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Es geht nicht nur um ein Dienstauto

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Der Bundesvorstand der Fraktion christlicher Gewerkschafter (FCG) hat Fraktionsobmann NR-Abg. Johann Gassner als Kandidaten für einen der sechs Vizepräsidenten des österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) nominiert, die es künftig geben soll. Mit Johann Gassner sprach Hubert Feichtlbauer.

FURCHE: Warum hat sich die FCG mit einem von nunmehr sechs „Vize”-Posten abspeisen lassen, was ihre Stärke im ÖGB doch unterspielt?

GASSNER: Wir haben mittlerweile Gespräche mit den Sozialisten geführt und von ihnen die Zustimmung zu einer Statutenänderung erwirkt, wonach die FCG auch den neuzuschaffenden Posten eines Stellvertretenden Obmanns der Kontrollkommission mit Sitz im Präsidium und Vorstand des ÖGB erhalten wird. Das wird unsere Kontrollmög- lichkeiten stärken.

FURCHE: Trotzdem gibt es Leute, die behaupten, der „Vize”-Po- Sten allein bringe lediglich dessen Inhaber eine Anstellung beim ÖGB und einen Dienstwagen, der Fraktion aber nichts.

GASSNER: Das stimmt nicht, denn ein ÖGB-Vizepräsident hat Sitz und Stimme im Präsidium des ÖGB, in dem seit vier Jahren ausschließlich Sozialisten abstimmen konnten. Künftig werden wir zu dritt dort sitzen: derVi- zepräsident, der Stellvertretende.

Kontrollkommissionsobmann und der Leitende Sekretär, der bisher dort kein Stimmrecht hatte.

FURCHE: Stimmt es, üaß die FCG vom sozialistischen Angebot erst durch eine Aussendung der sozialistischen Gewerkschafter erfuhr, was ein Arbeitskreis von Betriebsräten aus der Katholischen Arbeitnehmerbewegung als „leichtfertige Aufs-Spiel-Setzung von positiv praktizierten Grundsätzen der Zusammenarbeit” qualifizierte?

GASSNER: Von der Aufstok- kung der Zahl der Vizepräsidenten haben wir erst durch die Aussendung erfahren. Aber ich erblicke darin mehr ein internes

Problem der sozialistischen Gewerkschaftsfraktion.

FURCHE: War der Beschluß zur Annahme der Vizepräsidentenstelle in der FCG unumstritten?

GASSNER: Es gab zunächst verschiedene Auffassungen dazu, aber dann setzte sich einhellig die Meinung durch, daß wir annehmen und uns um zusätzliche Kontrollrechte bemühen sollten. Das ist gelungen.

FURCHE: Wird beim bevorstehenden Fraktionstag der FCG auch über das Verhältnis zur ÖVP gesprochen werden?

GASSNER: Für die Fraktion ist diese Frage nicht aktuell, sie ist von außen in unsere Reihen hineingetragen worden. Im Bundesvorstand besteht kein Bedürfnis, das Thema anzuschneiden.

FURCHE: Und wenn Delegierte es tun wollen?

GASSNER: Können sie es in der Diskussion selbstverständlich tun.

FURCHE: Welches sind die Hauptziele der künftigen FCG- Aktivitäten?

GASSNER: Erstens die Sicherung der Arbeitsplätze. Uns geht es aber nicht, wie den Sozialisten, nur um die Schwerpunkte Industrie und Ballungszentren, sondern um Förderungsmaßnahmen für alle Bereiche und Regionen. Sodann liegt uns die Einkommenssicherung am Herzen: Dqr Anteil der Nettolöhne an den Bruttolöhnen ist zum Beispiel bei der Industriebeschäftigten in den letzten fünf Jahren von 80 auf 75 Prozent gesunken. Daher muß man über eine Lohnsteueranpassung zu reden beginnen. Und schließlich steht die Arbeitszeitverkürzung im Vordergrund, die für uns primär noch immer eine soziale Forderung ist.

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