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Ein musikalisches „Hainburg”

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Bei dem Thema .Musikerziehung in der Mediengeseü-schaft” ging es um weit mehr als ein Fachgebiet. Wieder einmal stand auch der Kulturbegriff zur Debatte. Fritz Mauthner hat schon am Beginn unseres Jahrhunderts geschrieben, wie unklar und wandelbar unsere Sprache ist und daß sich überhaupt die ganze Kultur dauernd wandelt.

Und so mußte man in Strebersdorf mit einem unsicheren Begriffsapparat einem sich dauernd wandelnden Phänomen zu Leibe rücken, was Rainer Bischof vom Kulturamt zu der Feststellung veranlaßte, daß wir eigentlich „kaum ein Kulturbewußtsein” haben, weshalb es kein Wunder ist, daß breite Schichten „verunsichert durch eine falsche Liberalität” sind. Somit mochte Gottfried Kraus bohren., wie er wollte, er bekam vom Auditorium keine Äußerung über ,J£riterien, um ein breites Musikbewußtsein zu erreichen”, und die Musiker waren durchaus uneins, ob man in das Eliteprogramm von Ol auch grellere Farben der U-Musik mischen solle oder nicht.

Vielen der jüngeren Teilnehmer ist Musik ziemlich alles, was organisiert klingt, und über die Frage, ob es eine akustische Umweltverschmutzung gebe oder nicht, entspinnt sich eine lebhafte Diskussion, bis jemandem einfällt, daß in den Kaufhäusern Musik rieselt, und die Frage, ob die Neue Musik bei Webern beginnt oder vor fünf Jahren, bleibt ebenso unbeantwortet.

Uneingeschränkten Zuspruchfinden die großen und kleinen Weisheiten für die Praxis. An der Spitze steht hier der Psychiater der Nation”, Erwin Ringel: Bevor der Mensch denkt, nimmt er Töne, Farben und Bilder wahr. Einseitig kognitive Ausbildung vernachlässigt die rechte Gehirnhälfte und mit ihr Fantasie und Kreativität. In dieselbe Kerbe schlägt Karel Pech, und Minister Moritz verspricht sogar eine Besserstellung der Musikerziehung in der Oberstufe der AHS. Seine Beamten dürften davon eher überrascht sein, und die Musikerzieher wünschen sich eine gesetzliche Verankerung des Versprechens.

Deshalb ermuntert auch Erhard Busek alle Interessierten zur Bildung einer starken Pressure-Group, Kurt Blaukopf verlangt eine Offensive, Josef Maria Müller (Konservatorium) erhofft sich ein „musikalisches Hainburg” zur Verbesserung der Situation. Wie gut diese schon manchmal sein kann, zeigt Friedrich Lesskys Musikgymnasium ebenso wie Peter Altmanns Mädchenchor.

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