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„Sodom und Gomorrha”

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Gastspiele großstädtischer Ensembles an Provinzbühnen sollen nicht allein Höhepunkte der Theatersaison, sondern auch Maßstäbe für die eigene Produktion sein. Die in Salzburg von der „Bühne 64” (Direktion: Jürg Medicus, Zürich) gebotene Aufführung von Jean Gireaudoux’ „Sodom und Gomorrha” blieb hinter den Erwartungen des Publikums wie der Theaterleute in manchem zurück. Fehlt dieser Sammlung von Bonmots, Paradoxen, Aperçus und Aphorismen über das unerschöpfliche Mann-Weib-Thema so ziemlich alles, was zu einem Drama gehört, so hat noch der durch das ganze Stück gehende Tonfall der Ironie den Besiegten gegenüber einen fatalen Beigeschmack. Und Besiegte sind sie offenbar alle in diesem Kampf zwischen den Geschlechtern und zwischen Himmel und Menschenwelt. Keines kommt heil davon. Dann diese allgemeine Geschwätzigkeit ! Angesichts der Katastrophe eines Weltunterganges wird geredet und geredet. Der Autor selbst bekundet seine Unzufriedenheit damit durch die Feststellung, daß sie auch noch als Tote weiterreden werden. Freilich gibt es dann wieder Passagen von großer poetischer Schönheit, tiefsinnige Gleichnisse und ergreifende lyrische .SPW/iKt 7 dK-T

,skejÿisçhen DialelUikter als . echten Dichter, dem wir gern auch in diesem Fall unsere Reverenz erweisen.

Wolfgang Liebeneiners Spielführung begnügte sich damit, die starken Persönlichkeiten des Ensembles aufeinander abzustimmen; die schwächeren wußte sie nicht zu steigern. Hilde Krahl gestaltete mit der Dynamik ihrer Ausdrucksmittel die Tragik jener Liebe, die alles zu geben bereit ist,

aber das gleiche vom Partner fordert. Wer ist solcher Liebe auf die Dauer gewachsen? Mit ihr verbunden, ist der andere vom Beginn an zum Schwächeren gestempelt. Auch wenn er vor Kraft und Selbstbewußtsein zu strotzen scheint wie Walther Reyers strahlender Jean, dessen Lei stung darin bestand, seine Unterlegenheit glaubhaft zu machen. Das zweite Paar (Ria-Jacrjiics) stand alhwsehf Hm- Schatten des ersten und hatte keinen”Hauch’eige-: nen Lebens. Als Samson und Dalila wurden Wolfgang Danegger und Grete Heger dem parodistischen Charakter ihrer Rollen gerecht. — Das Bühnenbild von Hubert Aratym ließ die Drohung des bevorstehenden Unterganges keinen Augenblick vergessen.

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