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Die Neuinszenierung des Stückes "Die Glasmenagerie" von Tennessee Williams wurde im Wiener Akademietheater vom Publikum begeistert aufgenommen. Bereits 1950, als es unter der Regie von Bertolt Viertel von legendären Schauspielern wie Helene Thimig, Käthe Gold, Curd Jürgens und Josef Meinrad gespielt wurde, liebte das Publikum den psychologischen Realismus und die poetische Kraft des US-Dichters. Kritiker wie Hans Weigel fanden seine Stücke damals hingegen "zum Kotzen poetisch" und bezichtigten ihn einer "widerwärtigen Kunstgewerblichkeit".

Heute gilt Williams als Klassiker, seine Sentimentalität als Markenzeichen. Freilich gilt es einzutauchen in eine Welt von Vorgestern, in der die Männer noch Kerle mit der Sehnsucht nach Abenteuern, und die Frauen adrett und mütterlich sein sollten. So bedingungslos ins Heute lässt sich das Stück nicht übertragen und das geschieht auch in der akribisch gearbeiteten Inszenierung von David Bösch keineswegs.

Vorzügliche Schauspieler

Das Spiel autobiografischer Erinnerungen des Autors an ein trostloses Leben in Armut wird in der von Patrick Bannwart entworfenen düsteren Mansarde behutsam und betont langsam von vier vorzüglichen Schauspielern dargestellt. Der Vater ist nur als Foto präsent; ein Alkoholiker, der seine Familie längst verlassen hat. Sein von Merlin Sandmeyer zynisch und aufbegehrend gespielter Sohn Tom wäre lieber Dichter und muss als Fabrikarbeiter die Familie erhalten. Er trinkt, flüchtet sich in die Welt des Kinos und plant, sich so bald wie möglich aus dem Staub zu machen. Regina Fritsch als Amanda Wingfield ist eine von echter Mutterliebe getriebene, ihre Kinder ständig belehrende Frau ohne Job, die immer wieder in die Träume ihrer einstigen Wirkung auf Männer abdriftet. Bleibt noch Sarah Viktoria Frick, die eine jener Rollen spielt, die wie geschaffen für sie ist.

Die leicht behinderte Tochter Laura, die weder Ausbildung noch Job hat und sich in die Welt ihrer seltsamen, sich drehenden und Schatten werfenden Glastierchen hineinträumt. Martin Vischer spielt den auf Betreiben der Mutter zum Abendessen eingeladenen, zum Schwiegersohn auserkorenen netten jungen Mann namens Jim O'Connor, der sich als bereits verlobt outet und vor dem armseligen Milieu die Flucht ergreift. Zurück bleibt Laura die sich in dem durch die geöffnete Dachluke plätschernden Regen abkühlt. Mitunter verwandelt sich der in Goldstaub. Sarah Viktoria Frick spielt diesmal keineswegs nur das Klischee der zu bemitleidenden, resignierenden, in Illusionen fliehenden Behinderten. Sie ist bisweilen erstaunlich robust und vital. Dieser Laura Wingfield traut man durchaus zu, dass sie ihrem Schicksal trotzen und ihr Leben meistern wird. Das allerdings ist eine andere, heutige und überaus sehenswerte Geschichte.

Die Glasmenagerie Akademietheater, 23., 27. Februar

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