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Gelbes Geld

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Wieder einmal weilt eine diesmal neunköpfige rumänische Regierungsund Parteidelegation in der chinesischen Hauptstadt, um die Ende November eingeleiteten chinesisch- rumänischen Verhandlungen fortzusetzen. Der Delegationsverkehr ist sehr rege geworden.

Den „großen Sprung nach vorne”, um mit Mao zu sprechen, machte der Stellvertretende Ministerpräsident Ghorghe Radulescu Ende November in Peking, wo er mit seiner Delegation Garantien ausgehandelt und ein Kreditabkommen unterzeichnet hat, wonach Bukarest einen langfristigen, zinsenlosen Kredit zur Anschaffung kompletter industrieller Ausrüstungen erhält. Chinesischer- seits führten der Stellvertretende Ministerpräsident und der Direktor des Finanz- und Handelsbüros des Staatsrats, Li Hsien-hien, die Besprechungen, aber Ministerpräsident Tschu En-lai mischte sich dem Vernehmen nach wiederholt ein. Die Höhe des Kredits wurde nicht mitgeteilt. Man erfährt auch nicht, welche chinesischen „Installationen und Ausrüstungen” geliefert werden. Peking demonstriert Rumänien gegenüber eine auffallende finanzielle Großzügigkeit und Opferbereitschaft, nicht zuletzt wohl auch, um die viel knausrigeren Sowjetgenossen in eine schwierige Lage zu bringen. Als Rumänien im Frühjahr 1970 \-on der Flutkatastrophe heimgesucht wurde, gewährte China Auslandshilfe auf

Nimmerwiedersehen, in der Höhe von 26 Millionen Dollar. Der sowjetische Beistand, natürlich auf Kredit, war damit nicht zu vergleichen.

Bei jedem chinesisch-rumänischen Treffen wird auch betont, wie sorgfältig Chinesen und Rumänen auf Unabhängigkeit des Partners und Nichteinmischung in dessen innere Angelegenheiten bedacht sind. Hier gibt es keine Breschnjew-Doktrin. Die Chinesen versprechen bei jeder passenden Gelegenheit auch weitreichende Unterstützung bei der Verteidigung der rumänischen Unabhängigkeit.

Dafür leisten die Rumänen kleinere, eher symbolische diplomatische Höflichkeitsgesten. Rumänien war zum Beispiel einer der ersten Staaten, die nach China Prinz Sihanouks Pekinger Exilregierung anerkannt haben und Unterstützung versprachen. Zwischen 1972 und 1975 soll der Warenaustausch erheblich gesteigert werden. 1970 war bereits ein Rekordjahr, die Steigerungsraten betrugen zwischen 30 und 70 Prozent. Viata Economioa — eine Fachzeitschrift der rumänischen Regierung — schrieb im Februar von einem Außenhandelsvolumen 1970 von 824 Milionen Lei. Das mag übertrieben sein. Manche Fachleute in Bukarest behaupten, das diese Zahl nur unter Einrechnung des erwähnten chinesischen Kredits hervorgezaubert werden konnte.

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