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SPATE EINSICHT

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1 9 4 5: Aus dem Rumpf der „Fliegenden Festung“ B 29 — „Great Artiste“ — löst sich eine unscheinbare kleine Bombe. Wenig später wird die riesige viermotorige Superfestung und auch ihre Begleitmaschine von einer unsichtbaren Faust in den Himmel gehoben und wieder 'heruntergerissen. Unter ihr tut sich in grausiger Farbigkeit ein Inferno auf.

Die Militärs haben über die Gelehrten gesiegt: das Riesenspielzeug Atombombe hat seinen ersten Zweckeinsatz auf Hiroshima hinter sich. Drei Tage später: zweiter Abwurf auf Nagasaki! 86.000 und 36.000 Menschen sterben einen furchtbaren Tod, zehntausende werden die Folgen dieses militärischen Experiments — denn es war nichts anderes! — am eigenen Leibe und bis in den langsamen, bitteren Tod zu tragen haben. Hauptsache, der Krieg ist zu Ende. Denn dafür war — sagen die Militärs — der Abwurf der beiden Atombomben dringend nötig ...

1 9 5 8.: Nein, damit sind jetzt nicht die diversen „zufällig“ und „irrtümlich“ heruntergefallenen Atombomber und -bomben gemeint, die wie durch ein Wunder bisher keinerlei atomaren Schaden angerichtet haben.

Man las etwas ganz anderes:

„Hiroshima war ein Fehler“, erklärte jüngst der bekannte amerikanische Atomgelehrte Doktor Edward Teller, der bei der Entwicklung -der H-Bombe eine führende Rolle gespielt hat. „Eine Warnbombe hätte genügt und die Japaner sicherlich zur Kapitulation veranlaßt.“

Späte Erkenntnis — zu spät. Davon werden die zweimal hunderttausend Atomtoten auch nicht mehr lebendig, die ungezählten Atomkranken auch nicht mehr gesund.

Und wir warten nur noch darauf, daß man im Lebenslauf von Dr. Teller irgendwo einen kleinen „rosa Fleck“ entdeckt, der Grund genug ist, den Gelehrten auf ein Abstellgleis zu schieben.

Schließlich hat man es mit anderen auch so gemacht, als sie zu lästigen Warnern wurden.

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