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Dramen

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THEATRUM MUNDI: AMER1KANI- SCHE DRAMEN DER GEGENWART. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt 1961. 452 Seiten.

FRANZOSISCHES THEATER DER AVANTGARDE. Herausgegeben von Joachim Schondorff. Mit einem Vor- wort von Hans Schwab-Felisch. Verlag Langen-Miiller, Miinchen 1961. 498 Seiten.

BECKET ODER DIE EHRE GOTTES. Von Jean Anouilh. Ubertragen von Franz G e i g e r. Verlag ‘ Langen-Miiller, Miinchen. 1961. 120 Seiten. Preis 4.80 DM.

Der neue Pappband des „Theatrum Mundi” aus dem Fischer-Verlag enthalt „Amerikanische Dramen der Gegen- wart”: Eugene O’Neills „Seltsames Zwi- schenspiel”: Thornton Wilders Weltkatastrophendrama „Wir sind noch einmal davongekommen”: ,.Sommer und Rauch” von Tennessee Williams; die Eifersucht-s- tragodie „Blick von der Briicke” von Arthur Miller: ,.Der Andersonville-Pro- zefi” von Saul Levitt und von Edward Albee das noch seiten aufgefiihrte Drama „Die Zoogeschichte”. — Diese Auswahl zeigt die Problemspannweite des modernen Theaters in Amerika.

Die franzosische „A v a n t- g a r d e” kiimmert sich nicht mehr um das „naturalistische” Theater, kiimmert Sich aber sehr um die imaginiiren, illusio- nistischen, psychologischen Hintergriinde unserer menschlichen Zustande — der individuellen wie der gesellschaftlichen. Jaques Audiberti bringt heiter und ko- misch die Tiefenpsychologie in „Glapion- Effekt”. Jean Tardieu zeigt, wie wir marionettcnahnlich miteinander verbunden sind, in „Die Liebenden in der Unter- grundbahn”. „Sprichworterabend” von Georges Schehade geht auf poetische Suche nach dem Paradies, und das heifit bei ihm: in den Tod. Arthur Adamov be- handelt die Massen in „Alle gegen alle”. Jean Genet zeigt uns unsere Masken in ..Wande iiberall”. Die Verdrangungskom- plexe stellen Eugene Ionesco in „Amedee oder Wie wird man ihn los?” (den sich in der ganzen Wohnung ausdehnenden Leich- nam des Ermordeten) und Boris Vian in

„Die Reichsgrfinder” (wo das . Gewissen als „das Schmurz” mifihandelt wird). Noch absurder sehen wir unsere Situation bei Fernando Arrabel in „Picknick im Felde”: wir wollen nicht wahrhaben, was ist und geschieht. — Das Vorwort zu diesem Sammelband schrieb Hans Schwab-Felisch — eine ausgezeichnete Umgrenzung des „Avantgardistischen” und Interpretation der hier vorliegenden Autoren.

Anlafilich der Burgtheateraufffihrung von Anouilhs „Becket oder die Ehre Gottes” hat Friedrich Torberg die- tref- fende Unterscheidung beigebracht, man sei bei diesem Theaterstfick zwischen dem ..honor Dei” und der „gloria Dei” hin und her geworfen; die auBere Ehre Gottes (honor) und die Seinsehre Gottes (gloria) spielen ineinander wie sie auch in Wirk- lichkeit ineinander weben — aber leider miteinander allzuoft verwechselt werden. „Becket” ist ein Musterbeispiel fiir dieses MiBverstandnis, das zu einem MiBverhalt- nis wird.

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