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Phantastisches

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Das Lächeln des Auguren ist in der Ausstellung des Architekten Walter Prankl zu spüren, der in der Galerie Basilisk der Welt das „Subrealistische Manifest“ und die damit verbundene „Hydronagen“ und „Vorfabrikationen“ schenkt. „Hydronagen“ sind Zeichnungen und Aquarelle — hier vor der Natur —, die durch nachträgliche oder gleichzeitige Wassereinwirkung, durch das „Gesetz des Zufalls“, das „bewußte Strukturen“ zerstört, aparte und unwiederholbare Reizwirkungen erhalten. Vom Regen oder Schnee verwaschene Aquarelle also. „Vorfabrikationen“ sind von Prankl sehr gekonnt in einem linearen Pop-Stil gezeichnete großflächige dekorative Wiener Veduten, die, mechanisch vervielfältigt, als Vordrucke von jedermann nach Belieben ausgemalt zu „Endfabrikatio-nen geführt werden können“. Der „erste Schritt zu der Resozialisierung des Kunstwerkes“ ist damit „vom ersten Subrealisten Prankl getan worden“. Sie sind um 25 Schilling erhältlich und sehr wohl geeignet in unserer Plakatkultur die alten Malbücher und die „Posters“ zu ersetzen oder um etwas Persönlicheres zu bereichern. Die Ausstellung ist ein geschickter, fundierter Jux mit tieferer kunst-, zeit- und gesellschaftskritischer Bedeutung. Sie müßte selbst im Mißverständnis Erfolg haben.

In der Galerie Ariadne stellt Kurt Moldovan seine Zeichnungen zu Lewis Carrolls phantastischer Traumgeschichte „Alice im Wunderland“, die zu einem Klassiker der Weltliteratur wurde, aus. Moldovan hat die sehr suggestiven, aber von der Alogik des Traumes und des Unbewußten beherrschten Szenen, in denen Grauen und Humor nah ver-

schwistert sind, in seinen immer offener werdenden expressiv-hallu-zinativen Stil übersetzt, der der absurden Realistik des Buches einiges schuldig bleibt, aber in seinem Rahmen zu einigen sehr reizvollen Blättern führte. John Tenniels Illustrationen dürften nach wie vor die bisher gültigen bleiben.

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Auf zwei Ausstellungen soll noch aufmerksam gemacht werden. Die eine zeigt in der sich immer stärker etablierenden Espresso-Galerie Ro-manum in Perchtoldsdorf Zeichnungen von H. Kurz Goldenstein, aggressive und witzige Formulierungen, die Grosz und Moldovan nicht ganz verleugnen können, die andere Zeichnungen und Druckgraphiken von Margit Gamenczy-Missura im Internationalen Künstler-Club im Palais Palffy und damit eine kontinuierliche Entwicklung, die von expressiver Formauffassung zur emotionellen Zeichensetzung und schließlich zur Reduktion auf optische Signale einer symbolischen und subjektiven Heraldik führt.

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