6729662-1965_45_07.jpg
Digital In Arbeit

Treffen im Ausland

Werbung
Werbung
Werbung

Drei Umstände einigen die zersplitterten Antinasseristen: die Ersetzung amerikanischer durch sowjetische Lebensmittellieferungen, von denen niemand glaubt, sie seien genauso bedingungslos wie die der USA; das Einsickern führender Kommunisten in Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Armee und Polizei; der Zerfall des „inneren Kreises“ um Abd el Nasser. Auch Erster Vizepräsident Feldmarschall Abd el Ha-kim Amer opponiert Jetzt versteckt gegen den Diktator.

Im Januar 1964 entstand in einem Dorf im Berner Oberland die „Nationale Front“, Dachorganisation antinasseristischer Gruppen verschiedener Richtungen. Ende September 1965 trafen einander ihre Wortführer wieder an einem geheimen europäischen Ort. Sie vertreten:

• Die Gesellschaft „Freies Ägypten“, die 1953 von Achmed Abul-Fath gegründet wurde.

• Die Organisation „Freie Offiziere“, die 1961 unter Oberst Ibrahim Abu Zeid entstand, der inzwischen von der jemenitischen Front ins Lager des Imams floh.

• Kader im Jemen oder nach Syrien, Jordanien, Saudi-Arabien und Libanon desertierter Offiziere.

• Die „Befreiungsbewegung“, in der sich frühere Mitglieder verschiedener bürgerlicher Parteien sammelten.

• Einzelne ursprüngliche nasseristi-sche Oppositionelle, die Ägypten erst in letzter Zeit verließen.

• Die „Moslembruderschaft“, die ein geheimes Hauptquartier in einer ägyptischen Haftanstalt (!) zu besitzen behauptet und aus dem Sudan und Libyen operiert, wo sie von den Regierungen unterstützt wird.

• Die „Töchter des Nils“. Behauptungen der Polizei zufolge wird sie geleitet von der bekannten Landwirtschaftsexpertin Zeinab el-Ghaz-zali und von Yahia Hussein,' Ehefrau eines Luftwaffenpiloten.

• Die „Djualla“, eine in ihrer Blütezeit, 1952, aus 5000 Männern bestehende Terroristengruppe der Bruderschaft, auf deren Konto die meisten Anschläge auf Präsident Abd el Nasser und Partisanenüberfälle kommen.

Schläge, Gegenschläge

Das Regime versucht verzweifelt, der Oppositionsgruppen Herr zu werden. Im Frühsommer wurde Luftwaffensicherheitschef Mahmut entlassen. Seit Januar wurden nach oppositionellen Angaben 2867 Menschen verhaftet, darunter 417 aus dem Jemen zurückbeorderte Offiziere. Die politischen Gefangenen — ihre Gesamtzahl wird auf etwa 4000 geschätzt — befindet sich vorwiegend in den Lagern Asmara (bei Alexandria) und El-Kharga.

Die Hoffnungen der Opposition gründen sich indessen weiter auf die Flamme des Aufruhrs, die, einmal entfacht, schwerlich wieder zu löschen ist — und auf zwei Männer: auf Expräsident General Mohammed Nagib und auf Exvize Abd el Lotif el-Baghdadt, der als antikommunistisch, prowestlich und demokratisch gesinnt gilt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung