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Gefahr für die FCG

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Wenig durchdacht ist es, wenn man so wie Günther Engelmayer (FURCHE 36/1979) unter dem Titel „Mehr Demokratie” und „Weg von der Oligarchie” ein unmittelbares, geheimes und persönliches Wahlrecht zur Bildung der ÖGB- und Gewerkschaftsorgane fordert, aber gleichzeitig die statutenmäßige Verankerung der Fraktionen verlangt und darüber hinaus noch die Gewährleistung einer FCG-Repräsentanz in allen ÖGB-Organen abgesichert sehen will.

Denn: entweder gilt das Ergebnis einer geheimen Wahl mit allen Konsequenzen, oder es gilt eben die Vereinbarung zur Existenzsicherung der Minderheitsfraktion. Dann aber sollte man dem Mitglied nichts von einer „demokratischen Wahl” vorgaukeln.

Aus den Thesen Engelmayers spricht die typische fraktionelle Selbstsicherheit der Beamtengewerkschaft, in der die massive Existenz der Fraktion Christlicher Gewerkschafter eine Naturgegebenheit ist, die gar nicht so besonders erkämpft werden mußte.

Leider ist die Realität in so mancher Arbeitergewerkschaft eine andere, und obwohl wir von unseren Vertretern in den Arbeitergewerkschaften ein weit höheres Maß an Opfer- und Kampfbereitschaft erwarten dürfen, als dies erfahrungsgemäß selbst von pragmatisierten Beamten jemals verlangt werden kann, ist in diesen Bereichen jede Demokratieromantik unangebracht.

In dem Augenblick, wo es innerhalb der Gewerkschaften um Wahlen zur Erringung einer Position oder Mehrheit bis hinab in den Ortsbereich geht, werden sämtliche Mittel der Organisation, der Finanzen, der Mehrheit, der Macht, die dem jeweiligen Kandidaten zur Verfügung stehen, eingesetzt. Den Vertretern der FCG stehen aber in vielen Bereichen der Gewerkschaftsorganisation keinerlei Einsatzmittel, ja nicht einmal die einer echten Kontrolle zur Verfügung.

Unter solchen Wahlvoraussetzungen würde, ohne daß man dem Gegner schon Manipulation unterstellen müßte, das Wahlergebnis in vielen fachlichen und territorialen Bereichen für die christlichen Gewerkschafter geradezu niederschmetternd sein, die FCG würde dort weit unter ihrem wahren Wert geschlagen.

In den 30 Jahren meiner Fraktionsarbeit wurde mir trotz vieler Bemühungen noch kein brauchbarer Vorschlag vorgelegt, der einerseits demokratische Urwahlen vorsieht, anderseits aber die Existenz der FCG in allen Gewerkschaftsorganen sichert

Da halte ich mich schon lieber an das praktizierte System der Wahlmänner (bei dem übrigens die Abwahl eines nicht bewährten Funktionärs ebenso erfolgen kann, wie bei einer Urwahl), denn noch so gute Ergebnisse in drei oder vier Gewerkschaften könnten mich über den Verlust unserer Existenz in einigen Arbeitergewerkschaften nicht hinwegtrösten.

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