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Ungenützte Freiräume

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Von einer „Allianz gegen die Banalität" schreibt der Bischof von Gurk-Klagenfurt, Egon Kapellari, in einem Buch, das sich mit „Fragen zwischen Kirche und Kunst" befaßt. Diese Sammlung von Texten -Vorträgen, Buch- und Zeitschriftenbeiträgen, Interviews - läßt den Leser an den grundsätzlichen und gründlichen Beflexionen eines Priesters teilnehmen, dem die „ Verstörung im Gespräch zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst und Literatur" nicht nur als Referent der Bischofskonferenz für Liturgie und Kultur ein tiefes Anliegen ist.

Wenn Bischof Kapellari sich mit dem Verhältnis von Ethik und Ästhetik auseinandersetzt, wenn er über Wort und Bild des Glaubens in der heutigen Zeit anhand von Autoren wie Peter Handke, Ingeborg Bachmann, Paul Celan oder Alexander Sol-schenizyn nachdenkt und Werke von Marc Rothko oder die Filmpoesie von Regisseur Andrej Tarkowskij zu verstehen und zu interpretieren versucht, folgt ihm der Leser erfreut, dankbar für den Mut eines Bischofs, sich voll Offenheit und Verständnis auf die Moderne einzulassen.

Durchaus kritisch nimmt Egon Kapellari zur (mangelnden) musischen Aus- und Weiterbildung der Seelsorger Stellung, deren negative Folgen für Liturgie, Predigt und Katechese für ihn auf der Hand liegen. Und man teilt die Meinung des Bischofs, daß in der Liturgie „durch die Gewährung von Freiheit für schöpferische Individualität auch die verbreitete Unfähigkeit enthüllt wurde, diese Freiräume angemessen auszufüllen".

Es wäre sehr zu wünschen, daß der „prophetische Dienst" der Kunst in dieser Kirche nicht nur von einzelnen angenommen und genützt würde.

UND HABEN FAST DIE SPRACHE VERLOREN Von Egon Kapellari Verlag Styria, Graz 1995. 199 Seiten, kl, öS 298,-

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