Billigere Putzmittel, teurere Putzfrau

Werbung
Werbung
Werbung

Die Umstellung auf neue Euro-Preise ist gelaufen. Was kostet jetzt Ihre Putzfrau? Sieben Euro 27 Cent pro Stunde (wie bisher)? Oder aufgerundete acht Euro?

Schließlich darf's auch bei den Nachhilfestunden für den Nachwuchs ein bisserl mehr sein. Die Friseurin auf Hausbesuch und der Masseur um's Eck haben ebenfalls bereits höhere Preise. Während die Putzmittel im Großmarkt angeblich abgerundet wurden - um wenige Groschen -, sind Dienstleistungen seit Silvester um viele Cent teurer geworden.

Beim Trinkgeld wiederum fehlt uns jetzt der Zwanziger. Zwei Euromünzen wirken lumpig, auch wenn sie in Wirklichkeit mehr wert sind.

Der Euro brachte bisher keine Teuerungswelle, schlagzeilen die Medien? Sie haben nicht den (Schwarz-) Markt privater Dienstleister betrachtet. Dass außerdem vieles schon vor ein paar Monaten umstellungsfreundlich "korrigiert" wurde, blieb unerwähnt. 14 Schilling kostete die Garderobegebühr am Eislaufplatz schon im Dezember. Da konnte man im Jänner doch glatt auf einen Euro "abrunden".

Und sonst? Die neuen Reizschwellen haben sich noch nicht eingeprägt. 999 Schilling setzte einen Kaufimpuls in Gange. Aber - sagen wir - 69 Euro? Ziemlich unsexy.

Überhaupt diese Mini-Münzen. Ein und zwei Cent! War das etwa ein einträglicher Gag karitativer Organisationen, die schon beim Abschied vom Schilling flächendeckend Kleingeld-Boxen aufgestellt haben? Münzen-Hasser, die aus ihrer Hosentasche keinen Klingelbeutel machen wollen, werden gerne weiter spenden. Lange wird es wohl nicht dauern, bis sich eine europaweite Initiative für einen Zwei-Euro-Schein bildet und das Zehn-Cent-Stück die kleinste Münze bleibt.

Trotzdem ging die Währungsumstellung perfekt über die Bühne. Nur in einigen Bereichen kann man vom Schilling noch nicht lassen: Garderobekästchen wollen im Zweifel lieber zehn Schilling schlucken. Im Supermarkt hingegen lassen sich die Einkaufswagerl mit einem Euro voneinander lösen, auch wenn fünf Schilling drauf steht.

Nein, Österreich hat keine "italienischen Zustände". Kein Chaos, bloß der Konsument zahlt ein wenig drauf. Und merkt es nicht mal.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung