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Eine Woche Weltpolitik

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Edward Kania. (53), bisher im Zentralkomitee der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei für Sicherheit und Kirchenbeziehungen zuständig, wurde am

6.nbsp;September zum neuen Parteichefberufen. Kania löst Edward Gierek ab, der am 5. September einen Herzinfarkt erlitt. Die Hintergründe des Machtwechsels sind aber freilich politischer Natur: Giereks Position innerhalb der Partei hatte sich aufgrund der Arbeiterstreiks an der polnischen Ostseeküste und im obersch lesischen Bergbaugebiet so sehr verschlechtert, daß seine Ablöse eigentlich nur eine Frage der Zeit war. Was Kania anbetrifft, ist der neue Parteichef sowohl bei der polnischen Bevölkerung als auch im Ausland ein eher unbeschriebenes Blatt, umso weiter gehen die Spekulationen über den künftigen Kurs der polnischen Kommunisten auseinander. Man wird sehen, wer recht behält: Diejenigen, die in Kania einen „Reformer" sehen, oder diejenigen, die ihn als „Falken" hinstellen ...

Die Sowjetunion reagierte auf die Berufung Kanias zum neuen Parteichef der polnischen Kommunisten mit sichtlicher Befriedigung. Der sowjetische Staatsund Parteichef Leonid Breschnew gratulierte Kania zu seiner Amtsübernahme in einem Glückwunschtelegramm, worin auch gleich einige Regieanweisungen an den neuen KP-Chef für seine künftige Politik enthalten sind. Demnach hat er darauf zu achten, daß die „führende Rolle der kommunistischen Partei" gefestigt wird, das sozialistische System gestärkt und die „unerschütterliche polnisch-sowjetische Freundschaft" gepflegt werden muß. #

Hua Guofeng, Chinas Partei-und Regierungschef, hat am

7.nbsp;September vor dem in Peking tagenden Volkskongreß seinen Rücktritt als Ministerpräsident erklärt und als seinen Nachfolger den früheren ersten Parteisekretär von Sezuan, Zhao Ziyang, vorgeschlagen. Der Rücktritt Huas vom Regierungsamt war inoffiziell bereits mehrfach angekündigt worden und er ist ein konsequenter Schritt zur Verwirklichung der neuen Parteirichtlinien der chinesischen KP: Danach soll übermäßiger Ämterhäufung ein Riegel vorgeschoben werden und jüngere Kräfte in Hinkunft auf allen Ebenen der Regierungsarbeit mitwirken können. Uber den 61jährigen Hua-Nachfolger Zhao Ziyang urteilt die angesehene „Frankfurter Allgemeine Zeitung": „. . . ein kluger, harter und tüchtiger Macher."

Ägyptens Staatspräsident Anwar el Sadat hat sich am 3. September bereit erklärt, die von ihm unterbrochenen Verhandlungen mit Israel und den USA über die Verwirklichung der Palästinenser-Autonomie in den von Israel besetzten Gebieten zu einem noch zu vereinbarenden Termin wieder aufzunehmen. Vorbereitet wurden die Besprechungen vom amerikanischen Nahost-Sonderbeauftragten Sol Linowitz, der nach einem Gespräch mit Sadat außerdem bekanntgab, daß voraussichtlich nach den US-Präsidentenwahlen im November ein neuer amerikanisch-ägyptisch-israelischer Gipfel stattfinden wird.

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