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Maßvolle Linie zeichnet sich ab

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Stärker als bei früheren Tagungen wird am 9. Bundeskongreß des österreichischen Gewerkschaftsbundes, der vom 10. bis 15. September in Wien stattfindet, die Energie-Problematik im Vordergrund stehen. Das kann Nationalratsabgeordneter Erich Hofstetter, leitender Sekretär des ÖGB, bereits jetzt voraussagen: „Die ganze Energiefrage ist eng mit der Wirtschaft verbunden. Das wird sicher einer der Diskussionspunkte sein. Es ist ja gar nicht möglich, Wirt-schaftsaussagen zu machen, ohne an die Energie Zu denken.“

Wenn es weiterhin Vollbeschäftigung und Wachstum geben soll, dann tritt also auch und gerade der ÖGB für die vorsorgliche Bereitstellung der notwendigen Energiemengen ein.

Der Bundeskongreß wird sicher auch in Form von Anträgen oder Resolutionen zur Arbeitszeit Stellung nehmen. „Vor dem Bundeskongreß habe ich keine persönliche Meinung, dort vielleicht schon“, meint Hofstetter zurückhaltend, um dann aber doch ein paar Gedanken zu formulieren: Man müsse einen ganzen Fächer von Fragen berücksichtigen; etwa die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Produkte im Ausland, oder etwa die Arbeitszeitentwicklung in anderen Ländern, etwa in der Schweiz. Grundsätzlich sei stets der Effekt entscheidend ... und im konkreten Fall sei eine Verlängerung des Urlaubs eben effektvoller.

In welcher Form aber eine Urlaubsverlängerung denkbar sei, das müsse differenziert und nicht pauschal gesehen werden. In den Anträgen der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG) an ihren Bundestag, der unmittelbar vor dem Bundeskongreß stattfindet, findet sich hingegen bereits die konkrete Forderung, Arbeitnehmern, die bereits 25 Jahre im. selben Betrieb tätig sind, eine zusätzliche (fünfte) Urlaubswoche zu gewähren.

Insgesamt dürfte das Forderungs-Paket der Gewerkschaft die im Vergleich zu den beginnenden siebziger Jahren doch eher maßvolle Generallinie zum Ausdruck bringen. „Wir sind uns bewußt“, versichert Hofstetter, „daß es ein Wirtschaftswachstum wie zu Beginn der siebziger Jahre so schnell nicht mehr geben wird.“

In der Vermögensbildung sind kaum neue Akzente zu erwarten, angesichts manch offener Fragen sind Ermüdungserscheinungen an dieser Front nicht zu übersehen. Dafür ist umso sicherer mit einem Antrag nach „paritätischer Mitbestimmung“ Zu rechnen, der ja nach seiner Beschlußfassung durch die Gewerkschaft der Privatangestellten nun auf zusätzliche Unterstreichung durch den Bundeskongreß wartet. Ein Urwahl-An-trag kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Reihen des FCG-dominierten öffentlichen Dienstes, ob diesen Ruf auch die Gemeindebediensteten erheben, wollte Hofstetter nicht sagen.

Die an den Bundestag der FCG gerichteten Anträge unterscheiden sich von jenen der SP-dominierten offiziellen Gewerkschaft in einigenPunk-ten: Verständlicherweise tauchen mehrfach jene Forderungen auf, die vom ÖAAB auch im Arbeiterkammer-Wahlkampf massiv vertreten wurden. So etwa jene nach Herabsetzung des Pensionsalters bei Schichtarbeitern oder die Einführung eines Pendlerpauschales. Interessant sind auch die FCG-Wünsche nach Männer-Gleichberechtigung in der Pensionsund Krankenversicherung. Die Forderung nach früherer Pensionierung der Frauen im öffentlichen Dienst -analog dem ASVG - hat bereits Staub aufgewirbelt.

Daneben hat die FCG eine Reihe von Anträgen zur Familien- und Steuerpolitik (Progressionsmilderung ab 1980) in der Pfanne. Eine Forderung der FCG-Chemiearbeiter, die steuerfreie Sonderzahlung von einem Jahressechstel zu einem Jahresviertel auszudehnen, wurde vorerst von der Antragskommission (Vorsitz: Abgeordneter Robert Lich-al) auf Eis gelegt.

Für Überraschungen sind freilich Bundeskongreß und FCG-Bundes-tag immer noch gut. Resolutionen und Anträge der jeweiligen Bundesvorstände können noch nachgereicht werden. Da der ÖGB-Bundesvor-stand am 3. September noch einmal tagt, ist in vielen Fragen das letzte Wort noch nicht gesprochen.

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