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Dialog, nicht Kreuzzug

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Die Bereitschaft der Kirche zur Offenheit für die Welt von heute mit ihren Problemen unterstrich Kardinal Franz König bei der am vergangenen Wochenende in Wien stattgefundenen Tagung der deutschsprachigen Lokalsektion des vatikanischen „Sekretariats für die Nichtglaubenden". Das Sekretariat war von Papst Paul VI. noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils 1965 errichtet worden, Kardinal König war von 1965 bis 1980 Präsident des Sekretariats.

Als Grundlinie der Auseinandersetzung mit dem Atheismus stellte Kardinal König jetzt bei der Wiener Tagung fest: Keine Kreuzzugsstimmung, sondern sorgfältig vorbereiteter Dialog ohne Aufgabe eigener Positionen, Eintreten für die Religionsfreiheit auf Weltebene, Bewußtmachen der Ursachen und Folgen des Atheismus, der eine ungeheure „Verarmung des Menschen" bedeute.

Kardinal König betonte bei der Tagung im Wiener Bildungshaus Lainz, daß die Errichtung des Sekretariats für die Nichtglaubenden für das Gespräch mit den getrennten Christen und mit den großen Weltreligionen „bleibendes Zeichen der Gesprächsbereitschaft der katholischen Kirche mit allen Menschen guten Willens" sei. Kardinal König erinnerte daran, daß der Atheismus seit jeher eine Herausforderung der Religion dargestellt habe, neu sei die militante Form des Atheismus als Staatsideologie vor allem in marxistisch regierten Ländern.

Als positives Zeichen wertete der Erzbischof von Wien in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß bei der Helsinki-Konferenz und ihren Nachfolgekonferenzen zum ersten Mal das Bemühen um Religionsfreiheit als politische Aufgabe gesehen worden sei. Gerade auch wegen der Situation in den marxistisch regierten Ländern stehe an der Basis des Dialogs mit den Nichtglaubenden eine Spannung, die eine sorgfältige Vorbereitung des Gesprächs verlange, unterstrich Kardinal König, der gleichzeitig davor warnte, den Dialog mit den Nichtglaubenden nur auf die marxistische Spielart des Atheismus einzuengen.

Das Sekretariat für die Nichtglaubenden sei nach seiner Gründung im Sinn eines Auftrags

Papst Paul VI. um gründliches Studium der geistigen Welt des zeitgenössischen Atheismus bemüht gewesen, unterstrich Kardinal König. Dem Sekretariat sei es um die Vorbereitung eines echten Dialogs gegangen, der über das unverbindliche Gespräch durch „ehrliche Absicht und genaue Kenntnis des Gesprächspartners" hinausgehe. Ohne diese sorgfältige Vorbereitung bestehe die Gefahr, daß sich der Christ allzu sehr seinem nichtglaubenden Gesprächspartner angleiche, damit seine eigene Identität verliere und so dem nichtglaubenden Partner einen schlechten Dienst erweise. So sagte Kardinal König: „Man schadet auf diese Weise der Sache, der man gerade in der pluralistischen Gesellschaft dienen will."

An der Wiener Tagung nahmen mit dem derzeitigen Pro-Präsidenten des vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden, Erzbischof Paul Poupard, sowie dem Leiter der deutschsprachigen Lokalsektion, Bischof Josef Stimpf le (Augsburg), an der Spitze kirchliche Vertreter aus Österreich, der Schweiz, der BRD, Jugoslawien, Polen, Ungarn und Skandinavien teil. .Jtathpress"

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