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Blick nach Osten

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Überall in Österreich haben die Bischöfe in den letzten Wochen junge Männer zu Priestern geweiht. 59 Welt- und Ordenspriester sind es heuer insgesamt nach einer Statistik des Canisiuswerks. In mancher Di

özese aber konnte der Bischof nur einem einzigen Kandidaten die Hände außegen.

Gewiß: Die Zahl der Neupriester hat sich stabilisiert, die Talfahrt der siebziger Jahre konnte gestoppt werden. Langsam wächst unter den Gläubigen das Bewußtsein ihrer Mitverantwortung für die geistlichen Berufe. Die meisten haben eingesehen, daß die bequeme Formulierung ,,Der Bischof wird uns schon einen Priester schicken" der Vergangenheit angehört.

Die Mitverantwortung des ,, Volkes Gottes" für seine Priester wird umso deutlicher, wenn sich der

Blick nach Osten wendet. So wenig Statistiken im religiösen Bereich den Anspruch „letzter Wahrheit" anmelden können, so sehr sprechen sie manchmal doch eine recht deutliche Sprache.

Zwei Nachbarländer, mit denen Österreich geschichtliche Erfahrung und Mentalität teilt, liefern da recht bemerkenswerte Zahlen (von Polen und Jugoslawien einmal ganz abgesehen). In der CSSR haben die Bischöfe auch immerhin 44 Neupriester geweiht. Man kann sich ausrechnen, wie viele es gewesen wären, wenn nicht der Staat mit allen. Mitteln und Untergriffen die Zahl künstlich niedrig gehalten hätte. Und in Ungarn wurde erst kürzlich sorgenvoll festgestellt, daß das Durchschnittsalter der Priester 52,8 Jahre beträgt. In der Erzdiözese Wien sind es dagegen 55,7 Jahre!

Ouintessenz aus diesen Zahlenspielen: Trotz des Drückens eines atheistischenRegimesnehmenoffen- bar die Gläubigen in den beiden Nachbarländern im Osten ihre Mitverantwortung für die geistlichen Berufe ernster, als wir es zu tun gewohnt sind.

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