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Sodalitas Erasmiana

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Einer Anregung des verstorbenen Kulturhistorikers und Kulturphilosophen Huizinga folgend, hat der Inhaber des durch seine hochstehenden wissenschaftlichen Publikationen bekannten Pantheonverlages, G. Kollar, eine Zeitschrift ins Leben gerufen, die nicht nur der gegenseitigen schnellen Information über die wichtigen wissenschaftlichen Neuerscheinungen während der Kriegsjahre und der unmittelbar darauffolgenden Jahre noch andauernden kulturellen Absperrung dienen sollte (sie besteht nur aus Rezensionen geisteswissenschaftlich und soziologisch wichtiger Werke), sondern darüber hinaus diese gegenseitige Information zu einem Mittel menschlicher Annäherung, ideeller Klärung, geistiger Bindung zu machen bestimmt war. Der Name „Erasmus“ war ein Programm. Sie will nicht nur ein wissensdiaftliches Fachblatt sein; es soll gezeigt werden, wie Wissenschaft auch die beste, tragfähigste Brücke humaner Verständigung, geistiger Gemeinschaft ist. Trotz unvorstellbarer Hindernisse, Verlegung der Redaktion aus Belgien nach Innsbruck, aus Innsbruck nach Deutschland, aus Deutschland in die Schweiz (wo jetzt die Zeitschrift teilweise in anderen Besitz übergegangen ist), breitete sich der Kreis der Mitarbeiter und Interessenten schnell aus; die überzeugende Idee, die drängende Notwendigkeit eines solchen Unternehmens besiegte alle Schranken. So ergab sich die Notwendigkeit, den Kreis der Mitarbeiter zu einer Besprechung zusammenzurufen, die organisatorische Fragen zu bereinigen, aber auch die ideelle Zielsetzung deutlicher zu umschreiben hatte. Die italienischen Mitglieder des Redaktionskomitees erlangten die Unterstützung der italienischen Regierung zur Veranstaltung eines Kongresses (20. bis 23. September 1949 in glänzendstem Rahmen: Accademia del Lincei und Villa Farnesina in Rom), bei dem sich der Kreis der Mitarbeiter zu einem internationalen Verein, „Sodalitas Erasmiana“, konstituierte und die Probleme des Humanismus in der heutigen Zeit, in Wissenschaft, Schule und Leben in einer Reihe von Vorträgen und Diskussionen behandelte, die die „Sodalitas“ jetzt in dem obigen Band vorlegt. Führende Persönlichkeiten des internationalen geistigen Lebens, wie der holländische Kulturhistoriker vanderLeeuw, der italienische Humanismusforscher Toffanin, der deutsche Philo-oph Rothacker, der Rektor der Gregoriana, P. Boyck, sprachen über das Verhältnis von Humanismus und Religion, Humanismus und

Staat, die Bedeutung des Humanismus im bildungsgeschichtlichen Sinn (klassische Bildung) für den allgemein-menschlich verstandenen Humanismus, das Problem der humanistischen Schulbildung (besonders von englischer Seite erfuhr dieses Problem interessante Beleuchtung, die vor Einseitigkeit warnt) und die humanistische Auffassung künstlerischen Ausdrucks. Der berühmte italienische Latinist Funaioli skizzierte die Geschichte der Entstehung des Begriffs „human“ und „Humanität“ im römischen Scipionenkreise mit der besonderen Nuance und dem besonderen Stimmungsgehalt, den das entsprechende Wort im Griechischen noch keineswegs hat. Der Referent zeigte an einer Ubersicht über die lateinische Geistesgeschichte des Altertums, wie aus der Spannung zwischen dem augustinischen Streben nach einer universal-gültigen, allgemein-menschlichen Gemeinschaft (aber noch mit staatlichen Machtmitteln) einerseits und dem Sidiaufbäumen der freien menschlichen Persönlichkeit gegen jede Machtbindung andererseits, in der „Civitas Dei“ Jes heiligen Augustinus, in christlicher Formulierung, der wesentlich humanistische Begriff von universaler Gemeinsdiaft entsteht, der Einheit im Sittlichen, gemeinsame Wertbindung im Geistigen über alle Machtgrenzen und organisatorische Bindung hinweg bedeutet.

Univ.-Prof. Dr. Endre v. Ivanka

Albert de Mun et le Parti catholique. Von

Henri Rollet. Editions Contemporaines. Boivin et Co., Paris. 127 Seiten.

War Carl von Vogelsang (1813—1890) der Mittler zwischen konservativ-feudalem und christlich-demokratischem Denken in Österreich, so Albert de Mun (1841—1914) in Frankreich. Diesen belangreichen Tatbestand beschreibt der Verfasser ausführlich und ergänzt damit die De-Mun-Biographien von Piou (Paris 1925) und Fontanille (ebenda 1926). Neues Material wird unter anderem in der Royahsmusfrage geboten De Mun, der Führer der Legitimisten, war es bekanntlich, dem Leo XIII. aus kirchenpolitischen und taktischen Erwägungen die monarchistische Haltung verbot. 1892 erschien zudem das Monarchismusdekret, welches die Katholiken zum Bekenntnis zur Republik im Gewissen aufforderte, gleichwohl damals französische Republik und „staatgewordene Gottlosigkeit“ (de Mun an Leo XIII.) eines und dasselbe waren! Leo XIII. war ungeachtet dessen der Auffassung, daß „Republik“ und „Gottlosigkeit“ begrifflich sich trennen ließen. Und so fügte sich de Mun am Ende. Nicht aber sein standpunktfreudiger Freundeskreis, der roya-listische Klub im Parlament. Dieser erklärte: „Als Katholiken beugen wir uns ehrerbietig vor der unfehlbaren Obergewalt des Heiligen Vaters in Glaubenssachen, als Bürger jedoch behaupten wir das Recht, in Freiheit alle Fragen der Politik, so auch die Staatsformenfrage, zu entscheiden.“

Univ.-Prof. Dr. August M. Knoll

Experimente mit der Seele. Von Wilfried D a i m. Sammlung „Naturwissenschaft für jedermann“. Ulrich-Moser-Verlag. Graz-Wien. 78 Seiten, 4 Bildtafeln.

Daim bietet einen kurzen, allgemeinverständlichen Uberblick über die Telepathie und die „außersinnliche Wahnehmung“. Der Abschnitt über experimentelle Traumtelepathie stützt sich auf eigene Untersuchungen des Verfassers; der Abschnitt über „außersinnliche Wahrnehmung“ hat den bekannten Experimenten I. B. Rhines und Benders viel zu verdanken. Nicht nur hat die Naturwissenschaft bereits die Überprüfung der „okkulten“ Phäomene übernommen, sondern ist sie auch in der Lage, mit Hilfe einer einwandfreien Methode diese Phänomene auf gewisse psychische Vorgänge zurückzuführen. Diese Vorgänge decken aber eigene Gesetze auf, welche nicht in die zeiträumliche Gesetzlichkeit gezwängt werden können. Es wäre kurzsichtig, einen spiritualistischen „Beweis“ im naturwissenschaftlichen Experiment zu suchen: weder das „neue Bild“ der Tiefenpsychologie noch das „neue Bild“ der Physik eignen sich für weltanschaulich ausgerichtete Beweisführungen. Was aber bewiesen werden kann, ist die Kurzschlüssigkeit der weltanschaulichen Verallgemeinerungen des Materialismus. — Das Büchlein gehört zu einer sauberen, neugestalteten Vulgarisation durch einen kompetenten Fachmann, Dr. Igor A. Caruso

Der deutsche Aufsatz. I. und II. Teil. Von Dr. E. B r e n n e r. Verlag Leitner & Co., Wels. 1212 und 224 Seiten.

Diese Studienbehelfe sind in dreierlei Hinsicht wichtig: für den Schüler als Beispiel, für den Lehrer als Leitlinie, für den Erwachsenen als Nachschlagehilfe. Der erste Band gibt

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