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Dämonische Medea

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Vor zehn Jahren wurde auf Burg Forchtenstein zum erstenmal die Bülhne ‘bereitet. Waren es in den ersten Sommetn nur Dramatisierungen lokaler Lesebuchthemen, die für den neuen Festspielort im Osten des Landes warben, so wurde Forchtenstein in der Folge mit teils mehr, teils minder geglückten Inszenierungen zur Pflegestätte ider Werke Grillparzers. Geistige, vor allem wissenschaftliche Vertiefung dieses Programms strebt das internationale Grillparzer-Forum an, in dem sich allsommerlich Germanisten sowie Theoretiker und Praktiker des Theaters zu einer Arbeitstagung auf Burg Forchtenstein zusammenfinden.

Die zehnte Spielzeit im Schatten des hohen Bergfrieds bringt den unbestrittenen Höhepunkt aller bisherigen Grillparzer-Aufführungen. Leopold Lindtberg inszenierte die „Medea“ als psychologisch ungemein reich facettierte Tragödie einer in Schuld und Fluch geborenen Liebe, die Haß und Grauen zum allerletzten läßt.

Elementarer Mittelpunkt der Aufführung ist Heidemarie Hatheyer. Im gesamten deutschsprachigen Theater gab es wohl noch nie eine in Erscheinung, Stimme und Ausstrahlung so kölchdsche, so barbarische Medea, wie die Hatheyer, die diese Rolle an vielen ‘großen Bühnen spielte, ehe sie nun als großer Gast die Rampe der Burg am Rosa- liengebdrge betrat. Dämonisch emporwachsend, wenn sie im goldenen Widderfell wühlt, aus dem ihr die magische Macht ihrer düsteren Heimat zuströmt, kreatürlich unterwürfig, auf den Trümmern ihrer zerstörten Liebe, wenn sie, Weib ihres Mannes, Jason wieder für sich zu gewinnen sucht. Peter Arens bietet allerdings keine restlos geglückte Erfüllung dieser Rolle. Jason und Medea sollten zwei gleich starke Charaktere sein, das Übergewicht der Kalcherin liegt darin, das sie im Recht ist. Arens aber spielt nur die innere Haltlosigkeit und Zerbro- chenhedt des heimatlos gewordenen

ScheiniheMen aus. Lindtberg konzipiert den Jason als gestürzten „Herrenmenschen“, entfernt sich damit aber zugunsten der Tendenz vom Gehalt des Werkes. Als korinthischer König strahlt Jöns Andersson ernste Würde aus, Margit Ensinger ist eine Kreusa von lichter Mädchenhaftigkeit. Daß ihr Flammentod von einem kleinen Feuerzauber mit dichter Rauchschwade begleitet ist, das erscheint als unnötiger naturalistischer Effekt, der eher zum Auftritt eines Raimundschen Geisterkönigs passen würde. Die beiden so wichtigen Nebenrollen sind sehr gut und profiliert besetzt: mit Roswitha Posselt als Amme Gora und Karl Blühm als Herold, der den Bann ausspricht. Karl Eugen Spurny variierte den alljährlichen Grundtypus seiner szenischen Gestaltung in drei Mockigen, archaischen Toraufbaeten. Starker, anhaltender Applaus für diese Forchtensteiiner Jubiläumsdnezenie- rung.

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