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Zweifelsfrei aus der Zeit Christi

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Seit dem Jahr 1988 meint alle welt zu wissen, daß das turiner grabtuch aus dem mittelalter stamme. dies trifft nicht zu, wie man seit kurzem weiß.

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Seit dem Jahr 1988 meint alle welt zu wissen, daß das turiner grabtuch aus dem mittelalter stamme. dies trifft nicht zu, wie man seit kurzem weiß.

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diefurche: Warum war die Datierung deutlich zu korrigieren? Joachim Andrew Sacco: Ja. Die Änderung ist darauf zurückzuführen, daß das Grabtuch 1532 in einen Brand mit Temperaturen von rund 850 Grad geraten ist. Der Silberbehälter des Tuchs begann zu schmelzen. Man untersuchte die Wirkungen eines solchen Feuers auf ein Tuch aus dem Jahr 200. Dabei lieferte die C-14-Me-thode ein Ergebnis, das um 1400 Jahre verschoben war. Die Laboratorien, die 1988 die C-14-Datierung vorgenommen hatten, kamen selbst zu dem Schluß, das Grabtuch müsse zumindest 1900 Jahre alt sein. Das steht seit 1993 fest.

dieFurchk: Wurden diese Ergebnisse veröffentlicht?

SACCO: Ja, in wissenschaftlichen Publikationen. Die Medien aber haben sich dafür nicht interessiert.

dieFurche: Gibt es weitere neue Einsichten über das Turiner Grabtuch? Sacco: Ja. Über die Art, wie das Bild entstanden ist, über das Schicksal des Körpers im Tuch. Man kann heute klar feststellen, daß sich hier ein einmaliger Vorgang ereignet hat. Computersimulationen haben da eine bedeutende Bolle gespielt

dieFurche: Was wurde untersucht? sacco: Im wesentlichen sind zwei Dinge zu nennen: das Bild, das auf dem Tuch eingebrannt ist, und die Blutspuren. Die Blutuntersuchungen kamen zu dem Schluß, daß es sich um menschliches Blut handelt, höchstwahrscheinlich Blutgruppe AB. Man fand eine XY-Chromosomen-Konfi-guration, was auf eine männliche Person schließen läßt. Aber noch entscheidender ist, was das Bild aussagt.

dieFurche: Was zeigte sich da? SaccQ: Zunächst: Ein Mensch kann so ein Bild nicht erzeugen. Unmöglich.

dieFurche: Können Sie das erklären? sacco: Man hat gemeint, es handle sich um Malerei. Aber: Man findet keine Farbe, kein Pigment. Nächste Vermutung: Irgendeine Säure sei im Spiel. In diesem Fall hätte man sehr präzise arbeiten müssen, ohne aber das Bild sehen zu können. Manches sieht man auf dem Tuch nur mit ultraviolettem Licht. Außerdem ist das Bild dreidimensional kodiert. Nicht einmal mit Methoden der Photographie läßt sich das reproduzieren. Man hat sogar verschiedene Künstler ersucht, Bilder zu malen, die dieselbe Information wie das Grabtuch enthalten. Unmöglich. Außerdem gibt es Staub und Schmutz an den Fersen, die man nur mit dem Mikroskop sieht und deren Untersuchung ergab, daß sie aus Jerusalem stammen.

dieFurche: Also kein Bild aus dem Mittelalter?

sacco: Man hätte damals schon wissen müssen, wie man ein Photonegativ erzeugt. Außerdem findet man im Mittelalter auf allen Darstellungen der Kreuzigung, daß die Nägeln durch die Hände gehen. Auf dem Grabtuch aber gehen sie durch die Handgelenke. Weiters finden wir auf dem Tuch die Seitenwunde auf der rechten Seite. Und da kommt eine Menge Blut heraus. Das ist wichtig. Denn auf der linken Seite des Herzens ist bei einem Toten kein Blut. Es konzentriert, sich auf der rechten Seite. Auch die Blutspuren stimmen genau mit der Anatomie des Menschen überein. Das hätte man aber nicht einmal vor 100 Jahren durchschaut... Heute verfügt man über eine Erklärung, die alle offenen Fragen zu beantworten gestattet.

dieFurche: Wie war das möglich? sacco: Die Wissenschafter konnten im Test durch Computersimultation nachweisen, daß der Körper im Grabtuch einen Vorgang durchgemacht hat, der ihn in einen neuen Baum versetzt hat. Die Struktur seiner Atome hat sich neugeordnet. Dieser Körper trat in eine „Super-Ordnung” über. Dabei wurde viel Energie abgestrahlt, die das Bild auf dem Tuch erzeugt hat. Wir werden all das detailliert in dem Film „The Shroud” genau darstellen.

dieFurche: Was Sie da erzählen, klingt einigermaßen phantastisch. Können Sie das näher ausführen? Sacco: Diese Schlußfolgerungen basieren auf Schlüsselbeobachtungen. Ich erwähne einige von ihnen: Es haben sich nur die Vorder- und der Rückseite des Körpers abgebildet. Die Seitenansicht fehlt. Sollte aber eine Kraft von dem Körper ausgegangen sein, müßte sie überallhin strahlen. So war klar: Die Schwerkraft mußte eine Rolle gespielt haben. Ein anderer Schlüssel war die Lage der Blutspuren im Vergleich zu den Wunden auf dem Bild. Je näher sie zum Zentrum des Bildes sind, umso näher sind sie auch zu der) Wunden und umgekehrt. Und noch etwas: Das Bild ist ganz schwach eingeprägt, nur auf den ganz obersten Fasern gibt es Veränderungen. Sie reichen nie tiefer als einige Mikron. Dank neuester Einsichten der Quantenmechanik konnte man eine Modellvorstellung über das Geschehen entwickeln, die mit allen erwähnten Beobachtungen in Einklang gebracht werden kann.

dieFurche: Und wie läßt sich diese kennzeichnen?

sacco: Im Körper könnte sich eine

Konfiguration der subatomaren Teilchen (eine extrem unwahrscheinliche, aber aufgrund der physikalischen Gesetze denkbare) eingestellt haben, die alle diese Beobachtungen zu erklären erlaubt.

Eine Neuordnung der subatomaren Teilchen im Körper? sacco: Ja. Sobald dieser Vorgang einsetzt (wir wissen aber nicht, warum dies geschieht), wäre er nicht aufzuhalten. Er würde zum Ubergang in eine „Super-Ordnung” führen. Bei diesem Vorgang wird eine Energie von mehreren hundert Joule pro Quadratzentimeter abgestrahlt.

dieFurche: Ist diese Neuordnung nicht ein sehr gewagtes Denkmodell? sacco: Alle bisherigen Paradoxa werden jetzt erklärt: Die Neuordnung der Partikeln führte dazu, daß das Tuch richtiggehend durch den Energie abstrahlenden Körper gefallen ist.

dieFurche: Durch den Körper? sacco: Ja, das stimmt mit den Gesetzen der Physik überein und hat zur Folge, daß jene Partien der Tuches, die mit dem Körper in Berührung waren, mehr Strahlung abbekamen als andere. Außerdem erklärt es auch, warum das Bild der Vorderseite deutlicher ist als das der Rückseite. Auch der Umstand, daß wir nichts von den Seitenpartien des Körpers sehen, wird ebenso verständlich wie die perfekte dreidimensionale Abbildung.

dieFurche: Und dabei entstand eine „Super-Ordnung?

sacco: Ja. Im bisher meßbaren Universum wissen wir, daß alles zum Chaos tendiert. So sagt es das zweite Gesetz der Thermodynamik. Im Zustand der Super-Ordnung gibt es diese Neigung zur Unordnung nicht. Das Grabtuch trägt somit Merkmale, die auf einen Zustand jenseits von Zeit und Raum schließen lassen.

dieFurche: Wie stehen Sie persönlich zu diesen Ergebnissen? sacco: Den Wissenschaftern, mit denen ich zu tun habe (rund 40 Forscher, die sich seit 1978 mit diesem Themenkreis befassen, Ärzte, Hämatolo-gen, Physiker, Ingenieure aus verschiedenen Sparten, Archäologen, Historiker...) und die sich mit dem Fragenkomplex beschäftigten, ist es wie mir gegangen: Sie gelangten zu der Überzeugung, daß die Auferstehung tatsächlich stattgefunden hat. Wir haben einfach die Evidenz dafür vor uns. Da sprechen die Tatsachen.

dieFurche: Sind die Forscher, die am Turiner Grabtuch arbeiten, gläubig? Sacco.: Einer von ihnen hat mir erzählt, daß es ihm wie vielen seiner Kollegen gegangen ist: Zu Beginn ihrer Tätigkeit meinten sie, rasch nachweisen zu können, daß es sich um einen Schwindel handle. Kaum aber hatten sie sich näher mit der Thematik befaßt, mußten sie ihre Meinung ändern. Viele dieser Forscher haben im Zuge ihrer Arbeit tiefe Bekehrungen erlebt.

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