Wünsche zu Weihnachten

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"Frohe Weihnachten!" Man schreibt und liest das jetzt so oft. Viel seltener sind "Gesegnete Weihnachten" als Wunsch geworden. Wenn man aber gerade einsam, krank oder traurig ist, bereiten solche Wünsche eher Schmerz als Freude - so denkt man.

Darf man dann diese besondere Freude wünschen, die von Schicksalsschlägen unabhängig ist? Wie tröstet man Menschen, die verbittert am Weihnachtsabend sagen: alles ist vorbei und alles umsonst, meine Kinder sind erwachsen und eher distanziert, meine Familie ist weit weg von hier, meine Firma, in die ich meine ganze Energie investiert habe, hat mich schon vergessen …?

Wenn Sie tiefgläubig sind, verstehen Sie gut, was geblieben ist - aber wenn nicht? Was sagt man dann?

Die moderne Wissenschaft entdeckt jetzt etwas, was für die Religion längst offensichtlich war: Die guten Taten, die Vertrauen im Staat, in der Gesellschaft und in der Familie schaffen, sind das, was Wohlstand und Erfolg eines Landes bringen - viel mehr als die viel gerühmten, hoch gepriesenen Faktoren Produktivität und Bruttosozialprodukt.

Ist das nicht tröstlich? Auch nach Erkenntnis der Wissenschaft geht keine vertrauens- und friedensbildende Tat verloren, selbst wenn sie anonym wie die Erbauer vom Stephansdom bleibt. Wenn man noch dazu die transzendentale Perspektive besitzt, kann man ruhig "Frohe Weihnachten" wünschen.

Es ist bei uns ein Brauch, dass man am Weihnachtsabend ein zusätzliches Gedeck für einen unerwarteten Gast vorbereitet. Ich wünsche Ihnen, dass in unserem Leben 2008 auch ein Platz für einen unerwarteten Gast bereit steht: dass wir offen in unserem Herzen für alles Neue bleiben.

Die Autorin war von 2000 bis 2004 polnische Botschafterin in Österreich.

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