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Frau Minister grollt

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Minister Herta Firnberg ist böse -und das nun schon seit mehr als zwei Monaten. So böse, daß sich in der Frage der Nachfolge für Professor Ludwig Jedlicka im Institut für Zeitgeschichte in dieser langen Zeit nichts getan hat. Obwohl gerade die Ministerines war, die stets auf einen raschen Ablauf der Berufungsmodalitäten gedrängt hat.

Angeblich, laut „Presse“, hat sie den Vorschlag der Berufungskommission noch immer nicht in der Hand. Mag sein - aber das dürfte nicht an der Universität liegen, die festgehalten hat, am 8. März per Boten das Dokument überreicht zu haben. Es soll ja auch sonst vorgekommen sein, daß wichtige Poststücke in gewissen Schubladen verschwunden sind - es müßte der Ministerin also ein Leichtes gewesen sein, sie dort wieder loszueisen. Denn was drin stand, wußte sie ja genau (schon bevor die FURCHE darauf einging): Primo loco und einstimmig: Erika Weinzierl, Salzburg, secundo loco (gegen eine Minderheit der Professoren): Anton Staudinger, tertio loco (von der Mehrheit gleichgereiht): Wolf-Dieter Biehl, Wien und Hans Mommsen, Bonn.

Rund tausend Studenten könnten längst wissen, bei wem sie im nächsten Semester zur Prüfung antreten sollen. Denn am Ausgang der Berufungsverhandlungen sollte doch, meint man, kein Zweifel sein, geht der Streit doch nicht um den ersten, sondern um den zweiten Platz. Was einfacher, als dem einstimmigen Votum von Professoren, Assistenten und Studenten nachzukommen, und Erika Weinzierl so rasch als möglich nach Wien zu holen. Denn das war doch wohl der Traum des UOG-Schöpfers, Berufungen zu ermöglichen, die von allen Gruppen gleich gebilligt würden. Was ohnehin selten der Fall ist.

Aber nein - Frau Minister grollt. Seit zwei Monaten. Nicht etwa, weil sie gegen Erika Weinzierl wäre. Dann muß der Grund woqnders liegen. Vielleicht in der Absicht, späte Vergeltung z& üben, für die Tatsache, daß sie im UOG-Unterausschuß mit ihrer Absicht nicht durchgedrungen war, die Berufungslisten alphabetisch zu ordnen. Das hätte die Bevorzugung eines Kandidaten erleichtert, der jetzt auf dem dritten Platz aufscheint. Nichts gegen Mommsen - aber alles dafür, das UOG zu vollziehen, wenn es wirklich einmal funktioniert!

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