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Moderae und antike Madchen

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Wenn es unter den aus Übersee stammenden Gesellschaftsstücken so etwas wie ein „Josefstädter“ Stück gibt, dann ist es „Das Mädchen vom Lande“ von dem amerikanischen Schriftsteller und Schauspieler Cliffort O d e t s. Erstaunlicherweise wird dies Stück, das während der Berliner Festwochen 1959 (mit Ernst Deutsch, Hannelore Schroth und Heinz Drache in den Hauptrollen) zu sehen war und daraufhin in einer erfolgreichen Tournee durch Deutschland und die Schweiz reiste, nunmehr als österreichische Erstaufführung in einem Wiener Kellertheater— im Theater der Courage gegeben.

Der Reiz des Stückes, die Anziehungskraft aufs Publikum, das sich zweifellos zahlreich einstellen wird, beruht im Milieu (Atmosphäre wäre zu viel gesagt): Man schnuppert Theaterluft, man kriegt einen Begriff von der Kehrseite (amerikanischer) Kulissen. Die Story — an so manchem kundigem Detail erkennt man, daß einer vom „Bau“ sie schrieb — erzählt den entbehrungsreichen Kampf um eine Karriere, eines Comebacks: Episoden des Versagens, des Verzagens und schließlich der Bewährung eines in die Anonymität zurückversunkenen Bühnenstars, mit dem es auf und ab geht, der nicht mehr jung ist, der sein Selbstvertrauen verloren hat, der sich dem Alkohol ergeben hat.

Die unmittelbare, starke, legitime Wirkung dieser, wenn auch mitunter reichlich melodramatischen, so doch mit guten, d?n'<ba-en Rollen bestückten und wenn auch lebensnahen, so doch recht sentimentalen Geschichte rührt, wie im Vorjahr in Berlin, auch hier, in der Courage von der Inszenierung (Helmut Schwarz schuf sie: sauber, stark, überzeugend, mit vortrefflichen, milieukundigen Bühnenbildern von Rudolf Schneider Manns Au) und vom Ensemble: Peter Weihs (intensiv, sensibel), Ellen Umlauf (gefaßt, ruhig, souverän, herb-frauliche Güte) und Georg Hartmann.

„Achill und die Mädchen“ heißt eine Komödie in drei ziemlich frivolen Akten aus der satirischen Feder des bekannten polnischen Autore Artur Marya Swinarsky im Theater am Parkring (Inszenierung: Andreas Rozgony. Bühnenbilder: Rudolf Schneider Manns Au). An einem anderen, der kultivierten Komödientöne kundigeren und mit dem nötigen Kleingeld besser versorgten Orte bestünde allenfalls die Möglichkeit, diese hinreichend humorvolle Persiflage antiker Gestalten (Sappho als alternde Mutter von fünf lebenshungrigen Töchtern, Achill als nimmermüder Verführer in Mädchenkleidern, Odysseus als Bierschlauch und Fettwanst) mit Charme und Seide zu drapieren und als veri-tables Boulevardstück zu verkaufen. Hier, am Parkring, wo der Molino schon teuer ist und der Charme bestenfalls aus Charmeuse, nimmt es sich bloß halbseiden aus, derb und plump und anzüglich und undelikat. Es spielen unter anderen Georg Corten, Eva Sandor, Erich Schwanda, Sonja Marell, Monika Berger und Inge Altenburger, die Tochter des Ministers und Vizepräsidenten des Gewerkschaftsbundes.

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