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Ehrung katholischer Sozialwissenschafter

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Am 8. März beging Univ.-Prof. Oswald von Nell-Breuning SJ seinen 90. Geburtstag. Sein Name ist rnt der Katholischen Soziallehre aufs engste verknüpft, ebenso wie der von Univ.-Prof. Johannes Messner, dem am 3. März von der Internationalen Stiftung , Humanum der Augustin-Bea-Preis für Verdienste um.die Verwirklichung größerer sozialer Gerechtigkeit überreicht worden ist. Vertreter desselben Gedankengebäudes haben die beiden Wissenschafter in ihren Aussagen doch zum Teil sehr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Ihr Werk bezeugt das breite Spektrum der Katholischen Soziallehre.

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Am 8. März beging Univ.-Prof. Oswald von Nell-Breuning SJ seinen 90. Geburtstag. Sein Name ist rnt der Katholischen Soziallehre aufs engste verknüpft, ebenso wie der von Univ.-Prof. Johannes Messner, dem am 3. März von der Internationalen Stiftung , Humanum der Augustin-Bea-Preis für Verdienste um.die Verwirklichung größerer sozialer Gerechtigkeit überreicht worden ist. Vertreter desselben Gedankengebäudes haben die beiden Wissenschafter in ihren Aussagen doch zum Teil sehr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Ihr Werk bezeugt das breite Spektrum der Katholischen Soziallehre.

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Einer der bedeutendsten Meilensteine, die das Zweite Vatikanum für den geistigen AufhSlprozeß der römisch-katholischen Kirche setzte, war die volle Anerkennung der menschlichen Vernunft und insbesondere der daraus schöpfenden Humanwissenschaften als eine Quelle der Erkenntnis all dessen, was 'dem Menschen zu seinem Heil dient. Ein Wegbereiter für diese epochale Überschreitung einer „neuen, sogar kritischen Schwelle" (Edward Schillebeeckx) war ein Österreicher: Johannes Messner.

Die bisher höchste Anerkennung des ganzen Lebenswerkes des heute im 90. Lebensjahr Stehenden war die Verleihung des Augustin-Bea-Prei-ses durch die Internationale Stiftung „Humanum", die dessen Präsident, Professor Arthur F. Utz, kürzlich in einem Festakt an der Wiener Universität vornahm.

Dieser Preis wird für wissenschaftliche Forschungen und Institutionen gewährt, die entsprechend der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Gaudium et spes" den Dialog der Kirche mit der Welt von heute, ihrer Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik führen.

„Nach eingehender und umsichtiger Prüfung kam die Stiftung zur Uberzeugung", so heißt es in der Laudatio, „daß unter den heute schaffenden Theologen und Sozialwissenschaftern Herr Dr. iur. Dr. oec. pol. Dr. mult. h. c. Johannes Messner, Professor emer. der Universität Wien, in der vordersten Reihe derer steht, die sich um den Dialog der Kirche mit der Welt von heute verdient gemacht haben."

Der Geehrte habe bei seiner Untersuchung der am Wesen der Dinge orientierten Grundlage der Ethik den Kontakt mit den empirischen Wissenschaften gesucht, um die aus der christlichen Tradition stammende Metaphysik mit der Erfahrung zu verbinden. Sein intellektuelles Gebäude ruhe auf dem Dialog der philosophischen und theologischen Erkenntnis mit den empirischen So-zialwissenschafteri.

Auf dieser Grundlage sei es Messner gelungen, die Doktrin des hl. Thomas von Aquin aufnehmend, die existentiellen Zwecke der menschlichen Natur als dynamische Elemente in den Mittelpunkt des Naturrechts zu stellen. Damit habe er die Naturrechtslehre von dem Vorwurf befreit, eine realitätsfremde Ideologie zu sein.

Johannes Messner, so heißt es in der Laudatio weiter, sei der erste Sozialwissenschafter, der die sich von der Individualethik unterscheidende Sozialethik systematisch und umfassend erstellt habe. Sein Werk „Das Naturrecht" wurde zum überragenden, bis heute von keinem Autor eingeholten Standardwerk der Sozialethik.

Und die Stiftung Humanum hat noch etwas unterstrichen, was heute im Interesse eines wirklichen humanen Fortschrittes nicht deutlich genug betont werden kann: daß Johannes Messner in seiner vornehmen Art in allen seinen Schriften jede harte Polemik vermied und sich darum bemühte, den Wahrheitskern auch in der gegenteiligen Meinung zu suchen, so daß sich Freunde und Gegner in gleicher Weise sachlich angesprochen fühlten.

Es überrascht daher um so mehr, daß den Redakteuren der Zeitschrift „Kompaß", des Organs der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus, in einer der „Sozialistischen Korrespondenz" übergebenen Erklärung nichts Vernünftigeres einfiel, als gegen diese Preisverleihung zu protestieren. Für ihre Fehlperspektive ist es charakteristisch, daß sie der Stiftung vorwerfen, mit der Würdigung eines Sozialethikers, der aus dem Fundus gesellschaftlicher Erfahrung schöpft, einen Theologen zu würdigen, der „seit Jahrzehnten die Soziallehre der Kirche einseitig auf eine Verteidigung der kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung" hin festgelegt hätte.

Was Messner in Wahrheit sein Leben lang und mit Eifer tat, war, den Menschen als einzelnen und als Zweck der Gesellschaft gegen Sozialutopien aller Spielarten zu verteidigen, die sich nach emotionsgeladenen ideologischen Schlagworten orientieren. '

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