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Aktien für Neulinge

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Nach ÖMV und AUA plaziert auch die Verbundgesellschaft Aktien an der Börse. Die Zukunftsaussichten beurteilt der stellvertretende Generaldirektor Hannes Zach.

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Nach ÖMV und AUA plaziert auch die Verbundgesellschaft Aktien an der Börse. Die Zukunftsaussichten beurteilt der stellvertretende Generaldirektor Hannes Zach.

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FURCHE: Welche Lehren umr-. den aus der Plazierung von ÖMV-und AUA-Aktien gezogen? Beide sind ja keine großen Renner an der Wiener Börse geworden.

HANNES ZACH: Die OMV wird derzeit sicherlich unter ihrem Wert gehandelt, denn die Wirtschaftsdaten des Unternehmens sind hervorragend. So hat die OMV beispielsweise auf dem Personalsektor rationalisiert und trotzdem ihren Umsatz gesteigert. Der cash-flow ist sehr gut, die

Raffinerien sind ausgelastet... Langfristig gesehen, wird auch die ÖMV-Aktie steigen.

FURCHE: Hat das Unternehmen also „nur“ den Börsenkrach gebüßt?

ZACH: Sicherlich. Der Ausgabetermin kurz nach dem Börsenkrach war, psychologisch gesehen, ein ungünstiger Zeitpunkt. Was hingegen die AUA betrifft, so hat dem Unternehmen schon allein sein positives Image genützt.

Die Verbund-Aktien unterscheiden sich aber wesentlich von diesen beiden. Erstens kommt ein gigantisches Volumen auf den Markt. Es werden bis zu 15,101.800 Inhaberaktien im Nominale von 100 Schilling angeboten. Das ist die größte, in Österreich durchgeführte Plazierung. Einmalig ist aber auch die Ausstattung der Verbund-Aktie. Es besteht die Möglichkeit der Teilzahlung, es gibt Vorzugsdividende und einen Treuebonus. Wer zum Beispiel bis zum 31. Oktober 1991 ohne Unterbrechung die Aktie gehalten hat, bekommt als Treuebonus weitere Verbund-Aktien von der Republik Österreich. Für je zehn Aktien wird eine weitere gutgeschrieben. Die Banken melden uns auch bereits ein starkes Käuferinteresse. Offensichtlich ist das Aktienbewußtsein entsprechend belebt worden.

FURCHE: Es zeigt sich aber immer wieder nachlassendes Interesse, wenn die Kaufentscheidung dann tatsächlich fällig ist.

ZACH: Die jüngste IMAS-Umfrage zeigt beispielsweise, daß knapp acht Prozent der Österreicher am Erwerb einer Verbund-Aktie „sehr interessiert“ sind. Das entspricht rund 500.000 potentiellen Käufern. Dieses Interesse ist außerdem über einen längeren Zeitraum hinweg gleich hoch geblieben. Optimal wären 100.000 Aktionäre. Zum Vergleich — die ÖMV hat 30.000 gewonnen.

FURCHE: Könnte sich die Verbund-Aktie zum Spekulationspapier entwickeln?

ZACH: Wer mit extremen Kursgewinnen rechnet, muß auch unter Umständen starke Verluste in Kauf nehmen. So gesehen, wird unsere Aktie sicherlich kein Spekulationspapier werden. Wer das will, muß in andere Bereiche investieren. Die Verbundgesellschaft bietet ein sicheres Papier, das zeigt schon ein Blick auf das Anlagevermögen. Strom wird zu 90 Prozent aus Wasserkraft erzeugt mit Anlagen, die 100 Jahre und länger leben. Außerdem ist auch die Stromerzeugung eine Wachstumsbranche. Prognosen zeigen, daß um die Jahrtausendwende rund 30 Prozent mehr Energie gebraucht wird als heute.

FURCHE: Es heißt, die ,Zuk-kerln“ bei der Verbund-Aktie gehen letztlich zu Lasten des Strompreises. Sind solche Befürchtungen gänzlich unbegründet?

ZACH: Strom ist in Österreich ein preisgeregeltes Produkt, das in einem paritätisch besetzten Gremium geprüft wird. Wir können gar nicht die Strompreise erhöhen, wie es uns gerade paßt. Jeder Kostenschub wird genau überprüft, und das wird in Zukunft noch mehr der Fall sein, um genau diese Verdächtigungen zu entkräften.

FURCHE: Die Grünen wollen sich auch mit Aktien eindek-ken...

ZACH: Wenn in der Hauptversammlung Fragen von den Grünen gestellt werden, so nehmen wir diese ernst und werden uns um entsprechende Antworten bemühen.

Das Gespräch führte Elfi Thiemer.

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