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Captain Burtons goldenes Armband

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150 Werke zentralasiatischer Kunst vom sechsten vorchristlichen bis zum zwölften nachchristlichen Jahrhundert sind in Roms Palazzo Venezia zu sehen.

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150 Werke zentralasiatischer Kunst vom sechsten vorchristlichen bis zum zwölften nachchristlichen Jahrhundert sind in Roms Palazzo Venezia zu sehen.

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An einem ruhigen Tag des Jahres 1877 entdeckten ein paar Bauern bei Feldarbeiten an den Ufern des Flusses Oxus, der durch die Steppe von Tadschikistan fließt, mehrere Schmuckstücke aus massivem Gold und Silber. Die Bauern verkauften die Fundstücke an muselmanische Kaufleute, Räuber überfielen die armen Kaufleute und flohen mit der Beute in die Berge des Pamirs. Ein an der indischen Grenze diensthabender englischer Captain konnte den Schatz zurückerobern. Zum Dank dafür verkauften ihm die überglücklichen Kaufleute ein prachtvolles, goldenes Armband, das schließlich im British Museum landete

Das alles klingt wie ein Abenteuerfilm. Dieses von Burton erstandene Armband ist eines der Meisterwerke der bis 16. Jänner laufenden außergewöhnlichen archäologischen Ausstellung im Pa-lazzo Venezia in Rom. 150 Exponate, aus der Eremitage, dem British Museum und dem National -Museum für orientalische Kunst in Rom, bieten eine einmalige Gelegenheit, das Künstlerische Niveau der Völker zu bewundern, die vom sechsten Jahrhundert v. Chr. bis zum zwölften Jahrhundert n. Chr. in Zentralasien gelebt haben.

Die Ausstellung beginnt mit Bronzegegenständen des Nomadenstammes der Saka, östlich des Pamir, hauptsächlich Stierköpfe und Gefäße aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. Erlesene Elfenbeinschnitzereien, Geschmeide und Skulpturen stammen aus dem Tempel des Oxus, der hundert Jahre später an den Ufern dieses Flusses zu

Tage kam. Wertvolle Fundstücke und eine große Anzahl von Münzen bezeugen die Anwesenheit von Alexander dem Großen in jenen fernen Gebieten und damit den wichtigen Einfluß der griechischen Zivilisation.

Farbenfreudige Fresken aus der Stadt Pendzikent, dem „Pompeji Tadschikistans” stammen aus dem hohen Mittelalter und stellen Episoden, wie etwa die Legende des Affenkönigs oder die Wölfin mit den Zwillingen dar -ein Beweis dafür, daß man sich dort auch noch im neunten Jahrhundert an den Kontakt mit dem Römischen Reich erinnerte.

Nach dem der islamischen Kunst gewidmeten Saal kommt mein, in der Zeit zurückgehend, zum eigentlichen Schatz des Oxus, dem Höhepunkt der Schau. Donatella Mazzeo, die Leiterin des National-Museums für orientalische Kunst, erklärt, daß das British Museum nur ganz ausnahmsweise zugestimmt habe, zwölf Exponate aus dem berühmten Schatz von Oxus zu schicken, die alle hauptsächlich aus der achämenidischen Periode stammen. „Seit einiger Zeit verleiht das British Museum sehr wenig”, meint sie.

Optisch am eindrucksvollsten ist die goldene Platte mit einer männlichen Figur, die nach der im fünften Jahrhundert v. Chr. am Oxus herrschenden Mode gekleidet ist. Ebenso bemerkenswert eine silberne Ziege, möglicherweise der Henkel zu ei ner Vase und Captain Burtons goldener Armreif, dessen Verschluß zwei Ungeheuer bilden, mit dem Körper eines Löwen, dem Kopf eines Adlers, den Ohren eines Pferdes, den Hörnern einer Ziege und stilisierten Flu geln.

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