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Mehr Klarheit, mehr Mut zeigen!

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Der diesmalige Gesprächspartner ist Paul Burgstaller, Betriebsratsobmannstellvertreter der VÖESTIAlpine (Hauptverwaltung Leoben) und Landesobmann der OVP-Arbeitsg emeinschaft Verstaatlichte Industrie in der Steiermark.

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Der diesmalige Gesprächspartner ist Paul Burgstaller, Betriebsratsobmannstellvertreter der VÖESTIAlpine (Hauptverwaltung Leoben) und Landesobmann der OVP-Arbeitsg emeinschaft Verstaatlichte Industrie in der Steiermark.

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Warum wählen relativ viele Arbeitnehmer den ÖAAB oder die Fraktion christlicher Gewerkschafter (FCG) bei Arbeiterkammer- und Betriebsratswahlen, nicht aber die ÖVP bei Nationalratswahlen?

BURGSTALLER: Weil es im Betrieb noch Leute gibt, die ein persönliches Beispiel geben, denen christliche Soziallehre noch etwas bedeutet. Das imponiert den Menschen, wenn sich einer hinstellt Und Bekennermut zeigt, obwohl alle wissen, daß ihm dies beruflich schaden kann.

Und das gilt für die ÖVP nicht? BURGSTALLER: Die Spitzen- funtionäre der drei Hauptbünde, die seit Jahren ihre Position innehaben und sicher in der Vergangenheit verdienstvoll wirkten, haben keine Ausstrahlung und keinen Mut zu klarer Aussage mehr. Das gilt übrigens auch für andere Spitzenpolitiker und auch.

Abgeordnete, von denen man vielfach seit Jahren aus lauter Rücksichtnahme kein klares Wort mehr gehört hat. '

Bedeutet das, daß Sie für eine Neubesetzung der Spitzenpositionen in den drei ursprünglichen ÖVP-Bünden eintreten?

BURGSTALLER: Ja, denn was man von diesen Herren bisher zur Reformdiskussion gehört hat,, steht einer echten Erneuerung der Volkspartei im Weg. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der gesamten ÖVP.

Was müßten Volkspartei-Vertreter sagen und tun, um auf Arbeitnehmer glaubwürdig zu wirken?

BURGSTALLER: Klar, deutlich, mutig reden und nicht immer sich besorgt fragen, wer mit dieser oder jener Formulierung vor den Kopf gestoßen werden könnte. Und zweitens selbstbewußter auch gegenüber der Presse auftreten. Es ist beschämend, was sich unsere Spitzenleute manchmal von Interviewern gefallen lassen. Da spürt man das Abhängigkeitsverhältnis von der Machtkonzentration der Presse. Das muß sich ändern.

Sind Sie auf einer; ÖAAB- oder einer FCG-Liste als Betriebsrat gewählt worden?

BURGSTALLER: Auf einer Namensliste. Ich habe es abgelehnt, in der Gewerkschaft eine Funktion zu übernehmen, weil ich das Versteckspiel zwischen ÖAAB und christlicher Gewerkschaftsfraktion für eine unmögliche Sache halte. Soviel ich gehört habe, hat man den ÖAABler, Hans Gassner, in die Fraktion geschickt, damit er die beiden Gruppen einander näherbringt. Für mich ist es beim letzten ÖGB-Kongreß ganz klar geworden, daß er diesen Auftrag zugunsten eines Vizepräsidentenposten im Gewerkschaftsbund preisgegeben hat. Damit ist eine Zusam- menfuhrung für längere Zeit wieder abgeblockt. Wozu dann aber der ganze Aufwand? Eine reine FCG-Politik kann der Hans Klingler besser als der Gassner machen.

Wie stehen Sie denn zum bisherigen Verlauf der Reformdebatte in den Ortsgruppen der Volkspartei?

BURGSTALLER: Dort ist man der Wirklichkeit halt viel näher als manche, die den Fragenkatalog ausgearbeitet haben. Die 20 Fragen, die diskutiert werden sollen, sind zum Teil eine Katastrophe, so weltfremd sind sie formuliert.

Sollen Ihrer Meinung nach die Bünde auf irgend einer Ebene aufgelöst werden?

BURGSTALLER: Nein, sie haben ihre Berechtigung. Daß Senioren und Frauen dazugekommen sind, ist wichtig und soll auch zu einer echten Gleichwertung dieser Gruppen führen. Aber es gibt Gruppen, die von den traditionellen Teilorganisationen nicht erfaßt werden.

Sollte sich um diese nicht eher die Gesamtpartei annehmen?

BURGSTALLER: Nein, denn für die Organisation und die Betreuung der Menschen und die Durchführung von Parteibeschlüssen sind die Bünde auch auf Ortsebene am besten geeignet. Aber gefaßt werden müssen die Beschlüsse von der Partei.

Was halten Sie von Parteisekretären, die auch Mandate in Landtagen und im Nationalrat ausüben?

BURGSTALLER: Überhaupt nichts. Ich kenne viele Parteisekretäre und schätze ihre Arbeit. Sie sind sehr intelligent, sehr wertvoll, sehr notwendig. Aber für mich unverständlich und untragbar ist es, daß sie öffentliche Mandate bekommen müssen. Wenn sie Profilierungsneurosen haben, dann darf man diese nicht mit einem Mandat kurieren. Der Bundesparteiobmann wäre schlecht beraten, wenn er die 20- Prozent-Reserve für Nominierungen für Parteisekretäre reserviert, die ihm dann bei der wirklich notwendigen Basisarbeit fehlen. In der Organisation sind uns die Sozialisten seit langem voraus. Dort sollen sich unsere Parteisekretäre engagieren und profilieren.

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