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Wohnen macht arm

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Marktpreise resultieren aus der Relation von Angebot und Nachfrage, lernt der Wirtschafts-Student im ersten Semester. Aber er lernt auch, daß es sogenannte „unvollkommene Märkte” gibt, auf die das nicht unbedingt zutrifft. Und ehe er noch mit dem Paradebeispiel dafür, mit dem Arbeitsmarkt, konfrontiert wird, hat er in aller Regel (es sei denn, er wohnt im „Hotel Mama”) die Chance, seine Erfahrungen mit dem Wohnungsmarkt zu machen.

Wenn er/sie nicht gerade in einem Studentenheim-Zweibettzimmer wohnt (nicht für jeden die Ideallösung), landet gut und gern die Hälfte des durchschnittliehen Stipendiums oder Unterhalts in den -nicht einmal eigenen - vier Wänden.

Aber das ist eine Schule fürs Leben, und ihre Lehren betreffen nicht nur angehende Akademiker. Lehr-iingsentschädigungen und Erst- beziehungsweise Einstiegsgehälter reichen im allgemeinen auch für keine eigene Bleibe, und das gilt ebenso • für Alleinerzieher(innen) und Pen-sionist(inn)en.

Für letztere vor allem dann, wenn sie aus den verschiedensten Gründen größere (oft zumindest in der Belation günstigere) Wohnungen aufgeben müssen.

Und genau diese Wohnungen können sich dann Jungfamilien mit mehreren Kindern auch wieder nicht leisten, weil zum Beispiel via Kategorienverbesserung die Mietzinse kräftig angehoben werden.

So kommen Paradoxa zustande: leerstehende Wohnungen, akut Wohnungssuchende, ein „grauer Markt”, auf dem keine Gesetze gelten, und Gesetze (etwa im Hinblick auf Wohnbauförderung), die Jahre hinter der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung herhinken. Dazu gibt es noch den ländlichen Raum, in dem eigenständiges Wohnen fast nur im Wege von Hausbau und jahrzehntelanger Verschuldung möglich ist...

Daß Wohnen mindestens ein Viertel, meist gut ein Drittel und oft die Hälfte des (Familien-)Einkom-mens veschlingt, ist eine Tatsache. Es macht nur einen Unterschied, ob man von 8.000 oder 40.000 Schilling ausgeht.

Wohnen kann ziemlich arm machen.

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