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Digital In Arbeit

Eine Quellenballade

19451960198020002020

?™=W^SSE2 D.EE„H^G^ Von M“cel pnel- Verlag Lanren-Müller, München, 1964. 400 Selten. Preis 19.80 DM.

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Es ist, wie immer bei Pagnol, die vollkommene Übereinstimmung von elementar Empfundenem und einer eben aus dieser Echtheit resultierenden wuchtig-packenden Wiedergabe, die von der ersten Zeile an den Leser gefangennimmt. Er wird miteinbezogen in den Kreislauf der Ereignisse, der sich in der Sonnenglut einer Hochebene bei Marseille, in dem kleinen Bergdorf Les Bastides Blanches, im Auf und Ab der Beziehung Mensch-Natur begibt. Hier in der Provence, der Heimat des Dichters, deren Charakter er so intensiv einzufangen und zu skizzieren weiß, sind die Menschen noch Produkt und Widerpart der Landschaft, die sie bewohnen, sind sie einer auf den anderen angewiesen und tief in der Heimaterde verwurzelt, mag sie ihnen Erfüllung oder Verhängnis bringen. Auf magische Weise offenbart sich dem Leser die Kraft und Spannung, die im belanglosen Alltag dieser Menschen verborgen liegt, und er nimmt aktiv Anteil am Geschehen, das die Dorfbewohner auf Gedeih und Verderb zusammenschmiedet. So verfolgt er atemlos und mit Spannung den Alten und seinen Neffen, die Hauptfiguren des Buches, wie sie, von Habsucht besessen, einer Quelle wegen einen Bergihof an sich bringen, wie sie den früheren Besitzer des Hofes töten und seinen Erben, einen Buckligen aus der Stadt, in den Tod treiben. Er steht fasziniert vor der Lichtgestalt der Manon,der schönen Tochter des Buckligen, der auf wunderbare Weise von der Natur die Macht verliehen wird, den Vater zu sühnen und zum Schicksal des ganzen Dorfes zu werden. Er beobachtet schließlich interessiert die übrigen Einwohner des Dorfes, die, jeder für sich, mit einem Stückchen eigenen Schicksals, die Handlung zu einem wuchtigen, geschlossenen Block formen.

Die Farben, die Pagnol verwendet, um seine Quellenballade in homogener Dichte vor den Leser hinzustellen, sind satt und leuchtend. Er bekennt sich vorbehaltlos zur Macht des Einfachen, Ungekünstelten, er vermeidet die heute so überaus beliebten formalistischen Spielereien, die doch nur Unzulänglichkeiten des Ausdrucks übertünchen sollen. Klar und bestimmt, getragen einzig von der Größe naiver Empfindungskraft, drückt dieses Buch in schlichten Sätzen das Wesentliche aus, das Simpelste, das doch aber mit dem identisch ist, was wir alle verloren haben: das Wunder des einfachen Lebens.

Dieses Buch hat eines zu bieten: Menschen. Das ist unendlich viel, denn welches Buch kann das schon von sich behaupten?

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