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Freud-Porträt

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Ob die Psychoanalyse Freuds eine ähnliche Revolution der menschlichen Geistesgeschichte darstellt, wie etwa die Theorien Galileis, Darwins oder Einsteins, oder ob sie nach dem bissigen Wort von Karl Kraus Jene Krankheit sei, für deren Therapie sie sich hält“, vermag nach Jahrzehnten differenzierter Freudrezeption in Theorie und Praxis kaum mehr die Gemüter zu erregen. Das Für und Wider um die Psychoanalyse und um die Gestalt Freuds ist damit freilich noch lange nicht beendet.

Einen wichtigen Beitrag zu der gesamten Diskussion um Freud und die Psychoanalyse bietet die Biographie von Ronald W. Clark, deren größter Vorzug wohl in einer wohltuenden objektiven Distanz zu ihrem Gegenstand liegt.

Clark stützt sich dabei auf neues, bisher nur schwer zugängliches Material und versucht in sehr plastischer Weise ein Freud-Bild zu zeichnen, das weder apologetische noch kritische Gesichtspunkte in den Vordergrund stellt.

Der Weg Freuds, sein Ringen um Anerkennung und die verschiedenen Rezeptionswellen der Psychoanalyse werden dabei ebenso fesselnd dargestellt, wie es Clark andererseits versteht, in klarer und vorsichtiger Weise die Grundkonzepte der Psychoanalyse zu vermitteln. Daß Clark dabei nicht zu Urteilen hinsichtlich des Werkes oder der Persönlichkeit Freuds gelangt, ist keineswegs als Nachteil des Buches zu registrieren.

Freuds Abneigung gegen eine Biographie, die er dennoch schon sehr früh voraussah, sein trotz einer nachgerade gewaltigen Privatkorrespondenz vorherrschender Zug zur Diskretion machen die Arbeit des Biographen sicher nicht leicht. Dennoch ist Clarks Arbeit gerade auf Grund ihrer vorsichtig-objektiven Distanz eines der seriösesten Freudbücher der letzten Jahre.

SIGMUND FREUD. Von Ronald W. Clark, VerlagS. Fischer, Frankfurt/Main, 1981.686 Seiten, Geb., öS 540,

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