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Aus der Goldkiste

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Als zweite Premiere der Winterspielzeit brachte die Wiener Kammeroper Florian Leopold Gaßmanns „La Contessina”, eine der bereits gewohnten Ausgrabungen aus der Goldkiste der Vergangenheit, die durch den Namen des Komponisten, der in Wien Hofkapellmeister war und in manchen Zügen als Vorläufer Mozarts gelten kann, auch lokales Interesse verdient. Gaßmann mischt mit Glück südliche Kantilene und nordischen Emst, aber auch Ele mente der Opera buffa und der Opera seria zu einem Stil der „Mitte”, weiß die Welt des Adels von der bürgerlichen musikalisch zu unterscheiden, und wenn seine Musik auch keine im Gedächtnis hängenbleibende Melodie hervorbringt, ist sie doch, besonders in den Ensemblesätzen, durch motivische und kontrapunktische Verzahnungen von dichter Wirkung und Geschlossenheit, immer erfreulich und immer meisterlich.

Der Text, eine der einander wie ein Ei dem ändern gleichenden und gleich unbedeutenden Buffa-Hand- lungen, bewegt sich um Liebe und Standesdünkel, um den mit seiner Tochter hoch hinaus wollenden Vater und den bürgerlichen Liebhaber, der schließlich Sieger bleibt. Diesen Vater spielte Walter Bachmann mit ebenso überzeugender Stimme als Komik, den Liebhaber Erich Kren mit aller Sympathie eines jungen Tenors, seinen Vater, einen reichen Kaufmann, wußte Walter Scheurek- ker sympathische Züge zu geben, und Kurt Strauß hatte als Diener Gazetta diesmal eine tragende Rolle, die er in allen Belangen so unwahrscheinlich als möglich und daher ganz richtig agierte. Renate Len- hart als die Contessina war eine liebliche Erscheinung mit schöner Stimme und Gertrud Matusdika als Zofe könnte man sich nicht besser und schelmischer wünschen. Die Gestik ihres Spiels ist nicht sehr vielseitig, doch ihre frische Stimme ergänzt das Fehlende. Regie führte Gandolf Buschbeck, von dem auch die Kostüme stammen. Er hatte den skurrilen Einfalt, auf der winzigen Bühne eine noch winzigere Drehbühne aufzubauen und damit das Problem der szenischen Verwandlungen vergnüglich zu lösen. Die Kostüme waren der Buffa entsprechend. (Die Oper wurde 1770 zum erstenmal aufgeführt.) Das Orchester (Rundfunkorchester) hatte sein Vergnügen an der hübschen Musik, die der Dirigent Fritz Leitermeyer durch ruhige und sichere Führung zu schöner Geltung brachte.

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