßlich 3600 metrischen Tonnen im Jahr 2010 stieg auf 5800 Tonnen heuer - ein Plus von 61 Prozent. Weniger Afghanen produzierten also mehr Opium als in den Jahren davor, sogar fünfzehnmal soviel wie im Jahr des Kriegsbeginns 2001. Der Anteil des Opiumhandels am afghanischen Bruttoinlandsprodukt stieg von fünf auf neun Prozent.

Auch die Aktionen der Isaf-Truppen sind nicht so erfolgreich, wie es auf den ersten Blick scheint: Bei Razzien entdeckten die Soldaten Drogen im Schwarzmarktwert von 260 Millionen Euro, darunter 6800 Liter Morphinlösung.

Doch die Aktionen scheinen wenig Erfolg gegen die Drogennetzwerke zu haben. Es sind beinahe ausschließlich die Mohnbauern, die das Risiko tragen: Auf den Anbau stehen hohe Geld- und Gefängnisstrafen und immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Missernten aufgrund von massivem Schädlingsbefall. Auch verbietet die islamische Lehre eigentlich Rauschgiftanbau. Doch das alles scheint die Bauern nicht abzuschrecken.

Einkommen für die Aufständischen

Im Gegenteil. Drei Provinzen, die in den vergangenen Jahren als schlafmohnfrei gegolten hatten, mussten heuer wieder in die Liste der Anbaugebiete aufgenommen werden. Die Drogenexperten der UNO führen die Steigerungen auf den gestiegenen Opiumpreis zurück sowie auf die Trockenheit, die den Anbau anderer empfindlicherer Pflanzen als ungünstig erscheinen ließ.

Hinzu kommt noch: Der Opiumhandel gilt als ertragreiche Einkommensquelle für die Aufständischen. Die Produzenten selbst sehen von dem Ertrag nur wenig (wenn auch wesentlich mehr als beim Anbau von Weizen oder anderem Getreide). Von den grob geschätzt 16 Milliarden Dollar Schwarzmarktwert des Opiums landeten bei den Bauern etwas mehr als eine Milliarde US-Dollar an Erlös, so die UNODC. (tan)

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