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Fachkundiges Plädoyer

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Gerade die jüngsten Diskussionen über die Soziale Marktwirtschaft im katholischen Bereich werden Kardinal König in seiner Meinung bestärkt haben, daß „nur wenige die christliche Soziallehre wirklich kennen“, wie er im Vorwort zu der neuen Schrift Johannes Messners unterstrich. Für diese „Kurzgefaßte christliche Soziallehre“ zeichnet das Erzbischöfliche Sekretariat als Eigentümer, Herausgeber und Verleger. Sie kam sicherlich nicht zufällig zum diesjährigen ÖGB- Kongreß heraus und wurde im Referat des Wiener Kardinals von dieser wichtigen Arbeitnehmertagung ausführlich zitiert.

Im Geleitwort bedankt er sich bei Prof. Messner sehr für den „gelungenen Versuch, in verständlicher und übersichtlicher Weise die wichtigsten Grundsätze unserer Soziallehre zusammenzufassen“. Er hofft, daß diese „Orientierungshilfe“ nun „für mehr Klarheit im Grundsätzlichen sorgen“ wird.

Johannes Messner vertritt mit seinem christlichen Sozialrealismus eine wirklichkeitsbezogene und realistische sozialethische Linie und gilt als Repräsentant der Kontinuität der katholischen Soziallehre. Was Messner so auszeichnet, ist die Erkenntnis, daß die christliche Soziallehre mit ihren allgemeinen Grundsätzen nicht immer unmittelbar feststellen kann, was in der jeweils konkreten Situation als Recht und Gerechtigkeit, gut und böse zu gelten hat und daß sich der Ethi- ker daher an die Fachwissenschaften wenden muß, an die Ge- sellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, die Psychologie, Politikwissenschaft.

In Fachkreisen2 ist es aufgefallen, daß die Literaturliste, die Messner anführt und die Kardinal König als „zur Weiterführung und Vertiefung“ dienlich bezeichnet, keine der zahlreichen Publikationen enthält, die von der Katholischen Sozialakademie Österreichs herausgegeben wurden. Manche ihrer Aussagen werden in dieser kurzen, aber sehr inhaltsreichen Schrift korrigiert.

Die Katholische Sozialakademie hat eine Einladung der FURCHE, dazu Stellung zu nehmen, „aus Respekt vor der Person Professor Messners“ ausgeschlagen. Gleichzeitig erinnerte die Katholische Sozialakademie (KSÖ) aber an eine Feststellung des Erzbischöflichen Sekretariats, wonach eine Meldung der österreichischen Politischen Korrespondenz (ÖPKP), die kurze Messner-Sozial- lehre stelle eine Korrektur der KSÖ-Linie dar, als „Spekulation ohne jede Grundlage“ bezeichnet wurde.

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