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Hans-Pfitzner-Konzert

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Zu den wenigen zeitgenössischen Künstlern, deren Name zu einem Begriff geworden ist, gehört Hans Pfitzner. In einer Epoche des Fortschritts und der Betriebsamkeit zeigte Pfitzner eine kraftvollkonservative Haltung und verkörperte in. seinem „Palestrina” den Künstler, der nicht dem Drange der Zeit und des irdischen Auftraggebers folgt, sondern auf die innere Stimme, die Stimme von oben hört. Für seine Kunstanschauung ist Pfitzner auch temperamentvoll mit dem gesprochenen und geschriebenen Wort eingetreten. Dadurch hat er sich Feinde gemacht, die zwar selten direkt replizierten, sich aber am Komponisten schadlos hielten und gerne durchblicken ließen, daß bei Pfitzner der Charakter stärker sei als das Talent. Doch hat die Zeit sein Werk längst ins rechte Licht gerückt. — Pfitzner kommt aus der Welt der deutschen Romantik, schuf ein Leben lang in dieser Sphäre und kann heute als ihr letzter originaler Vertreter gelten. Bereits in der Stoffwahl zu seinen Opern wird dies deutlich: vom „Armen Heinrich” (1891 bis 1893) über die „Rose vom Liebesgarten”, „Palestrina” und „Christelflein” bis zu der romantischbarocken Zauberoper „Das Herz” (1931). Neben der Oper ist Pfitzners Haupt- Sehaffensgebiet die Kammermusik, und auch seine symphonischen Werke tragen — von zwei Bühnenmusiken abgesehen — kammermusikalische Züge.

In einem Hans-Pfitzner-Abend erinnerte die Mozart-Gemeinde vor allem an das Jugendwerk des Meisters, der demnächst in Wien eintrifft und hier seinen Lebensabend zu verbringen gedenkt. In der Cellosonate op. 1 halten sich Einflüsse von Schumann und Brahms noch ungefähr die Waage. Schon das Motto dieses Werkes — „Das Lied muß schauern und beben” —• weist auf die romantische Herkunft hin. — Die einzelnen Sätze des Streichquartetts op. 13, noch deutlicher die des Klavierquintetts op. 23 zeigen, wie aus einem Ureinfall der musikalische Faden hervorgesponnen und zu einem dichten thematischen Gewebe verknüpft wird, das nur selten leuchtende Farben zeigt. Der Liedmeister Pfitzner war durch zwei Zyklen von je vier Gesängen nach Eichendorff und zeitgenössischen Dichtern vertreten. Die Auswahl umfaßte zwar bekanntere Stücke, war aber mit Geschmack getroffen. Die über 100 Lieder bilden den originellsten und vielleicht wertvollsten Teil seiner Produktion. Trotzdem viele dieser Gesänge eher den Charakter von Selbstgesprächen als von Konzertstücken haben, kann der ambitionierte Liedersänger hier bereichernde Neuentdeckungen machen. (Das Sedlak-Winkler- Quartett und Paul Badura-Skoda waren die Ausführenden der Kammermusik. Hans Braun und Anton Dermota sangen, begleitet von Erik Werba.)

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