6788170-1970_22_13.jpg
Digital In Arbeit

Tanz ins Glück

Werbung
Werbung
Werbung

Die Operette gleichen Namens wurde als Geburtstagsehrung des Raimundtheaters für Robert Stolz zu dessen „Neunzigstem“ im Rahmen der Festwochen festlich aufwendig dargeboten. Vor einem halben Jahrhundert fand die Uraufführung des Werkes im gleichen Theater statt. Der Text mußte natürlich aktualisiert werden, und Hans Fretzer hat das mit ziemlichem Geschick getan, ohne die Fabel zu verändern. Die Musik hatte keine Modernisierung nötig. Sie ist Gegenwart, wenn auch eine verlorene, und das Wiederfinden beglückend. Als letzter Repräsentant von Wiens „silberner“ Operettenzeit ragt Stolz, der auch dem jeweiligen „Heute“ seines langen Lebens seine Tribute darbrachte, als echter alter Meister in unsere Zeit, in Melodie und Einfall mühelos die Jungen überspielend. Das Raimundtheater tut sein Bestes.

Allerdings kann das der alten „buffa opera“ verwandte Verweehslumgs-spiel zwischen Graf und Schneiderin, Diva und Friseur das notwendige, nur in atemlosem Brio wirkende Tempo nicht einhalten, doch schaffen die stimmungsvollen Bühnenbilder (Ferry Windberger), Ger-dagos Kostüme und vor allem die Persönlichkeit der Darsteller den Zauber der Atmosphäre. Nera Nicol als Diva muß ihr überschäumendes Temperament in dieser Rolle immerhin etwas zügeln. Hans Peter Krasa als Burggraf Kunibert und sein Sohn Appolinaris (Carl Günther) bleiben Randfiguren, das Komikertrio Peter Gerhard, Ossy Kolman und Elte Rambausek, drei eminent persönliche Noten, füllen den teilweise luftleeren Raum mit ungezügelter Heiterkeit. Ernst Schütz als Friseur und Pseudograf gelingt die feinere Komik. Eine Entdeckung ist Vera Berzsenyi (Schneiderin), stimmlich fein und klar, darstellerisch überzeugend in junger Frische und Natürlichkeit. Greil Theimer macht aus einer kleinen Rolle eine große Szene, Gottfried Nowak, Adolf Böhmer, Hans Fretzer (Logenschließer), haben ihre Pointen sitzen. Rein Estis Choreographie hat das gewohnte Niveau, Solisten und Ensemble des Balletts holen sich Sonderapplaus. Das Orchester unter Herbert Mogg spielt airibittondert und sauber, zuweilen vielleicht nicht so elegant, als es die Musik möchte. Robert Stolz, schon bei seinem Erscheinen in der Ehrenloge stürmisch begrüßt, wurde am Schluß mit Recht besonders gefeiert.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung