Jesuiten-Spuren in Wien

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Eine Ausstellung im Dommuseum und ein "Jesuitenpfad" zeigen den Heiligen Ignatius in der Kunstgeschichte

und das Wirken des Ordens in Wien seit 1551.

Vor 450 Jahren starb der Jesuitengründer Ignatius von Loyola. Vor 500 Jahren wurden zwei seiner Gefährten geboren: der Spanier Franz Xaver und der aus der Nähe von Genf stammende Savoyer Peter Faber. Die Wiener Jesuiten haben dazu 25 Objekte aus der Diözese zusammengetragen: Hauptsächlich Bilder, etwa die von einem anonymen Maler geschaffene Vision des jungen Inigo de Loyola während seiner Genesung aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: Ein blonder junger Mann sitzt an einem Tisch, vom Buch aufblickend zu einer Engelserscheinung. Sein verwundetes Bein stützt er auf einem Schemel ab. Inigo, geboren 1491, im Jahr 1521 bei der Verteidigung der Stadt Pamplona durch eine französische Kanonenkugel schwer am Bein verletzt, liest in der neunmonatigen Rekonvaleszenzzeit in Ermangelung von Ritterromanen Heiligenlegenden und eine Beschreibung des Lebens Jesu. Das löst in ihm große Anteilnahme und Freude aus: der Anfang einer Spiritualität, der "Unterscheidung der Geister". Aus dem Freund von Kleiderprunk und Wohlleben wird ein Mensch, der unter dem Banner des Kreuzes "für Gott Kriegsdienst" leisten will. Dafür muss er zunächst lernen, vor allem Latein - als Erwachsener unter Kindern. Beim Studium in Paris findet er erste Gefährten. Die Gruppe wächst. Die "Gesellschaft Jesu" unterstellt sich direkt dem Papst, arbeitet in der Krankenpflege, in Schulen, auf Universitäten. Sie wird zur Speerspitze der Gegenreformation, flexibel, nicht mehr eingebunden in klösterliches Tagesritual - und zählt beim Tod des Ignatius 1556 bereits 1000 Mitglieder, 70 Jahre später 15.000; 1749 sind es 22.000.

Kaiser Ferdinand I. bat Ignatius 1551 um Jesuiten in Wien zur Erziehung der Jugend und für die theologische Ausbildung. Ihre Spuren in der Innenstadt sind in Form eines "Jesuitenpfades" Teil der Ausstellung.

Ruth Pucher, eine junge Missionarin Christi, hat die Ausstellung mitkonzipiert und durch ihre Forschungen Bilder entschlüsselt, die bisher in keiner Kunstgeschichte enträtselt worden waren. Sie hat sich etwa 80 Stiche von Peter Paul Rubens zur Illustration des Lebens von Ignatius und Franz Xaver angeschaut. Rubens hat die Bildsprache für die Darstellung der beiden Heiligen festgelegt: Ignatius wird seit Rubens (die Originalbilder aus der Jesuitenkirche in Antwerpen hängen im Kunsthistorischen Museum) stets mit Kasel, Franz Xaver mit einer Stola gezeigt. Die Annakirche war die ehemalige Noviziatskirche der Jesuiten, eine Fundgrube für Darstellungen, wie Franz Xaver vor dem Kaiser von Japan erscheint, Kinder mit einer Glocke zum Unterricht ruft, im Freien predigt, stets unter seinem ledernen Sonnenschirm, der den Nordspanier vor der sengenden Sonne schützen sollte.

Und dann der Höhepunkt: die Gruft in der ehemaligen Jesuitenkirche Am Hof. Eine nahezu lebensgroße Sandstein-Pietà aus dem Jahr 1662 schimmert im Dämmerlicht. Ganz nah bei Maria, die ihren toten Sohn liebevoll umschlingt, kniet Ignatius von Loyola. Die Innigkeit in dem markanten Gesicht des Ignatius bleibt unvergessen. Der Künstler dürfte die Totenmaske des Heiligen gekannt haben - Porträts von Ignatius gibt es ja keine.

Drei Jesuiten - Ein Jubiläum

Spurensuche in Wien

Erzbischöfliches Dom-und Diözesanmuseum, Stephansplatz 6, 1010 Wien

Bis 16.9. Di-Sa 10-17 Uhr

Führungen durch Ausstellung und

Jesuitenpfad mit Ruth Pucher:

Do 14. 9. 15 Uhr u. Sa 16. 9. 14 Uhr bzw.

nach Vereinbarung: 0664/6216847

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