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Die Heimat des lächelnden Papstes

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Wohl nur wenigen ist der Geburtsort des „lächelnden Papstes" bekannt. Johannes Paul I. kam am 17. Oktober 1912 in dem kfeinen Bergdorf der Dolomiten Canale d'Agordo (bis 1964 noch Forno di Canale) als Albino Luciani zur Welt. Die Behausung der Lucianis war einfach, das Leben hart, die wirtschaftliche Lage ließ zu wünschen übrig. Die Mutter war tief religiös, der Vater überzeugter Sozialist, stimmte aber zu, als sich Albino bereits als Elfjähriger für den Priesterberuf entschied. Jeden Sommer aber verbrachte der Seminarist in seinem fast tausend Meter hoch gelegenen Heimatdorf, wo er auch am Tag nach seiner Priesterweihe (7. Juli 1935) seine erste heilige Messe zelebrierte.

Als er zum Hilfspriester für sein Heimatdorf bestellt wurde, war seine Freude groß. Bald aber wurde er zum Bektor des Seminars von Belluno ernannt, wo er es verstand, anstrengenden Lehrstoff lebendig vorzutragen. Seinem Wissensdurst folgend, begann er später neben seiner Tätigkeit Studien an der Gregorianischen Universität in Bom, um das Doktorat zu erlangen. Immer wieder aber besuchte er seinen Heimatort inmitten der herrlichen Berge. Als 1958 die Stelle des Bischofs von Vit-torio Veneto vakant wurde, entschied man sich für Luciani, dem stets die Sorgen und Nöte der Menschen am Herzen lagen, vielleicht auch deswegen, weil er sie in seiner Kindheit selbst kennengelernt hatte. 1969 übertrug man ihm das Amt des Patriarchen von Venedig. Immer aber blieb er bescheiden und weltoffen, auch als er am 26. August 1978 zum obersten Hirten der Kirche gewählt wurde. Er träumte von einer aufgeschlossenen Kirche, war reformfreudig und gegen Machtmißbrauch. Doch nach nur 33 Tagen Amtszeit starb er am 28. September 1978 - vor 15 Jahren - unter bisher nie ganz geklärten Umständen.

Auf einer Dolomitenfahrt lohnt sich ein Abstecher in seinen Geburtsort Canale d'Agordo, zum Beispiel von Westen her über den wenig befahrenen Valles-Paß (2000 Meter), entlang der mächtigen, wildromantischen Pale-Gruppe; ein Weg für Individualisten und Naturliebhaber. Bietet die Kirche auch kunsthistorisch wenig, läßt sie doch mit der päpstlichen Fahne und einer lebensgroßen Statue von Johannes Paul sowie einer großen Gedenktafel im Kircheninneren die Erinnerung an diesen Papst wieder sehr lebendig

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