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Der Komet kommt doch

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Als ein „schwaches Ergebnis“ bezeichnete die Sozialistische Korrespondenz im Jahr 1964 das Rundfunk-Volksbegehren, das „nur“ 832.000 Stimmen ergab. In der „Arbeiter-Zeitung“ stand damals folgender Satz: „Es ist also klar, was dieses Volksbegehren nicht war. Eine politische Manifestation von bestimmendem Gewicht...“. Das Volksbegehren für die 40-Stun-den-Woche, das vor kurzem durchgeführt wurde, erbrachte die Summe 890.000 Stimmen. Und diese werden, zumindest offiziell, als ein großer Erfolg hingestellt. Dabei darf man nicht vergessen, daß der Gewerkschaftsbund immerhin 2 Millionen Mitglieder hat und die SPÖ rund 700.000. Es haben somit nur weniger als die Hälfte der Gewerkschaftsmitglieder für die 40-Stunden-Woche gestimmt. Wahrlich, um mit der Sozialistischen Korrespondenz von 1964 zu reden, „ein schwaches Ergebnis“ und auch „keine politische Manifestation von bestimmendem Gewicht“. Partei Propagandisten haben es wirklich oft schwer: Einmal müssen sie das Ergebnis eines Volksbegehrens als einen mäßigen Erfolg hinstellen, ein andermal das Ergebnis eines anderen Volksbegehrens, das fast genauso-viel Stimmen erhielt, als einen großen Erfolg. Dabei war das Volksbegehren für den Rundfunk wirklich ein Erfolg, denn die Parteien waren offiziell und inoffiziell dagegen und die Parteiorgane schwiegen das Volksbegehren tot. Trotz dieser Hindernisse konnte das damalige Volksbegehren doch relativ viel Stimmen sammeln. Das jetzige Volksbegehren hatte dagegen den großen Propagandaapparat einer Partei zur Verfügung und erreichte auch nicht mehr Stimmen. Warum? Wahrscheinlich glaubt jeder Österreicher, und dies mit Recht, daß das Kommen der 40-Stunden-Woehe nicht aufzuhalten ist. Es ist dies einfach ein Trend innerhalb der freien westchen Welt. Nachdem dieser ..Komet“ sowieso kommt, war es vielen öster rp'f+iern wahrten Mnlich nicht die Mühe wert, ein Volksbeeehren des-“Ib zu unterschreiben. Die meisten Österreicher zerbrechen sich wahrscheinlich nicht den Koof, daß noch viel zu tun ist. um die Arbeitszeit zu verkürzen. Österreich müßte mehr rationalisiert sein, als dies bisher der Fall ist. Aber Rationalisierungen in der Industrie und in der Wirtschaft kosten viel Geld. Und Bankkredite, mit denen man sie durchführen könnte, sind in Österreich sehr teuer. Auch die Steuern in Österreich sind nicht gerade günstig, um das Land zu rationalisieren. Wenn man sich whon dem westlichen Trend anschließen will, dann müßte man auch die dortigen Voraussetzungen im hiesigen Land schaffen. Sonst könnte der „Komet“ am Ende gar nicht landen.

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